Meßstetten

Was ist Pflicht, was ist Kür? Ein klares Jein zum Sportgelände auf dem Meßstetter Geißbühl

24.03.2024

Von Klaus Irion

Was ist Pflicht, was ist Kür? Ein klares Jein zum Sportgelände auf dem Meßstetter Geißbühl

© Klaus Irion

Was ist Kür, was ist Pflicht, bei der Sanierung und Erweiterung des Sportgeländes auf dem Meßstetter Geißbühl? Diese Frage stellt sich derzeit dem Gemeinderat.

Sanierung der Sporthalle auf dem Geißbühl erstmal nein. Weiterplanen für ein dortiges sanitäres Funktionsgebäude ja. Das hat der Meßstetter Gemeinderat in seiner Sitzung am Freitag beschlossen. Die „Mitschuld“ an der finanziellen Zurückhaltung sieht Bürgermeister Frank Schroft an diesen Entscheidungen, die er aber selbst mitgetragen hat.

Egal, was einem derzeit im Leben Schlechtes oder Problematisches widerfährt: Schuld ist im Zweifelsfall „die Ampel“. Natürlich ist sie es sicherlich tatsächlich nur in seltenen Fällen (direkt). Aber einen Sündenbock parat zu haben, kann ja nie schaden, denkt sich wohl so mancher Zeitgenosse.

Der Kreistag trägt „Mitschuld“

Gemeint ist natürlich die bundespolitische Ampel in Berlin. Nun aber könnte sich zu dieser auf der Zollernalb eine kommunalpolitische Variante gesellen. Nicht „die Ampel“ ist schuld, sondern der Kreistag des Zollernalbkreises. Dessen Mitglieder haben in der jüngeren Vergangenheit die beiden hunderte Millionen Euro teuren Jahrhundertprojekte Beteiligung an der Regionalstadtbahn Neckar-Alb beziehungsweise Bau eines Zentralklinikums auf den Weg gebracht.

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Zugestimmt hat dabei auch stets der Fraktionsvorsitzende der CDU, Frank Schroft. Und sich in der jüngsten Sitzung des Kreistags auch öffentlich „gewundert“, mit welcher Schärfe das Regierungspräsidium Tübingen auf die finanzielle Lage des Zollernalbkreises schriftlich (ab-)mahnend reagiert hat. Von einer sinnvoll erscheinenden Priorisierung der beiden bereits genannten Großprojekte war darin die Rede. Es ging bis hin zu einem Infragestellen der Beteiligung am Projekt Regionalstadtbahn.

Schroft zwischen Schultes und Ehrenamt

Nun ist Frank Schroft aber lediglich ehrenamtlich Mitglied des Kreistags. Im Hauptberuf bekleidet er in zweiter Amtsperiode den Posten des Meßstetter Bürgermeisters. Und als solcher ist er dann auch verpflichtet, dem (finanziellen) Wohl seiner Gemeinde zu dienen. Und hier kommen jetzt die, wie erwähnt von ihm mitgetragenen, Großprojektentscheidungen des Kreistags ins Spiel. „Die Meßstetter Finanzlage wird schwieriger“, konstatiert der Schultes. Hier schlügen jetzt die via Kreisumlage erfolgenden Abgaben an den Landkreis für Regionalstadtbahn und Zentralklinikum durch.

Die finanziell „komfortable Ausgangssituation“ der Stadt Meßstetten: Für Schroft Vergangenheit. Die Folge: Der Gemeinderat ist dem Vorschlag des Bürgermeisters einstimmig gefolgt und hat die Sanierung der Sporthalle auf dem ehemaligen Militärgelände auf dem Geißbühl erst einmal zurückgestellt. „Nicht, dass wir uns das nicht noch leisten könnten, da gibt es andere Städte und Gemeinden im Landkreis, denen sich eine solche Frage schon gar nicht mehr stellen würde“, relativierte der Schultes. Er habe aber Bedenken, „dass wir uns längerfristig finanziell übernehmen, wenn ich auf weitere Millionen-Euro-Projekte wie den Kindergartenanbau Bueloch, das Feuerwehrgerätehaus Heinstetten und die Nachnutzung des Wasserturms schaue. „Es ist nun an der Zeit, zu prüfen, was ist Pflicht und was ist Kür.“

Millionen-Euro-teure „Kür“

Zur „Kür“ zählt demnach auch die Sporthallensanierung auf dem Geißbühl. Da waren sich Schroft und alle Gemeinderäte – Letztere in nur nuancenhaft argumentativer Unterscheidung – einig. Schließlich würden sich die Kosten je nach Sanierungsvariante auf 5,2 Millionen Euro bis 7,9 Millionen Euro belaufen, wie Tobias Eisenbraun vom beauftragten Stuttgarter Planungsunternehmen „Sport Conzept“ erläutert hatte

„Pflicht“ – oder vielleicht besser eine Verpflichtung gegenüber den Sportlern – sei es, dass für adäquate sanitäre Einrichtungen gesorgt wird. Ebenso einstimmig wie die Ablehnung der Hallensanierung hat der Gemeinderat schließlich den Auftrag erteilt, die Planung eines Funktionsgebäudes mit Umkleiden, Duschen und Toiletten fortzusetzen.

Was ist Pflicht, was ist Kür? Ein klares Jein zum Sportgelände auf dem Meßstetter Geißbühl

© Klaus Irion

Es wird längst kräftig gearbeitet rund um die Sporthalle auf dem Geißbühl.

Stadtrat Oliver Rentschler (Bürgerliste) hatte zuvor vorgeschlagen, die gesamte Hallenthematik noch in Fraktionssitzungen zu besprechen, ehe man eine Entscheidung fälle. Aber letztlich stimmten dann doch alle für den Antrag von Ernst Berger (CDU), der zum jetzigen Zeitpunkt lediglich die Weiterbeschäftigung mit dem Funktionsgebäude zur Folge hat.

Übrigens: Auch die Landkreisverwaltung und die Kreisräte machen sich ihre Gedanken, was „Pflicht“ und was „Kür“ ist. Ob in puncto Zentralklinikum ein geplanter Gebäudekomplex mit Wohnheim für Pflegerinnen und Pfleger jemals gebaut wird, steht derzeit noch in den (finanziellen) Sternen. Eines aber scheint klar: Den Verweis, dass man sich dieses oder jenes nicht mehr leisten könne, weil der Landkreis seine Jahrhundertprojekte auch mit Mitteln der Städte und Gemeinden stemme, der wird künftig häufiger zu hören sein, nicht nur in Meßstetten.

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