Geislingen

Im Jubiläumsjahr in der Gastgeberrolle: Binsdorfer Zunft rockt den Ringumzug am 4. Februar

30.01.2024

Von Rosalinde Conzelmann

Im Jubiläumsjahr in der Gastgeberrolle: Binsdorfer Zunft rockt den Ringumzug am 4. Februar

© Foto Keidel Hechingen

Die Binsdorfer Narrenzunft gibt ein imposantes Bild ab. Neben den Holzhutzeln und Stadthexen hat sich der Elferrat mit der wieder aktivierten Garde zum Foto vorm Rathaus aufgestellt. Vorne in der Mitte auf Stühlen sitzend sind die Gründungsmitglieder Norbert Hehn (links) und Paul Held (im Häs) dabei.

Dass es zum zweiten Mal keinen Umzug des Narrenfreundschaftsringes Zollern-Alb geben könnte, war für die Binsdorfer Narrenzunft unvorstellbar. Da kam es super gelegen, dass der Verein dieses Jahr seinen 40. Geburtstag feiern kann und der Ringumzug das Jubiläum krönt. Hinter der neuen Vereinschefin Carmen Renner und ihrem Team liegen arbeitsreiche Wochen. Jetzt aber steigt die Vorfreude täglich an. Das kleine Dorf wird am nächsten Sonntag 34 närrische Gruppe empfangen.

„Wir wollten, dass es weitergeht, nachdem der Narrenfreundschaftsring Zollern-Alb erneut keinen Ausrichter für den Ringumzug fand“, erzählt Carmen Renner. Die Binsdorfer sind in sich gegangen und haben entschieden, dass sie es wagen wollen. „Wir rocken es“, sagt die Vereinschefin lachend. Das war im Frühjahr 2023. Und seither ist bei ihr und allen, die bei der Vorbereitung mithelfen, kaum ein Tag ohne Organisationsstress vergangen.

„Es macht aber auch Spaß“, sagt die gebürtige Binsdorferin, die seit zwei Jahrzehnten mit ihrem Mann Björn und den beiden Kindern in Bodelshausen lebt. Ihre Fasnet in der Kindheit und Jugend hat sie aber nie vergessen. Sie ist durch und durch närrisch und auch der Narrenzunft treu geblieben. Das war auch der Grund, dass sie im vergangenen Jahr das Amt an der Zunftspitze angenommen hat, nachdem Susanne Pawlika aus gesundheitlichen Gründen aufgehört hat.

Fasnet ist Familiensache

Da sie 10 Jahre im Ausschuss mitgearbeitet hat, war ihr die neue Aufgabe auch nicht so fremd. Dass ihr die Fasnet so am Herzen liegt, ist auch eine Familiensache. Ihr Opa Ottmar Eberhart gehört zu den Gründungsmitgliedern ebenso wie ihr Onkel Paul Held, der zudem im Jahr 1982 eine neue Narrenfigur entworfen hat, die Binsdorfer Holzhutzel.

Seit vielen Jahren im Ring

Die Narrenzunft Binsdorf ist nur zwei Monate nach ihrer Gründung im September 1984 dem Narrenfreundschaftsring Zollern-Alb beigetreten und diese jahrelange Bindung war ebenso ein Grund für die Binsdorfer, den Ringumzug auszurichten.

Seit der Zusage sind Mann und Maus bei der Zunft mit den Vorbereitungen beschäftigt. Carmen Renner schreibt und beantwortet täglich E-Mails und hat schon etliche Behördengespräche geführt. Jetzt ist alles unter Dach und Fach und die Vorfreude steigt.

Viele Besenwirtschaften und ein Narrendorf

Die Fasnetsnärrin kann sich dabei nicht nur auf die Zunftmitglieder verlassen, auch von Seiten der örtlichen Vereine kommt Unterstützung. Ohne diese wäre das Event aber auch nicht stemmbar. Denn am Sonntag erwartet das kleine Dorf 34 närrische Gruppen, allein 22 vom Narrenfreundschaftsring. Die restlichen Umzugsteilnehmer kommen aus der Region. „Es gibt sehr viele Besenwirtschaften und wir werden bei der Festhalle ein Narrendorf aufstellen“, kündigt Renner an.


Fasnet wird schon früher gefeiert

Es ist schon über drei Jahrzehnte her, dass die Binsdorfer einen Ringumzug ausgerichtet haben. Umso größer ist nun die Freude der Narren, wieder einmal die Gastgeberrolle zu übernehmen. Auch wenn dies mit viel Arbeit verbunden ist.

Die Binsdorfer hängen an ihrer Fasnet, die inoffiziell älter als vier Jahrzehnte ist. Als Narrenfiguren gab es vor der Zunftgründung schon den Fasnetsbutz, einen Blätzlenarr mit einer Saubloder, den Bauern mit seiner grob-derben Männermaske sowie den Strohbären. Diese Figuren traten früher bei Hausbällen und der Straßenfasnet in Erscheinung und sind heute nur an der Ortsfasnet zu sehen.

Im Jubiläumsjahr in der Gastgeberrolle: Binsdorfer Zunft rockt den Ringumzug am 4. Februar

© Privat

Es war der heutige Landrat, der in seiner Zeit beim ZOLLERN-ALB-KURIER über die Anfänge der Zunft und deren Gründung berichtete.

Etwa zur selben Zeit, als Paul Held die Holzhutzel, deren Maske die Form einer runzligen Birne hat, zum Leben erweckt hat, entstand mit der Stadthexe die zweite Binsdorfer Fasnetsfigur. Treibende Kraft war dabei eine Gruppe von närrischen Frauen. Helmut Eberhart entwarf die Maske, die dadurch auffällt, dass sie eher gutmütig aussieht und im Gegensatz zur üblichen Hexenmaske nichts Furchterregendes an sich hat.


Ein eigener Narrenmarsch

Keine Fasnet ohne Musik: Seit 1986 verfügt die Narrenzunft Binsdorf über einen eigenen Narrenmarsch, der mit dem Refrain „Heut ischt z’Beisdorf Fasnet“ beginnt. Komponiert wurde das Narrenlied von Heinz Müller. Der Text stammt von Heinz Müller und Paul Held. Die Binsdorfer Stadtkapelle spielt den Marsch an der Fasnet seit Jahrzehnten unzählige Male.

Ein solider Verein

Der Verein, der seit 2023 von Carmen Renner und Kevin Brückel (2. Vorstand) geführt wird, steht auf soliden Beinen. Von den 289 Mitgliedern sind 215 an der Fasnet aktiv, davon 166 Erwachsene und 49 Kinder. Kassiererin ist Verena Mai, Schriftführerin Simone Eissler. Die Beisitzer sind Daniela Ritter, Sandra Fröhlich, Susanne Pawlika, Carina Potreck, Damaris Wagner, Fabienne Banschbach, Jasmin Letang, Lisa Sauer und Patrick Hutter.


Domizil ist zu klein

Nachdem die Zunft viele Jahre im Kloster beheimatet war, musste sie wegen der Sanierung des historischen Gebäudes ein neues Domizil suchen. Das gestaltete sich sehr schwierig, es gab dann aber Ende 2019 eine Übergangslösung. Anfang 2020 hat die Zunft die ehemalige Schalterhalle in der Binsdorfer Filiale der Raiffeisenbank Geislingen-Rosenfeld bezogen. „Wir haben es schön gemacht, aber es ist einfach zu klein“, sagt Carmen Renner. Deshalb hören sich die Narren weiter um und hoffen in absehbarer Zeit auf eine langfristige Lösung. Auch, weil ihre Sachen im ganzen Dorf verteilt sind.

Im Jubiläumsjahr in der Gastgeberrolle: Binsdorfer Zunft rockt den Ringumzug am 4. Februar

© Privat

Der Elferrat mit der Führungsspitze Carmen Renner und Kevin Brückel (Vierte und Fünfter von rechts) und Renners Vorgängerin Susanne Pawlika (rechts).

Susanne Pawlika stand bis 2023 an der Vereinsspitze und verfügt über viel Erfahrung. „Ich bin sehr froh, dass Susanne im Ausschuss weitermacht und mich unterstützt“, sagt ihre Nachfolgerin, die im Übrigen davon überzeugt ist, „dass am Sonntag die Sonne scheinen wird“.

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