Stetten a.k.M.

Vom Militärflieger bis zum Alien: Die 16. Modellbauausstellung in Stetten am kalten Markt

17.03.2024

Von Janine Lehleiter

Vom Militärflieger bis zum Alien: Die 16. Modellbauausstellung in Stetten am kalten Markt

© Janine Lehleiter

Ricardo Gonzalez in Gesellschaft seiner Modellbau-Figuren. Die beiden sind mit dem 3D-Drucker entstanden.

Vom akribisch nach Plan zusammengebauten Bausatz über Teile aus dem 3D-Drucker bis hin zum Basteln mit Haarklammern und Kronkorken, von nachgebauten Militärflugzeugen, Panzern und Kriegsschiffen über Miniaturlandschaften und Fantasiemaschinen bis hin zu Wesen von einem anderen Stern – all das und noch mehr erwartete die Besucherinnen und Besucher bei der 16. Modellbauausstellung im Soldatenheim „Haus Heuberg“ am vergangenen Samstag und Sonntag.

Auch dieses Jahr hatten Arthur Mühlnikel und sein Vater Siegfried von der Interessengemeinschaft Plastikmodellbau Zollernalb (IGPM) wieder zur Modellbauausstellung eingeladen. Rund 25 Ausstellende reisten dafür auf den Heuberg, nicht nur aus der näheren Umgebung wie Albstadt, sondern beispielsweise auch vom Bodensee, aus Franken, Stuttgart und sogar der Schweiz.

Mal etwas anderes machen

Den Fokus legten die einzelnen Aussteller auf unterschiedliche Modelle, die meisten haben aber gemeinsam, dass sie vorwiegend aus Plastik bestehen. Siegfried Mühlnikel selbst versuchte beispielsweise die frühe Geschichte des Fliegens nachzuzeichnen, während sein Sohn Arthur sich nebenan Figuren aus Filmen, Videospielen oder seiner Fantasie widmete. „Auf Ausstellungen war immer wieder das Gleiche zu sehen, da wollte ich etwas anderes machen“, so Arthur Mühlnikel.

Fotostrecke
/
Wie der Vater, so der Sohn: Siegfried Mühlnikel (links) stellte die reale Raumfahrt aus, sein Sohn Arthur die fiktive.

© Janine Lehleiter

Die Brüder Ralf und Ingo Hehmke vor der Nachbildung der Kanone „Dora“.

© Janine Lehleiter

Verena und Hans Peter Tschanz nahmen die 4,5-stündige Fahrt aus der Schweiz nach Stetten in Kauf.

© Janine Lehleiter

Alex Kuricini hat ein Faible für Modelle im Stil des „Steampunks“.

© Janine Lehleiter

Bruno Brütting aus Franken nutzte die Zeit und bastelte nebenher filigrane Osterdeko aus Holz.

© Janine Lehleiter

Wer sich vom Modellbaufieber anstecken ließ, konnte sich im Foyer des Soldatenheims direkt mit Bausätzen eindecken.

© Janine Lehleiter

Militärflugzeuge waren bei der diesjährigen Modellbauausstellung besonders beliebt.

© Janine Lehleiter

Den weitesten Weg hatten mitunter Hans Peter Tschanz und seine Frau Verena aus dem Schweizer Emmental. Seit 2010 haben sie keine einzige Ausstellung hier verpasst. „Wir sind alle wie eine große Familie“, freute sich Verena Tschanz. Ihr Mann Hans Peter beschäftige sich schon seit 17 Jahren intensiv mit dem Modellbau. „Mir ist dabei wichtig, die Geschichte weiterzugeben“, erklärte er. Dieses Jahr konzentrierte er sich auf das Thema Flugzeugabsturz, bei dessen Vorrecherchen er des Öfteren „Hühnerhaut“ bekam.

Die Historie im Blick

Den Fokus aufs Historische legten einige Aussteller. So auch Udo Fellberg vom Plastik-Modellbau-Club Kurpfalz. Er zeigte unter anderem ein paar experimentelle Flugzeugmodelle: „Ich habe ein paar Loser ausgestellt, nicht nur die Sieger.“ Ingo Hehmke von der IGPM verblüffte mit einer extrem groß wirkenden Eisenbahnkanone „Dora“. Mit neun Jahren habe er mit dem Hobby angefangen, mit Unterstützung seines Vaters, der scherzhaft zu seinen Söhnen sagte: „Lieber baut ihr, als dass ihr raucht.“

Etwas Besonderes erwartete die Besucherinnen und Besucher am Stand von Bruno Brütting aus Franken. Er stellte mehrere akribisch und fantasievoll gestaltete Miniaturlandschaften wie eine Westernstadt in Utah aus. Aus Styrodur, Dämmfaserplatten, Fliesenkleber und mindestens sieben Farbschichten seien diese entstanden. Dafür habe er zwischen 300 Stunden und einem ganzen Jahr gebraucht.

Glitzerrucksack trifft auf Modellbau

Der Plastik-Modellbau-Club Bodensee zeigte eine Bandbreite an Modellen: Von der „Leopardfamilie“ über das erste Jetflugzeug der Bundeswehr sowie lediglich von Hand bemalte Panzer bis hin zu außerirdischen Wesen, deren Bauteile Ricardo Gonzalez mit zwei seiner sechs 3D-Drucker erstellte. Besonders auffallend: Ein Außerirdischer trug einen Glitzerrucksack. Das sei die Bedingung seiner Frau gewesen, damit die Figur im Wohnzimmer stehen dürfe.

Doch auch die anderen Modellbauer – es waren tatsächlich überwiegend Männer, die an der Ausstellung teilnahmen – präsentierten allerlei Schätze. So fand sich am Stand eines Vertreters aus Hessen eine Sammlung an Militärflugzeugen der 1930er- bis 1950er-Jahre aus besonderen Ländern wie der Tschechei, Griechenland, Litauen oder Jugoslawien. Am Stand der Augsburger wartete mit Peter Neugebauer ein wahrer Blitzbauer, denn dieser sei weitaus schneller als seine Kollegen.

Wieso Rosa und Hellblau?

Der Schweizer Georg Frei zog mit einem kleinen rosafarbenen Modellflieger die Blicke an. Die Farbe habe nichts mit Kitsch zu tun, sondern sei im Abendrot die perfekte Tarnung gewesen. Wenige Meter nebenan warteten hellblaue Nachtjagdflugzeuge eines Stuttgarter Modellbauers. Diese Farbe sei hingegen nachts besonders schwierig zu erkennen.

Vom Militärflieger bis zum Alien: Die 16. Modellbauausstellung in Stetten am kalten Markt

© Janine Lehleiter

„Wie eine große Familie“: Bei der Ausstellung wurde viel gefachsimpelt, schließlich kennen sich die meisten Ausstellenden schon seit Jahren.

Alexander Kuricini aus Jungingen stach mit seinen Werken, die im Stil der Subkultur „Steampunk“ anmuten, etwas aus der Menge. Bei ihm bekomme außerdem das Wort Recycling eine neue Bedeutung, denn er scheue nicht davor zurück, auch Haarklammern, Wasserflaschen oder Kronkorken zu verbauen. Ein besonderes Highlight an seinem Stand: Ein Zylinder, auf dem ein Miniaturschmied Zahnräder mit einem Hammer bearbeitet – selbstverständlich elektronisch bewegt.

„Die spinnen, die Modellbauer“, fasste Siegfried Mühlnikel schlussendlich die Eindrücke der Plastikmodellbauausstellung liebevoll zusammen. Aber wie heißt es so schön – Genie und Wahnsinn liegen nah beieinander.

Diesen Artikel teilen: