Zollernalbkreis

Transportdrohne für wichtige Proben: Start des Projekts am Zollernalb-Klinikum verzögert sich

09.05.2023

Von Pascal Tonnemacher

Transportdrohne für wichtige Proben: Start des Projekts am Zollernalb-Klinikum verzögert sich

© Keidel

Probeflug: Beim Mitarbeiterfest im vergangenen Jahr wurde den Beschäftigten die Transportdrohne für Laborproben vorgestellt.

In Baden-Württemberg planen mehrere Kliniken, dass Drohnen Labormaterial zwischen Klinikstandorten in der Luft transportieren. Beim Zollernalb-Klinikum wartet man laut einer Pressemitteilung noch sehnsüchtig auf die Genehmigung. Warum das so ist.

Schon im vergangenen Herbst präsentierte das Zollernalb-Klinikum gemeinsam mit der Firma Diaven die Transportdrohne Labfly. Geplant war, dass ab etwa März 2023 vier Drohnen im Routinebetrieb bis zu zehn Flüge pro Tag durchführen (wir berichteten mehrfach). Das klappt bislang mangels einer Genehmigung noch nicht.

Die Klinik betont in einer Pressemitteilung den Nutzen: „Mit dieser modernen Transportlösung bietet das Zollernalb-Klinikum eine zukunftsweisende und umweltfreundliche Alternative. Durch den kostengünstigeren Einsatz von Drohnen kann die Transportzeit für besonders zeitkritische Proben zwischen den beiden Standorten wesentlich verkürzt werden.“ so Wolfgang Beck, Abteilungsleiter für Bau und Technik am Zollernalb-Klinikum.

Warum fliegen die Drohnen noch nicht?

Mit der innovative Logistikart wähnte sich die Klinik in einer Pionierstellung, konnte aber mit dem Projekt wegen der fehlenden Genehmigung nicht starten. Denn: Der Sitz des Unternehmens, welches den Antrag stellt, bestimme die zuständige Behörde.

Da die Firma Diaven ihren Sitz in Berlin hat, sei die Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg zuständig. Die dortige Luftfahrtbehörde habe die Verantwortlichkeit an das Luftfahrtbundesamt in Braunschweig abgegeben.

Andere Kliniken wollen auch bald starten

Die Mehrheit der Bundesländer in Deutschland verfahre nach diesem Schema, heißt es weiter. Nicht so Baden-Württemberg: Hier obliege die Hoheit der Zulassung von Drohnenflügen beim Regierungspräsidium Stuttgart.

Mit einem Projekt dieser Art ist das Zollernalb-Klinikum nicht alleine: Auch Kliniken bei Freiburg und in Ulm lassen eiliges Labormaterial demnächst von Drohnen verschicken. Die Helios–Kliniken in Südbaden nehmen ab August den Transport von Labormaterial mithilfe von Drohnen auf, schreibt die Schwäbische Zeitung. Das Unternehmen sei stolz darauf, die Ersten in Europa zu sein, die Drohnen in der Medizinlogistik im Regelbetrieb einsetzen können.

Doch auch die Uniklinik Ulm hebt künftig ab. Das große Spital an der Donau geht nach einem gemeinsamen Forschungsprojekt eine Kooperation mit der ADAC–Luftrettung und dem DRK–Blutspendedienst Baden–Württemberg/Hessen ein.

Sie arbeiten künftig bei der Entwicklung einer Drohnenlogistik für den Transport von Blut, Medikamenten und Gewebe eng zusammen.

Erste Etappe sei geschafft

Auch beim Zollernalb-Klinikum soll es baldmöglichst losgehen. Die Genehmigung für Flüge außerhalb der Sichtweite über nicht besiedeltem Gebiet wurde dem Zollernalb-Klinikum nach eigenen Angaben im Oktober 2022 erteilt.

Weiterhin sei im Februar 2023 die Genehmigung für Flüge über besiedeltem Gebiet innerhalb der Sichtweite des Steuerers erfolgt. Damit der Drohnentransport der Laborproben zwischen den beiden Klinikstandorten Albstadt und Balingen erfolgen kann, werde eine Genehmigung für den Betrieb von Drohnen außerhalb der Sichtweite des Steuerers über besiedeltem Gebiet vom Luftfahrtbundesamt nach EU-Drohnenverordnung 2019/945 benötigt, schreibt die Klinik.

Testflug der Klinik-Transportdrohne
© Jasmin Alber 00:32 min
Die Verantwortlichen des Zollernalb-Klinikums präsentierten zusammen mit den Kooperationspartnern des Berlinger Start-ups Diaven die Funktionsweise der Transportdrohne. Ab Frühjahr 2023 werden damit zunächst Laborproben vom Klinikstandort Albstadt nach Balingen geflogen. Der Testflug vor Medienvertretern war in der Balinger Bizerba-Arena.

Der Flugbetrieb zwischen den beiden Kliniken im Zollernalbkreis werde in der Risikokategorie 3 eingestuft. Dies ist die höchste Stufe, die nach dem EU-Drohnenrecht von der Landesluftfahrbehörde genehmigt werden darf. Ab Risikokategorie 4 sei eine Genehmigung nur direkt durch die EASA, die Europäische Luftfahrtbehörde, möglich.

Möglicher Startzeitpunkt ist ungewiss

Die Firma Diaven stimme sich regelmäßig mit den Verantwortlichen im Zollernalb-Klinikum und den Zuständigen beim Luftfahrtbundesamt ab, sodass es seitens der Antragsteller zu keinen Verzögerungen komme.

Wann genau die finale Freigabe des Luftfahrtbundesamtes erfolgt, sei momentan nicht klar. Die Verantwortlichen im Zollernalb-Klinikum und bei Diaven werden weiter am Ball bleiben, heißt es in der Pressemitteilung.

Auch mit dem Referat Luftverkehr und Luftsicherheit des Regierungspräsidiums Stuttgart stehe Wolfgang Beck wegen der geplanten Flugrouten im Austausch.

Die wichtigsten Details zu den Flügen

Die eingesetzten Drohnen haben eine Reichweite von rund 30 Kilometer. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60 Kilometer pro Stunde und einer Nutzlast von 1000 Gramm ist die Drohne eine nachhaltige Lösung, um zeitkritische Lasten zu transportieren.

Der Nutzraum ist isoliert und schützt die Proben somit vor Hitze und Regen. Um die Kapsel vor unautorisierten Personen zu schützen, kann diese nur mit einer entsprechenden App geöffnet werden.

Mehr zur Firma

Die Firma Diaven wurde 2019 aus der TU Berlin gegründet und entwickelt mit Sitz in Berlin Produkte im Drohnenbereich. Die Labfly ist eine Transportdrohne für klinische Güter. Für ihre Kunden bietet Diaven nicht nur die Hardware, sondern auch den Betrieb der Drohnen an.

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