Balingen

Balinger Grüne und Fridays For Future Albstadt organisieren ersten Klimastreik im Landkreis

16.09.2022

Von Jasmin Alber

Balinger Grüne und Fridays For Future Albstadt organisieren ersten Klimastreik im Landkreis

© Jasmin Alber

Organisieren den Klimastreik in Balingen (von links): Elisabeth Kittel, Christopher und Sophie Seng, Mika Ringle und Pascal Faude.

Die „Fridays For Future“-Bewegung und die Grünen eint vor allem ein gemeinsames Ziel: der Klimaschutz. Wenn es um Termine an den globalen Klimastreik-Tagen geht, ist der Zollernalbkreis und auch die nähere Umgebung ein weißer Fleck auf der Landkarte. Das soll sich am 23. September ändern. Der Grünen-Ortsverein Balingen und FFF Albstadt organisieren eine Demonstration in Balingen. Die Organisatoren erklären die Hintergründe, wofür sie auf die Straße gehen und warum Klimaschutz im Kleinen beginnt.

Sophie und Christopher Seng, Beirätin und Co-Vorsitzender des Balinger Ortsvereins von Bündnis 90/Die Grünen, waren in der Vergangenheit schon öfter bei globalen Klimastreik-Tagen in Tübingen. Doch warum dafür immer nach Tübingen fahren?, fragte sich Sophie Seng, deren Aufgabe im Beirat unter anderem darin besteht, als Ortsverein sichtbarer zu werden und den Klimawandel als Thema in die Öffentlichkeit zu bringen. Ihr Ziel lautete deshalb, den Klimastreik in den Zollernalbkreis bringen.

Die „Fridays For Future“-Gruppe (FFF) Albstadt, übrigens die einzige im Landkreis, war sofort mit im Boot. Nabu und die Jusos Zollernalb unterstützen die beiden Initiativen. Die Premiere des Klimastreiks Zollernalb ist am Freitag, 23. September, in Balingen. „Wir laden alle aus dem Zollernalbkreis ein, mit Transparenten, Plakaten oder einfach so vorbeizukommen“, fasst Sophie Seng zusammen. Ein Demozug soll die Forderungen des Klimastreiks verdeutlichen.

Mit Wumms auf Klimaziele aufmerksam machen

Bei den Klimastreiks in Tübingen sei dank Megafonen und Sprechgesängen „richtig Wumms“ dabei, „das wollen wir in Balingen auch erreichen“, sagt Mika Ringle (18), die sich seit 2,5 Jahren bei FFF Albstadt engagiert.

„Oft unterschätzen die Leute, wie wichtig jedes Gesicht vor Ort ist“, so Sophie Seng. Es gebe Kraft, sich gemeinsam für etwas einzusetzen. Aber wofür eigentlich?

Klimaschutz ist zwar ein globales Thema. Die Voraussetzungen, die Klimaziele zu erreichen, werden jedoch vor Ort, im Kleinen geschaffen. Die Initiatoren des Klimasteiks in Balingen demonstrieren deshalb für mehr Engagement der Verwaltungen, auch hier im Zollernalbkreis. Dazu zählen Solaranlagen auf städtischen Dächern und Flächen, als Beispiel nennen sie die Überdachung des neuen Busbahnhofs in Balingen, die aktive Unterstützung von Windenergieprojekten vor Ort, einen beherzten Ausbau des Radwegenetzes sowie zukunftsfähiges Bauen ohne Flächenfraß.

Zeichen für etwas setzen

Wichtig sei es, ein Zeichen zu setzen, für und nicht gegen etwas zu demonstrieren, betont Sophie Seng – für Klimagerechtigkeit und für den Erhalt einer lebenswerten Erde durch aktiven Klimaschutz.

Das Thema Klimaschutz auch in kleineren Kommunen aktiv in Angriff zu nehmen, „heißt nicht, den ganzen Ort umzukrempeln“, veranschaulicht Elisabeth Kittel (18) vom FFF-Orga-Team. Sie zählt zu den Handlungsfeldern unter anderem einen zuverlässigen ÖPNV und ein gut ausgebautes Radwegnetz. „Man macht die Lebensrealität von so vielen Menschen attraktiver. Menschengerechte Städte und Gemeinden mit Weitblick und Ziel gehören zum Klimaschutz dazu“, ist die Gymnasiastin sicher.

Wenig Resonanz nach Gesprächen mit Verwaltung

„Albstadt wirbt für sich als Sportstadt, aber das Radwegenetz ist dürftig“, findet Pascal Faul, der bei FFF Albstadt für Planung, Organisation und Technisches verantwortlich zeichnet. Der 18-Jährige hat mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern immer wieder bei der Albstädter Verwaltung angeklopft, denn „am Ende sind es die kommunalen Verwaltungen, die etwas verändern können“. Das Ergebnis dieser Gespräche war für sie jedoch nicht zufriedenstellend.

Der Eindruck der FFF-Leute: Es werde nicht mehr getan, als gesetzlich gefordert. Ihr Wunsch, den sie mit den Balinger Grünen teilen: Die Verwaltung sollte sich in der Pflicht und Verantwortung sehen, vor Ort schnell zu handeln und Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen. Die Diskussion um Photovoltaik auf dem ZOB-Dach in Balingen illustriere ganz aktuell die Problematik, ergänzt Christopher Seng.

Man spüre zudem als junger Mensch wenig vom Einsatz der Kommunalpolitik, diese Negativerfahrung sei frustrierend, so Elisabeth Kittel. Einige Nachfragen, beispielsweise zu Solarstrom von kommunalen Gebäuden, blieben bislang unbeantwortet, führen die bei FFF engagierten Gymnasiasten exemplarisch auf.

„Klimaschutz auf lange Sicht rentabel“

„Viele haben die Ansicht, dass Klimaschutz teuer ist und man sich einschränken muss“, meint Christopher Seng. Man wolle darlegen, dass dies nicht so ist, denn: „Das Gegenteil ist richtig, Klimaschutz ist auf lange Sicht rentabel“, ergänzt seine Frau. Nicht nur monetär, wie die Abhängigkeit von Energielieferanten in der aktuellen Krise zeigt – nur ein Beispiel dafür sei die Schließung der Schwimmbäder in Albstadt. „Man hätte vieles abwenden können, wovon wir heute abhängig sind“, konstatiert Sophie Seng.

„Geld ist meist das Hauptargument, wenn man auf die Kommune zugeht und beispielsweise anregt, mehr E-Ladesäulen zu installieren“, ist Pascal Fauls Erfahrung. Dabei seien diese der erste Schritt. Denn warum sollte sich jemand ein E-Fahrzeug anschaffen, wenn die Ladeinfrastruktur in den Städten und Gemeinden nicht gegeben sei?

Informationen zum Ablauf des Klimastreiks Zollernalb

Der erste Klimastreik im Zollernalbkreis findet am Freitag, 23. September, in Balingen statt. Die angemeldete Demonstration und Kundgebung in der Innenstadt wird um 14 Uhr mit Musik auf der kleinen Bühne vor dem Rathaus eröffnet. Der von FFF geführte Demozug setzt sich anschließend in Richtung Altes Landratsamt in Bewegung, geht über die Neue Straße zur Sparkasse und wieder zurück. Im Anschluss gibt ein offenes Mikrofon bis 16.30 Uhr allen die Gelegenheit, mit (kurzen) Redebeitrage zum Leitthema „people not profit“ die Erfahrungen kundzutun.

Eingeladen sind im Speziellen auch lokale Politiker, sich die Anliegen der Demonstranten anzuhören und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Die FFF-Bewegung Albstadt zählt derzeit rund 40 Aktive, neue – nicht nur aus Albstadt – sind willkommen. Die Treffen sind immer online, sodass die Entfernung keine große Rolle spielt. Eine enge Zusammenarbeit wird mit der Sigmaringer Gruppe gepflegt.

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