Balingen

Vom Filetstück zu einem zentralen Balinger Platz: Gemeinderat stellt Weichen für Strasser-Areal

19.03.2024

Von Daniel Seeburger

Vom Filetstück zu einem zentralen Balinger Platz: Gemeinderat stellt Weichen für Strasser-Areal

© Jelena Marjanov

Das Strasser-Areal liegt in unmittelbarer Nähe zur Eyach und zum Zollernschloss.

Es sei eines der großen Filetstücke, die es in der Balinger Innenstadt noch gibt. So charakterisierte Annette Stiehle, Leiterin des Amts für Stadtentwicklung, das Strasser-Areal. Diese Bewertung stieß am Dienstagabend bei allen Gemeinderäten auf Zustimmung. Wie man dieses Filetstück allerdings am schmackhaftesten zubereitet – da gab es durchaus unterschiedliche Meinungen.

Die FDP-Fraktion hatte schon bei der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses (TA) ihre Bedenken zum Plan der Stadtverwaltung in einen eigenen Antrag gegossen. Der wiederum stieß bereits im TA nicht auf die Gegenliebe der Gemeinderäte. Genauso wie am Dienstagabend. Denn lediglich die FDP-Vertreter stimmten zu. Um was geht es?

Vorbehalte gegen Baudezernent Wagner und Landschaftsarchitektin Hochrein

Der FDP sei die Nähe einer möglichen Bebauung zur Eyachpromenade hin zu vage formuliert, erklärte Fraktionsvorsitzender Dr. Dietmar Foth. Die Liberalen wünschten sich in diesem Falle eine begrenzende und gliedernde Architektur.

Bei seinen Ausführungen wies Foth darauf hin, dass sich im Gremium der Preisrichter, die schließlich die eingehenden Vorschläge begutachten, sowohl die Landschaftsarchitektin Ursula Hochrein als auch Baudezernent Michael Wagner befänden. Beide gerieten in die Kritik, weil sie eine Bebauung in L-Form schon in ersten Planungen noch vor der Gartenschau gut finden.

+++ Jetzt kostenlos abonnieren: der ZAK-Whatsapp-Kanal +++

Das sei nun wahrlich kein Problem, entgegnete Sevgi Turan-Rosteck (Grüne). Schließlich hätten nicht die Fach- und Sachpreisrichter, sondern der Gemeinderat die Entscheidungshoheit. Auch Klaus Hahn (CDU) wollte dem Ansinnen der FDP nicht folgen. Das Misstrauen gegenüber Ursula Hochrein und Michael Wagner schockiere ihn. Zudem wundere er sich, dass die FDP als liberale Partei jetzt schon so viele Einschränkungen und Vorgaben wolle. „Wir alle suchen eine gute Lösung für das Strasser-Areal“, so Hahn.

Baubeginn frühestens 2026

Wie allerdings könnte eine solche aussehen? „Wir haben diesen Platz lieben gelernt“, führte Annette Stiehle aus. Der zentrale Platz der Gartenschau werde gerade für eine Interimslösung hergerichtet. Und dieses könnte noch mindestens zwei bis drei Jahre Bestand haben. Denn im Augenblick würden Weichen gestellt für das, was kommen wird. Was das aber sein könnte, da möchte sich der Gemeinderat noch nicht aus dem Fenster lehnen, sondern ein zweiphasiges Auswahlverfahren starten.

Maximal acht Investoren sollen ihre Vorschläge einbringen. Dabei will die Stadt nicht allzu viele Vorgaben machen. Entstehen soll ein qualitativ hochwertiger Gebäudekomplex mit einem neuen städtischen Platz, der eine Schnittstelle für eine attraktive Belebung des Strasser-Areals und damit der ganzen Innenstadt sein soll. Von den Teilnehmern der Ausschreibung werden Referenzprojekte verlangt, die dann von 6 Sachpreisrichtern und 7 Fachpreisrichtern bewertet werden. Die Entscheidung liegt beim Gemeinderat. „Sie werden den Hut bis zum Schluss aufhaben“, führte Annette Stiehle aus.

Die Unterlagen sollen im Juni an die Teilnehmer ausgegeben werden, im Oktober ist Abgabetermin. Die Jury trifft sich im November.

Zollernschloss optimal im Blick

„Wo steht der Platz am besten?“, fragte die Leiterin des Amts für Stadtentwicklung. Das sei einer der Knackpunkte der Planung. Die L-förmige Bebauung, die man noch vor der Gartenschau vorgehabt habe, sei zwischenzeitlich überholt. Jetzt, da das Ostufer der Eyach erschlossen sei, habe man nun das Zollernschloss optimal im Blick. „Wir haben das Gegenüber erleben dürfen“, so Annette Stiehle.

Der Platz, der nun auf dem Strasser-Gelände entstehen soll, hat eine Fläche von 1100 Quadratmetern. Das Gesamtgelände umfasst 3367 Quadratmeter, veräußert werden sollen 2200 Quadratmeter. Jetzt warte man auf die Vorschläge der Planer, „wo der Platz liegt und wie er liegt“, sagte Stiehle. Entstehen sollen Gebäude mit drei Geschossen plus Dach. Vorgesehen sind Gewerbe- und Dienstleistungseinrichtungen in der Erdgeschosszone. Bei eventuellen Wohnungen in den oberen Geschossen sollen diese sozialverträglich und innovativ sein. „Wir wollen keine Eintagsfliegen“, führte die Amtsleiterin aus.

Architektonische Qualität

Der Augenmerk werde auf architektonische Qualität und auf Nachhaltigkeit gelegt, ebenso auf die Qualität des energetischen und technischen Konzepts.

Letztlich stimmten alle außer der FDP-Fraktion für die von der Verwaltung vorgeschlagene Konzeptausschreibung auf der Grundlage eines Festpreises, mit dem Ziel, ein langfristiges und nachhaltig tragfähiges Bebauungs- und Nutzungskonzept zu erlangen. Die Kosten hierfür belaufen sich auf 50.000 Euro.

Diesen Artikel teilen: