Schörzingen

Schörzinger Elektriker kündigt Zusammenarbeit mit Stadt Schömberg auf und sucht neuen Standort

15.03.2024

Von Daniel Seeburger

Schörzinger Elektriker kündigt Zusammenarbeit mit Stadt Schömberg auf und sucht neuen Standort

© Daniel Seeburger

Beengte Verhältnisse: Riedlinger nutzt sogar die Garageneinfahrt als Lagerfläche.

Daniel Riedlinger ist frustiert. Der 30-jährige Elektrohandwerksmeister aus Schörzingen will expandieren. In seiner Heimatgemeinde ist das aber nicht möglich. Jetzt sucht er einen neuen Standort im Landkreis Tuttlingen.

Vor vier Wochen hat Daniel Riedlinger der Stadtverwaltung und einigen Schömberger Gemeinderäten einen Brief geschrieben – mit der Bitte an die Stadtverwaltung, diesen an alle Räte weiterzuleiten. Es ging um die Vergabe von Elektroarbeiten im Schömberger Interimsrathaus. Er bemängelte, dass er zur Abgabe eines Angebots aufgefordert wurde, ohne ein Leistungsverzeichnis bekommen zu haben. Der ZOLLERN-ALB-KURIER berichtete exklusiv über den Brief, der dann allerdings auch bis zur Gemeinderatssitzung vor zwei Wochen von Bürgermeister Karl-Josef Sprenger nicht weitergeleitet wurde – die Mails wurden zwar offensichtlich versandt, kamen aber nicht an.

Landratsamt stützt Stadtverwaltung

Das Landratsamt stützte damals die Sicht der Stadtverwaltung. Eine freihändige Vergabe könne bis zu einem Auftragswert von 50.000 Euro erfolgen, so die Kreisverwaltung damals. Verwiesen wurde aber auf die Rechtslage. Auch bei einer freihändigen Vergabe sei eine präzise Leistungsbeschreibung seitens des Auftraggebers erforderlich. Aber eben kein Leistungsverzeichnis, das in der Beschreibung der Leistungen weiter reicht.

Wenig verwunderlich ist für Daniel Riedlinger, dass das günstigste Angebot nun bei knapp 48.900 Euro liegt. Und dass man im Vorfeld seitens der Stadt von einer Kostenschätzung für dieses Gewerk in Höhe von 68.000 Euro ausgegangen war. Auch er hätte ein Angebot über 49.999 Euro abgeben können, um dann während der Umbauphase Nachforderungen zu stellen. „Aber was soll das?“, fragt der Elektromeister.

Bürgermeister kritisiert Handwerker

Bürgermeister Karl-Josef Sprenger teilte in der Gemeinderatssitzung am vergangenen Mittwoch aus. „Die Verwaltung hätte es sich ferner gewünscht, dass das Unternehmen, welches kein Angebot abgegeben hat, auch gegenüber der Presse geäußert hätte, zum geforderten Zeitpunkt keine Kapazitäten für die Durchführung des Auftrages zu haben, analog der Darlegungen im Ortstermin“, heißt es in der Sitzungsvorlage. Es habe angesichts der Vor-Ort-Besprechung „ja so ein Mini-Leistungsverzeichnis gegeben“, führte Gemeinderat Daniel Saffrin aus. Er wolle Nachträge nicht ausschließen, so Bürgermeister Sprenger, die würde es aber auch bei anderen Angeboten geben. Letztlich erhielt die Firma Reiner aus Deiligen den Zuschlag. Drei Räte stimmten dagegen.

Elektriker gibt sämtliche Aufträge der Stadt zurück

„Ich stehe nicht mehr hinter der Stadt“, sagt der 30-Jährige. Er hat deshalb die langjährige Zusammenarbeit von seiner Seite aus aufgekündigt. „Ich mache unter dieser Verwaltung nichts mehr für die Gemeinde“, erklärt er. Bereits in der jüngsten Sitzung des Schörzinger Ortschaftsrats wies Ortsvorsteher Tommy Geiger darauf hin, dass Riedlinger nicht mehr für die Instandhaltung der Straßenbeleuchtung zuständig sei. Zu den Arbeiten, die er bislang ausgeführt hat, zählen aber auch die Christbaumbeleuchtung in Schömberg und Schörzingen, die Festbeleuchtung, die Versorgung des Weihnachtsdorfs mit Elektrizität und alle weiteren Arbeiten, die mit der Stromversorgung auf dem Marktplatz zusammenhängen.

Der Frust von Daniel Riedlinger reicht nach seinen Angaben aber viel weiter zurück. Die Sache mit der Ausschreibung war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Sein Problem ist der beengte Raum seines Handwerkbetriebs. Er hat keinen Platz, in der Garageneinfahrt stapeln sich Paletten, im Garten stehen zwei Container. Riedlinger will expandieren, in Schömberg oder Schörzingen ist das aber seiner Ansicht nach nicht möglich. Im Gewerbegebiet Vor Aspen in Schörzingen wollte er einen Gewerbebauplatz kaufen und hat vor einigen Jahren Interesse bekundet. Ein gewerblicher Bau mit Geschäftsführerwohnung sei allerdings nicht möglich, habe man ihm von der Baubehörde beim Landratsamt signalisiert. Das sei nicht mehr erlaubt, habe es aus der Kreisverwaltung geheißen.

Auch Expansion vor Ort ist nicht möglich

Eine weitere Expansionsmöglichkeit sah Daniel Riedlinger in einem Grundstück direkt am bestehenden Geschäft in der Mozartstraße. Da dort Mischgebiet ist, wären auch eine integrierte Wohnung, Aufenthaltsfläche für Mitarbeiter und Mitarbeiterwohnung möglich gewesen. Die Planungen für das Gebäude auf Passivhausniveau seien schon weit fortgeschritten gewesen. Die notwendige Modifizierung des Bebauungsplan aus den 1970er-Jahren hätte er selbst bezahlen müssen. Allerdings hat es für den Platz auch noch einen anderen Interessenten gegeben. Beide durfte ihre Vorhaben im Ortschaftsrat vorstellen. Dann wurde gelost – und Riedlinger zog die Niete.

Seine nächste Hoffnung ruhte auf dem Gewerbegebiet Birkenweg, nur wenige hundert Meter vom jetzigen Betrieb entfernt. Seit über 20 Jahren ist ist dort eine Erweiterung geplant. Der Schömberger Gemeinderat setzte aber in den aktuellen Haushaltsplanberatungen gegen den Widerstand von Schörzingens Ortsvorsteher Tommy Geiger durch, dass das Vorhaben ein weiteres Jahr auf Eis gelegt wird. Aber auch dort hätte er nicht ohne weiteres ein Geschäftsgebäude mit Geschäftsführerwohnung bauen dürfen.

Gewerbegebiet Birkenweg wird ein Jahr geschoben

Nachdem ihm klar geworden ist, dass auch Birkenweg geschoben wird, will Daniel Riedlinger nun Konsequenzen ziehen. Bei einem ersten Termin mit der Sparkasse Tuttlingen habe er sich einen Überblick über freie Gewerbegebäude in und um Mühlheim an der Donau verschafft. Dorthin gibt es familiäre Beziehungen. Wohnen in Mühlheim und dann ein Geschäftsgebäude zwischen Mühlheim und Schörzingen könnte er sich gut vorstellen. Ob dann das neue Domizil die Hauptgeschäftsstelle bleibt und Schörzingen Zweigstelle wird, das muss sich Riedlinger noch überlegen.

Er ist sich aber sicher: „Der Elektrobetrieb in Schörzingen wird nicht ganz verloren gehen.“ Denn daran hängt auch das Herz des 30-jährigen Schörzingers. Und dort arbeitet er auch zusammen mit 6 weiteren Mitarbeitern. „Ich bin der jüngste im Team“, sagt er und schmunzelt. Das Unternehmen gibt es seit 30 Jahren, es wurde von seinem Vater gegründet. Heute bildet Riedlinger auch aus und bietet eine breite Palette Leistungen über Elektroinstallation, Altbausanierung, Photovoltaik und Elektromobilität. Und, so verrät er, die Auftragsbücher sind gut gefüllt.

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