Die Eröffnung der Gartenschau hat einen fulminanten Schlusspunkt unter Helmut Reitemanns Schaffen in Balingen gesetzt. Der Oberbürgermeister trat nach einer zweiten Amtszeit nicht mehr zur Wahl an. In unserem Interview im April freute er sich auf den neuen Lebensabschnitt und darauf, wieder mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Er verriet: „Ich werde ganz sicher ehrenamtlich arbeiten, wieder mit meiner Frau tanzen gehen und natürlich steht auch das Thema Familie ganz oben.“

Zur Wahl des Oberbürgermeisters im März traten sieben Kandidaten an. Sie stellten sich bei mehreren Veranstaltungen den Balingern vor. Dazu zählt auch das ZAK-Wahlpodium vor einem Jahr, das von unseren Redakteurinnen Jasmin Alber und Nicole Leukhardt moderiert wurde. Eine eindeutige Favoritin, ein eindeutiger Favorit hatte sich nach diesem Abend unter den Besuchern noch nicht herauskristallisiert.

Balingen muss zweimal an die Urne

Der erste Wahlgang brachte einen Stimmenkönig, aber noch keinen Sieger hervor: Dirk Abel lag mit 43,25 Prozent vorn, dahinter Sybille Fleischmann mit 25,96 Prozent. Am 20. März stand dann das finale Ergebnis fest: Der Gebürtige Mössinger Dirk Abel gewann die Wahl mit 55,99 Prozent der Stimmen. Dass nun Klarheit bestand, war Abel an diesem Abend anzusehen. „Ich war fast vier Monate unterwegs in der Stadt und in den Ortschaften, ich habe die Menschen noch besser schätzen und kennengelernt“, fasste der Sieger des Abends zusammen.

Metal-Fans wurden 2023 gleich zweimal geschockt – positiv wie negativ. Noch im Dezember 2022 hatte Festival-Macher Horst Franz verkündet, dass das „Bang Your Head“ nach den pandemiebedingten Verschiebungen im Sommer wieder stattfinden soll. Die Stadtverwaltung und die Gemeinderäte hatten Bedenken, wie das Metal-Großevent mit der Gartenschau zu koordinieren sei.

Endgültiges Aus für Kult-Festival

Doch alle Überlegungen und Planungen waren bald hinfällig. Die Hiobsbotschaft kam Anfang Mai: Nach 2020, 2021 und 2022 wurde das „Bang Your Head“ endgültig abgesagt. Die Veranstalter begründeten in einer Mitteilung, dass sich in den vergangenen drei Jahren vieles getan und geändert habe – meist zum Schlechteren für die Festivalplaner. Die Bedingungen – auch in wirtschaftlicher Hinsicht – seien 2023 noch völlig andere als 2019, weshalb „die Notbremse“ gezogen wurde.

Das Jahr 2023 war ein sehr ereignisreiches für Balingen. An einem Thema kam wahrscheinlich niemand vorbei: die Gartenschau 2023. Ein Mammutprojekt, für das die Kreisstadt sich hübsch machte und das knapp ein halbes Jahr lang den Alltag aller Balingerinnen und Balinger bestimmte. Über knapp fünf Monate hinweg besuchten über eine halbe Million Menschen die Gartenschau – 200.000 mehr als erwartet wurden.

Manches wird abgebaut, anderes bleibt

Mittlerweile sind die Bühnen wieder abgebaut und das Gelände frei begehbar. Die baulichen Veränderungen sind allerdings gekommen, um zu bleiben. Allen voran die drei neuen Brücken über die Eyach, das neue Areal Eyachstrand mit Jugendhaus und Aktivpark, die Erlebnisauen und die Eyachterassen und Wassergärten beim Zollernschloss.

Die Gelder für den Umbau der Stadt verwendeten die Planer zum Teil, um Balingen nicht nur hübscher, sondern auch sicherer zu machen. So wurde das Gelände der heutigen Erlebnisauen zum Beispiel von belastendem Müll im Boden befreit, um darauf ein Spielparadies für Kinder und gleichzeitig eine Flut-Abwehranlage zu errichten.

Heftiges Unwetter: Notruf überlastet

Die machte sich auch sogleich bezahlt, denn schon am dritten Besuchertag der Gartenschau gab es ein großes Unwetter im Zollernalbkreis. Die Eyach trug zwischenzeitlich so viel Wasser, dass sie Bäume und Büsche am Wegesrand mitspülte. Der Höchststand betrug 2,03 Meter. Viele der frisch-eingesetzten Pflanzen mussten entlang der Eyach erneuert werden, doch Schlimmeres konnte zum Glück und nicht zuletzt wegen der Hochwasserschutzmaßnahmen verhindert werden.

Das Unwetter traf Balingen und die Teilorte so heftig, dass zwischenzeitlich der Notruf 112 überlastet war. In Dürrwangen mussten Menschen aus ihren Häusern evakuiert werden. Andere waren in ihren Häusern eingeschlossen und konnten sie nicht mehr verlassen. Am schlimmsten waren die Zustände, laut Polizei und Feuerwehr, in Balingen, Frommern, Dürrwangen und Engstlatt. Insgesamt registrierte die Leitstelle über 100 Einsatzstellen, wovon knapp zwei Drittel in Balingen lagen.

In Erzingen wie auch in Endingen und Frommern sammelte sich das Wasser auf den Straßen und machte diese teilweise nicht befahrbar. Im Einsatz waren neben den lokalen Feuerwehren auch die DRK-Wasserwacht und das DLRG. In Frommern suchten die Einsatzkräfte fünf vom Wasser umschlossene Häuser auf und evakuierten 16 Personen aus den Häusern.

Postfiliale schließt

Zum Jahresabschluss heißt es in Balingen auch Abschied nehmen. Abschied von der gelben Postfiliale in der Robert-Wahl-Straße. Mit ihrem markanten, gelben Gebäude ist sie seit Jahrzehnten fester Bestandteil des Stadtbildes. Weil die Kundinnen und Kunden allerdings zunehmend auf Online-Angebote zurückgreifen würden und der Wegfall gut durch sogenannte Partnerfilialen (also Paketshops und dergleichen) abgefangen werden könne, hat sich die Postbank entschlossen, das Gebäude zu räumen.

Leer bleibt das Gebäude allerdings nicht. Das Landratsamt ließ vermelden, dass man plane, das Gebäude nach Auszug der Postfiliale für eigene Zwecke zu nutzen. Bisher befand sich bereits das Veterinär- und das Landwirtschaftsamt darin.