Zollernalbkreis

Bundeskartellamt machte Südwest Presse bei geplanter ZAK-Übernahme Strich durch die Rechnung

07.01.2023

von Pressemitteilung

Bundeskartellamt machte Südwest Presse bei geplanter ZAK-Übernahme Strich durch die Rechnung

© Klaus Irion

Der original ZOLLERN-ALB-KURIER bleibt ZOLLERN-ALB-KURIER, nur eben nicht mehr eigenständig, sondern unter dem Dach des Unternehmens Schwäbisch Media in Ravensburg.

Das Bundeskartellamt hat am Freitag seine positive Einschätzung zum Verkauf des ZOLLERN-ALB-KURIER an die Schwäbischer Verlag GmbH & Co KG in Ravensburg in einer Pressemitteilung bekanntgegeben. Anders hätte es seitens der Wettbewerbshüter im Falle eines Verkaufs an das Südwest-Presse-Unternehmen Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG ausgesehen. Das Kartellamt spricht von „wettbewerblichen Bedenken“, weil dies eine „Verflechtung“ mit dem einzigen Mitbewerber, dem Schwarzwälder Bote, unter dem Dach der Südwestdeutschen Medienholding in Stuttgart nach sich gezogen hätte.

Unter dem Titel „Wettbewerbliche Bedenken gegen Übernahme einer Tageszeitung im Zollernalbkreis – alternativer Erwerber kommt zum Zug“ hat sich das Bundeskartellamt am Dreikönigstag zu Wort gemeldet. Hier die Stellungnahme im Wortlaut.

„Die Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG hat die Anmeldung der Übernahme sämtlicher Anteile an der Druck- und Verlagshaus Hermann Daniel GmbH & Co. KG, Balingen, sowie an deren Komplementärgesellschaft Anfang Januar 2023 zurückgenommen. Das Verlagshaus Daniel verbreitet im Zollernalbkreis die regionale Abonnement-Tageszeitung Zollern-Alb-Kurier sowie ein Anzeigenblatt. Die Neue Pressegesellschaft verbreitet verschiedene regionale Abonnement-Tageszeitungen in Baden-Württemberg (insb. die Südwest Presse) sowie in Brandenburg (insb. die Lausitzer Rundschau und die Märkische Oderzeitung), außerdem Anzeigenblätter.

Unterschiedliche Folgen

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: ‚Gegen den Zusammenschluss des Verlagshauses Daniel (Zollern-Alb-Kurier) mit der Neuen Pressegesellschaft haben wir wettbewerbliche Bedenken erhoben. Unsere Ermittlungen legen nahe, dass die Übernahme eine Verflechtung des Verlagshauses Daniel mit seiner einzigen Wettbewerberin im Bereich regionale Abonnement-Tageszeitungen begründet hätte. Die schon bisher starke Marktstellung des Zollern-Alb-Kuriers hätte sich dadurch weiter verstärkt.

Der Erwerb des Verlagshauses Daniel durch den Schwäbischen Verlag, der uns im vergangenen Jahr vorab zur Prüfung vorlag, ist wettbewerblich hingegen unproblematisch. Weder liegen Überschneidungen vor, noch kommt es hier zu problematischen Verfechtungen.‘

Die Marktermittlungen des Bundeskartellamts haben ergeben, dass der Zollern-Alb-Kurier in seinem Verbreitungsgebiet, dem mittleren und südlichen Zollernalbkreis um die Gemeinden Balingen und Albstadt, sowohl bei der Auflage als auch bei den Leser- und Anzeigenumsätzen einen sehr deutlichen Vorsprung hat. Er steht lediglich im Wettbewerb mit zwei lokalen Unterausgaben des Schwarzwälder Bote. Die Schwarzwälder Bote Mediengruppe gehört zur Südwestdeutsche Medienholding GmbH, Stuttgart, die wiederum mit der Neuen Pressegesellschaft gesellschaftsrechtlich verflochten ist. Eine Übernahme des Verlagshauses Daniel durch die Neue Pressegesellschaft hätte somit zu einer Verflechtung der beiden einzigen regionalen Wettbewerber geführt und die führende Marktposition des Zollern-Alb-Kuriers weiter verstärkt.

Anmeldung zurückgezogen

Das Bundeskartellamt hatte den Zusammenschlussbeteiligten Ende November 2022 vorläufige wettbewerbsrechtliche Bedenken gegen den Zusammenschluss dargelegt und ihnen Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Daraufhin wurde die Anmeldung nun zurückgezogen.

Bereits im August 2022 hatte das Bundeskartellamt das Vorhaben der Schwäbischer Verlag GmbH & Co KG, Ravensburg, freigegeben, sämtliche Anteile am Verlagshaus Daniel zu erwerben. Zu der weiteren Prüfung im vorliegenden Verfahren kam es, weil die Neue Pressegesellschaft im Anschluss ebenfalls den Erwerb der Anteile anmeldete.“

Stellungnahme der Geschäftsführer

Soweit die Stellungnahme des Bundeskartellamts, „dessen Auffassung sowie die vorläufige Einschätzungen wettbewerbsrechtlicher Bedenken wir uneingeschränkt teilen“, erklären die Geschäftsführer des ZOLLERN-ALB-KURIER, Lutz Schumacher und Daniel Welte.

„Im Zuge der Aufgabe unserer Eigenständigkeit, als Verlagshaus Hermann Daniel, war uns allen voran die garantierte Arbeitsplatzsicherung der Mitarbeiter, das klare Bekenntnis zum Standort sowie der Erhalt der Medienvielfalt im Zollernalbkreis die wichtigsten Punkte“, ergänzt Welte. „Mit dem Schwäbischen Verlag aus Ravensburg hatten wir schon zu einem frühen Zeitpunkt einen Partner an unserer Seite, welcher genau unsere Punkte und Auffassungen uneingeschränkt und selbstverständlich teilte“, so Geschäftsführer Welte.

„Der richtige Partner“

„Aufgrund der gesellschaftsrechtlichen Verflochtenheit der Südwest Presse mit dem Schwarzwälder Bote wäre eine eventuell in langer Zukunft gesehene marktbeherrschende und/oder monopolistische Stellung der Südwest Presse im Zollernalbkreis grundsätzlich nicht ausgeschlossen gewesen“, ist der frühere Mitgesellschafter des Druck- und Verlagshauses Hermann Daniel überzeugt.

„Sicher wäre dann ein Großteil unserer so wichtigen geforderten Punkte hinfällig geworden. Daher kann ich die Bedenken und Einschätzungen des Bundeskartellamtes nur unterstreichen und bin überzeugt, dass wir mit dem Schwäbischen Verlag aus Ravensburg für die Zukunft der Mitarbeiter sowie für die Medienvielfalt im Zollernalbkreis den richtigen Partner für den ZOLLERN-ALB-KURIER haben.“

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