Schörzingen

Charmeoffensive für die Lokalpolitik: Schörzinger Räte wollen die Mitarbeit attraktiver machen

17.06.2021

Von Daniel Seeburger

Charmeoffensive für die Lokalpolitik: Schörzinger Räte wollen die Mitarbeit attraktiver machen

© Daniel Seeburger

Ortschaftsrat Karl-Heinz Koch (rechts) präsentiert die Ergebnisse, Bürgermeister Karl-Josef Sprenger folgt den Ausführungen auf der Leinwand.

Welche Möglichkeiten gibt es, die Mitarbeit in Gemeinde- und Ortschaftsräten attraktiver zu machen. Drei Schörzinger Räte haben sich Gedanken gemacht und sie im Schömberger Gemeinderat vorgetragen.

Die Misere um die ehrenamtliche Mitarbeit in lokalpolitischen Gremien hat sich bei der letzten Kommunalwahl 2019 in Schömberg und Schörzingen besonders deutlich gezeigt. In beiden Gemeinden konnten keine vollständigen Listen antreten. In Schömberg wurde ein Gemeinderat in Mehrheitswahl gewählt, der sich erst kurz vor dem Urnengang bereiterklärt hatte, im Falle einer Wahl das Amt anzunehmen.

Besonders prekär war die Lage in Schörzingen. Um die elf Ortschaftsratsmandate bewarben sich gerade einmal sechs Kandidaten. Fünf weitere Ortschaftsräte wurden in Mehrheitswahl gewählt. Das komplizierte Zählverfahren führte dazu, dass die 1300-Einwohner-Gemeinde zwei Tage brauchte, bis das Endergebnis schließlich feststand.

Verkleinerung des Ortschaftsrats wurde abgelehnt

Ortsvorsteher Tommy Geiger stellte Anfang des Jahres den Antrag, die Anzahl der Sitze von elf auf neun zu reduzieren. Er argumentierte unter anderem mit der Größe des Gremiums. Zum Vergleich: Im Nachbarort Dotternhausen werden die 1850 Einwohner von zehn Gemeinderäten vertreten. Geigers Antrag fand allerdings keine Mehrheit. Die Räte sprachen sich dafür aus, eine Charmeoffensive fürs Ehrenamt Ortschaftsrat zu starten. Die aus Matthias Senn, Karl-Heinz Koch und Harald Schmuck bestehende Arbeitsgruppe präsentierte in der Schömberger Gemeinderatssitzung ihre Vorschläge.

Die Frage sei, weshalb sich so wenige Bürgerinnen und Bürger im Ehrenamt engagierten, führte Karl-Heinz Koch aus. Der Stress sei zu groß und die Arbeit zu wenig lukrativ, so der Ortschaftsrat. „Weshalb engagieren sich eigentlich so wenige Frauen im Ehrenamt“ – so eine weitere Frage, auf die die Gruppe allerdings keine nachvollziehbare Antwort präsentieren konnte. „So wirklich schlau sind wir nicht geworden“, sagte Karl-Heinz Koch. Offensichtlich gebe es eine Scheu vor den Netzwerken der Männer oder Angst vor Sexismus und Anfeindungen.

Deutlicher Männerüberschuss

„Es muss aber noch andere Gründe geben“. Denn nicht überall ist der Männerüberschuss so deutlich wie in Schömberg und Schörzingen, wo lediglich eine Frau im Gemeindegremium mitarbeitet. In Dotternhausen beispielsweise sind drei Frauen im zehnköpfigen Gemeinderat, die Geschäfte werden von einer Bürgermeisterin geleitet und auch das Hauptamt ist in weiblicher Hand.

Die drei Ortschaftsräte schlugen vor, die Arbeit des Gremiums offensiver zu präsentieren. „Gutes tun und darüber reden, das ist die Devise“, so Karl-Heinz Koch. Man müsse die Bürger mehr mitnehmen und in die Entscheidungsfindung integrieren sowie mehr Informationen über die Möglichkeiten der Gemeindegremien transportieren. Dazu gehöre auch, Kommunikationsplattformen zu nutzen.

Ehrenamt aufwerten

Das Ehrenamt könnte aufgewertet und attraktiver gemacht werden. Anstatt Sitzungsgeld könnte es Ermäßigungen bei den Kita-Gebühren oder Punkte bei der Bauplatzvergabe geben. Kostenlose Vereinsmitgliedschaften oder vergünstigte Eintrittspreise fürs Hallenbad seien durchaus denkbar, erklärte Karl-Heinz Koch.

Dorf- und Städtle-Rundgänge mit Bürgerinnen und Bürgern oder Waldbesuche mit dem Förster seien genau so denkbar wie Aktionen für Kinder oder Baumpflanzaktionen. Wichtig für die drei Räte: Die umgesetzten Projekte müssen ansprechend präsentiert werden.

Bürgermeister Karl-Josef Sprenger schlug vor, die Anregungen an den Gemeindetag zur rechtlichen Überprüfung und zur Stellungnahme weiterzuleiten.

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