Fussball

Vor dem Start in die Regionalliga-Saison: Die TSG Balingen weiß um ihre Rolle

03.08.2022

Von Marcus Arndt

Vor dem Start in die Regionalliga-Saison: Die TSG Balingen weiß um ihre Rolle

© Eibner

Die Spieler der TSG Balingen wollen auch in der Saison 2022/23 wieder jubeln.

Ein ambitioniertes Quartett an der Spitze sowie starke Aufsteiger machen die Südwest-Staffel noch einmal enger. Trotz einer sensationellen Vorsaison bleibt Balingen nur die Rolle des Außenseiters. Mit kleinem Etat, aber einem breit aufgestellten Kader.

Der Kreisstadt-Klub setzt auch im fünften Jahr in der vierthöchsten deutschen Fußball-Spielklasse auf Kontinuität im Kader. Fünf Neuverpflichtungen stehen genauso viele Abgänge gegenüber. Markant: der Kuhn-Wechsel.

En gros verzichtet die TSG auf spektakuläre Transfers – dafür fehlen schlicht die finanziellen Mittel. Erneut kalkuliert Jan Lindenmair mit einem knapp siebenstelligen Etat. Für alle Balinger Aktiven- und Jugendteams! „Wir sind vom Budget und den Rahmenbedingungen her der krasse Außenseiter“, betont der Balinger Geschäftsführer, welcher sich deshalb im Postulieren ehrgeiziger Ziele ganz bewusst zurückhält. „Wir müssen die Situation realistisch einschätzen“, fordert der erfahrene Manager, „wir spielen um den Klassenerhalt.“

Starke Aufsteiger

Und das wird für die Eyachstädter von Jahr zu Jahr schwieriger. „Die Liga ist nominell noch einmal stärker“, findet Lindenmair und fügt hinzu: „Es sind vier Traditionsvereine aufgestiegen, die alle unter Profibedingungen arbeiten. Die haben andere Ansprüche als das untere Tabellendrittel.“ Neben dem württembergischen Rivalen aus Freiberg sind die SG Barockstadt, Eintracht Trier und Wormatia Worms wieder viertklassig.

„Starke Klubs“, meint der 42-Jährige, „aber sie müssen sich erst an die Liga gewöhnen. Teilweise haben sie doch einen gewaltigen Umbruch im Kader.“ Freiberg präsentierte zwölf Neue (13 Abgänge) – auch die Spielgemeinschaft aus Fulda krempelte die Mannschaft gewaltig um: mit 13 Zugängen (8). Trier und Worms setzen hingegen auf Kontinuität – mit den branchenüblichen Schwankungen.

Vor dem Start in die Regionalliga-Saison: Die TSG Balingen weiß um ihre Rolle

© Herl

Die TSG Balingen in der Saison 2022/23.

Die Mehrzahl der Südwest-Staffel-Vereine drehte allerdings kräftig am Personalrad. „Es gab sehr viele Wechsel innerhalb der Liga – auch unter den Top-Klubs. Das war schon ein heißer Transfersommer“, urteilt Lindenmair, der keinen klaren Titelfavoriten ausmachen kann. „Es sind die üblichen Verdächtigen“, sagt er, „die Spitzenmannschaften sind alle auf einem ähnlich starken Niveau.“

Ulm mit vielen Wechseln

Als Vizemeister erwarte er Ulm natürlich vorne, so der Balinger Manager weiter, „aber sie haben doch einige Leistungsträger verloren.“ Mit Adrian Beck (Heidenheim), Jannik Rochelt (Elversberg) und Robin Heußer (Wiesbaden) zog es drei Stammspieler weg. Die Abgänge haben die „Spatzen“ mehr als kompensiert, präsentierten 15 Neuzugänge – das Gros mit Dritt- und Viertliga-Erfahrung. „Der Kennenlern- und vor allem Abstimmungsprozess werden mit Beginn der neuen Spielzeit noch nicht abgeschlossen sein“, drückt Thomas Wörle kräftig auf die Euphoriebremse.

Doch auch dem SSV-Coach ist klar, dass seine Mannschaft liefern sollte. Der ehemalige Erstligist muss schnell in den Funktionsmodus kommen, schließlich wollen die Spatzen nach dem knapp verpassten Aufstieg in die dritte Liga auch in der neuen Saison ganz vorne mitmischen. Da gilt es, gut aus den Startlöchern zu kommen und schnellstmöglich so viele Punkte wie möglich mit in die weitere Runde zu nehmen.

Das gesamte Auftaktprogramm habe es in sich, warnt Wörle, denn zum ersten Heimspiel der neuen Runde kreuzt der Bahlinger SC im Donaustadion auf. Anschließend bekommen es die Donaustädter gleich mit zwei Neulingen respektive Regionalliga-Rückkehrern zu tun: Worms und Trier. „Gleich zu Beginn gegen zwei Aufsteiger zu spielen, ist auch nicht immer einfach“, findet der Ulmer Übungsleiter. Dieser weiß die Situation richtig einzuschätzen, schließlich gelte es, viele Neuzugänge zu integrieren und aus einem bislang noch 30 Mann starken Kader eine schlagkräftige Startformation zu bilden. „Wir müssen uns finden – und das wird dauern“, betont der 40-Jährige.

Vor einer ähnlichen schweren Aufgabe stehen die Mitfavoriten Offenbach (12 Zu-/15 Abgänge), Steinbach (14/11) und Homburg (14/15). Auch neben dem Platz hat sich Kickers Offenbach neu aufgestellt, tauschte die sportlich Verantwortlichen. Mit Alexander Schmidt soll es nach zehn Jahren in der vierten Liga endlich mit dem Aufstieg für den Traditionsverein vom Bieberer Berg klappen. Der Ristic-Nachfolger weiß um die Erwartung an ihn. „Das ist für mich absolut kein Druck“, hebt der OFC-Coach hervor, „sondern Reiz. Mich motiviert es sehr, den Leuten das zu geben, wonach sie sich sehnen.“ Die Kickers-Fans sind gewohnt euphorisch. Die Hessen haben ihren Regionalliga-Dauerkarten-Rekord aus der Saison 2015/16 schon übertroffen. Bis Ende Juli haben sie bereits 3709 Ticks verkauft neun mehr als noch vor sieben Jahren.

Anders beim Außenseiter Balingen. „Der Vorverkauf verläuft ähnlich wie im vergangenen Jahr“, bedauert Lindenmair, „wir hätten uns natürlich mehr gewünscht. Leider gab uns unsere tolle Saison 2021/22 keinen Schub in diesem Bereich.“

Diesen Artikel teilen: