Balingen

Vertrauen ist gut, Vertrag wäre besser: Frommerner fühlen sich mit Bauvorhaben hintergangen

14.02.2024

Von Nicole Leukhardt

Vertrauen ist gut, Vertrag wäre besser: Frommerner fühlen sich mit Bauvorhaben hintergangen

© Nicole Leukhardt

Das ehemalige Ärztehaus hinter den beiden Neubauten soll nun doch einem Mehrfamilienhaus weichen.

Sind aller guten Dinge nun doch drei? In der Frommerner Rohrackerstraße hatten sich Nachbarn vor knapp vier Jahren gegen den Bau von drei Mehrfamilienhäusern zur Wehr gesetzt. Der letztlich umgesetzte Kompromiss bestand aus zwei Neubauten mit weniger Wohnungen als ursprünglich geplant. Doch nun soll das dritte Gebäude trotzdem kommen.

Im Spätsommer des vergangenen Jahres war das Bauvorhaben für das dritte Mehrfamilienhaus erstmals auf der Tagesordnung der Frommerner Ortschaftsräte aufgetaucht – und noch vor der Sitzung auch wieder verschwunden. Der „Bau eines Mehrfamilienhauses mit 8 Wohnungen und 6 integrierten Einzelgaragen“, – so war das Projekt damals angekündigt worden.

Drittes Bauvorhaben stößt den Frommernern sauer auf

Allein diese Ankündigung hatte die Nachbarn hellhörig werden lassen. Denn sie hatten sich zuvor intensiv mit dem vermeintlich vollendeten Bauvorhaben in der Rohrackerstraße und der Verwaltung auseinandergesetzt: Der Bau zweier Mehrfamilienhäuser in der Vergangenheit war letztlich ein Kompromiss mit dem Investor gewesen. Dass der nun im Nachhinein mit deutlichem zeitlichen Abstand das dritte Objekt doch noch realisieren will, stößt den Frommernern sauer auf.

Ulrich Teufel, Gemeinderat und Ortschaftsrat in Frommern, äußerte in der Sitzung des Technischen Ausschusses vergangene Woche seinen Unmut darüber, dass das neuerliche Bauvorhaben „durch die Hintertür“ umgesetzt werden soll. Er sehe das Ortschaftsratsgremium „über den Tisch gezogen“. Dem Kompromiss hatte er vor knapp vier Jahren zähneknirschend zugestimmt, im Glauben, dass „das Maximum an Zugeständnissen“ herausgeholt worden sei. „Heute muss ich davon ausgehen, dass die Verwaltung es versäumt hat, den gefundenen Kompromiss in einem städtebaulichen Vertrag festzuhalten“, wandte er sich am vergangenen Mittwoch an Baudezernent Michael Wagner.

Ähnliche Überlegungen teilte auch Dr. Gerhard Lay, ebenfalls Frommerner Ortschaftsrat, mit seinen Ratskollegen. Ihn ärgere vor allem, dass die Bauvorhaben „scheibchenweise“ vorgelegt würden.

Es gab Versprechen, ...

Denn bereits im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens im Jahr 2021 wurde die Gesamtzahl an Wohnungen in dem Plangebiet mit den Nachbarn und den kommunalen Gremien „sehr weitgehend diskutiert“, wie es in der Vorlage heißt. Der Ortschaftsrat Frommern hatte damals nach zähem Ringen erreicht, dass zusätzlich zu den 18 statt 26 neuen Wohnungen in zwei statt drei Neubauten lediglich drei Wohneinheiten in der ehemaligen, noch stehenden Arztpraxis geschaffen werden dürfen. Zusagen, die heute offenbar Makulatur sind.

... aber keinen Vertrag

Der Baudezernent räumte ein, „dass wir einen solchen Vertrag tatsächlich nicht gemacht haben, aber auch nicht davon ausgegangen waren, dass es notwendig sein würde. Auch wir lernen dazu“. Er machte indes auch keinen Hehl daraus, dass er dem dritten Bauvorhaben weit weniger kritisch gegenübersteht, als die Anwohner. Denn das Gebäude soll das seit Jahrzehnten bestehende, ehemalige Wohn- und Ärztehaus ersetzen, das Baurecht lasse dies auch zu. Es entstehe somit im hinteren Teil des Grundstücks, falle also ohnehin nicht besonders auf.

Die Sorge der Anlieger, dass der Verkehr in der Hesselbergstraße zusätzlich belastet werden könnte, teilt Wagner ebenfalls nicht: „Das dritte Gebäude würde über die Rohrackerstraße erschlossen“, erklärt er. Man sei mit dem Investor in den Dialog getreten und habe sich darum bemüht, dass aus geplanten acht Wohneinheiten nur sechs werden. Doch der Bauherr lasse sich bei den Planungen bisher nicht auf eine solche Reduktion ein.

Noch sind es Planungen, am Mittwoch haben die Räte mehrheitlich für die 4. Änderung des Bebauungsplans gestimmt. Der Ortschaftsrat Frommern wird am 22. Februar diskutieren, der Gemeinderat Balingen am 27. Februar entscheiden.

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