Balingen

Viele Wegle führen durch Ostdorf: Ein Bebauungsplan soll ihre Zukunft sichern

08.03.2024

Von Nicole Leukhardt

Viele Wegle führen durch Ostdorf: Ein Bebauungsplan soll ihre Zukunft sichern

© Nicole Leukhardt

Große Gässle-Liebe in Ostdorf: Kleine Wegle durch den Kernort, wie hier das sogenannte Darlehenskassengässle, sollen mit einem Bebauungsplan für die Zukunft gesichert werden.

Wer im Ostdorfer Ortskern vom Rathaus zur Dorfstraße oder von der Dorfwiesengasse in die Felsenstraße unterwegs ist, wandelt auf historischen Spuren. Die Ostdorfer Gässle sind nämlich schon in der Kataster-Urkarte von 1837 enthalten. Damit sie auch für die Zukunft gesichert sind, soll ein Bebauungsplan her. Die Räte des Technischen Ausschusses sprachen sich am Mittwoch dafür aus.

Sie tragen charmante Namen wie „Sonnengässle“, „Kindergartengässle“, oder gar „Darlehenskassengässle“. Manche Wegle werden auch ganz ohne Namen genutzt und das schon seit annähernd zweihundert Jahren. „Sie liegen zum Teil auf öffentlichem, zum Teil aber auch auf privatem Grund“, erklärte Balingens Baudezernent Michael Wagner in der Sitzung. Planungsrechtlich sei ihr Fortbestand durch einen Bebauungsplan zu schützen, „wir würden auch versuchen, sie eigentumsrechtlich in unsere Hand zu bekommen“, fügte er an.

Die alten Gässle im Ortskern sind schützenswert

Grundsätzlich seien die von vielen Ostdorfern über Generationen hinweg liebgewonnenen Wegle zu erhalten und zu schützen, war sich auch der Ostdorfer Ortschaftsrat in seiner vorangegangenen Sitzung einig. Südlich des alten Ortskerns gebe es ebenfalls zwei solcher Gässle, „wir sind noch unschlüssig, ob sie ebenfalls Teil des Bebauungsplans werden sollen“, so Wagner. Im Zuge des Aufstellungsbeschlusses werde man das noch prüfen, „auch der Schwerpunkt des Ortschaftsrates liegt auf den alten Gässle im Ortskern“, bekräftigte Dr. Dietmar Foth (FDP), Ortschaftsrat in Ostdorf.

„Wir begrüßen, dass diese Wegle erhalten werden, sie führen aus dem Ortskern raus aufs Feld oder aufs Krautland und werden seit vielen Jahrzehnten genutzt“, so CDU-Rat Klaus Hahn in der anschließenden Diskussion. Dass solche historisch gewachsenen Gepflogenheiten jedoch nicht von allen akzeptiert würden, zeige das Beispiel Frommern: Dort schwelt seit Jahren ein Streit zwischen einem Anwohner und der Verwaltung um das Friedhofwegle, dessen geschichtliche Bedeutung bereits zweifelsfrei belegt werden konnte.

In Frommern schwelt seit Jahren ein Gässle-Streit

Ein Stichwort, das die Räte zu einem kurzen Exkurs in den größten Balinger Stadtteil führte: „Den Frommernern ist die Geduld in dieser Sache schon lange ausgegangen, irgendwann muss die Stadt mal einen Knopf dran machen“, betonte Ulrich Teufel (SPD). „Es herrscht arger Verdruss im Ort, man fühlt sich von der Verwaltung im Stich gelassen“, pflichtete auch Dr. Gerhard Lay bei. „Die Sache ist eigentlich ausverhandelt und eigentlich besteht auch Konsens“, erklärte Baudezernent Wagner.

Doch durch das „ewige Rumgeiere“ sei auch die Geduld der Verwaltung schon lange aufgebraucht. Im Moment hänge alles an einem noch zu findenden Notartermin. „Wir streben noch immer eine einvernehmliche Lösung an, ein Rechtsstreit macht es in der Regel nicht besser“, antwortete Wagner auf Ulrich Teufels Frage, weswegen die Stadt nicht längst Anwälte ins Spiel gebracht habe. OB Dirk Abel versprach, das Gespräch mit dem Grundstückseigentümer in Frommern noch einmal selbst zu suchen. In Sachen möglichem Gerichtstermin gab er zu bedenken, „dass es auch die Möglichkeit gibt, dass wir verlieren“. „Wie man sieht ist es wichtig, dass wir solche Themen auch in den anderen Ortsteilen angehen, der Erhalt solcher Gässle ist wichtig“, resümierte Klaus Hahn.

Einstimmiges Votum für den Erhalt der alten Wegle

Ein Ansinnen, das beim Thema Ostdorfer Gässle dann auch breite Unterstützung fand. „Die Gässle sind uns ein großes Anliegen und ein großer Gewinn für den Ort“, betonte Dr. Dietmar Foth. Auch ihm sei es ein großes Bedürfnis, deren Erhalt für die Zukunft zu sichern. Seine Ratskollegen sahen es genauso, dem Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan gaben sie einstimmig grünes Licht. Am 19. März entscheidet der Gemeinderat.

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