Balingen, Albstadt

Zollernalb-Klinikum ist Vorreiter: Drohne für medizinische Transporte wird präsentiert

01.09.2022

Von Jasmin Alber

Zollernalb-Klinikum ist Vorreiter: Drohne für medizinische Transporte wird präsentiert

© Jasmin Alber

Bei der offiziellen Präsentation in der Bizerba-Arena befüllte Dagmar Weiß, stellvertretende Laborleiterin, die Drohne mit einem typischen Laborproben-Set.

18,4 Kilometer Wegstrecke, durchschnittlich 26 Minuten Fahrzeit: So lange sind Laborproben, die vom Klinikstandort in Ebingen zum Zentrallabor in Balingen gebracht werden müssen, derzeit auf der Straße unterwegs. Das soll sich voraussichtlich ab Mai 2023 ändern, wenn „Labfly“-Drohnen für medizinische Transporte eingesetzt werden. Das Zollernalb-Klinikum ist mit dieser innovativen Logistikart in einer Pionierstellung. Das Projekt wurde nun offiziell vorgestellt.

Es ist nicht nur die Schnelligkeit – unabhängig vom Verkehr auf der B463 zwischen Albstadt und Balingen –, die für den Einsatz des medizinischen Drohnentransports spricht. Das wurde bei den Ausführungen von Dr. Gerhard Hinger, Vorsitzender der Geschäftsführung des Zollernalb-Klinikums, bei der offiziellen Präsentation des Projektes am Donnerstag deutlich. Der ZOLLERN-ALB-KURIER hat über das Vorhaben bereits ausführlich berichtet.

Das Flugobjekt, das ein Ladevolumen von 6 Litern hat und bis zu 1 Kilogramm schwere Güter transportieren kann, braucht für die rund 12 Kilometer Luftlinie zirka 12 Minuten. Und ist dabei im Vergleich zu Fahrten mit Fahrzeugen auf der Straße nicht nur schneller, sondern auch deutlich umweltfreundlicher.

Nur ein Bruchteil des CO2-Ausstoßes eines Autos

Nur eine Zahl zum Vergleich, die Hinger bei der Konzeptpräsentation aufgeführt hat: Während ein Benzinfahrzeug bei den regelmäßigen Fahrten zwischen den Standorten rund 9402 Kilogramm CO2 pro Jahr ausstößt, kommt die Drohne auf 224 Kilogramm pro Jahr – das resultiert aus der verbrauchten Energie beim Laden des Akkus. Auch rein wirtschaftlich betrachtet, sei die Drohne günstiger als der bodengebundene Transport.

Fotostrecke
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Dagmar Weiß und Dr. Gerhard Hinger zeigen ein Laborprobenset, während Kolja Klein und Tim Fischer Vorkehrungen für den Drohnenstart treffen.

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Ein Liter Fassungsvolumen hat der „Transportraum“ in der Drohne. Maximal ein Kilogramm schwere Güter können transportiert werden.

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Testflug: Die 6 Kilogramm schwere Drohne ist in der Bizerba-Arena abgehoben ...

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... und gab den Zuschauern einen Einblick über die Geschwindigkeit, mit der das Luftfahrzeug unterwegs ist.

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Auf der Drohne sind das Logo der Klinik sowie das Wappen des Zollernalbkreises zu sehen.

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Wenn doch mal was schiefgeht: Die Transportdrohne ist mit einem Fallschirm ausgerüstet, der bei einem drohenden Absturz auslöst.

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„Mit der Zweihäusigkeit müssen wir notgedrungen noch mindestens 8 Jahre leben“, sagte er im Hinblick auf die derzeit noch zwei Klinikstandorte. „Wir wollen bewusst auch einen innovativen Schritt machen.“ Das hat auch der Aufsichtsrat gleich erkannt: „Wir waren alle gleich begeistert“, meinte Günther-Martin Pauli, Landrat und Aufsichtsratsvorsitzender des Zollernalb-Klinikums, der die Pioniersituation der Klinik hervorhob.

Zum Projektauftakt 6 Flüge pro Tag

Wenn die Drohnen – insgesamt hat das Klinikum 4 Stück gekauft – voraussichtlich ab Mai 2023 ihren Dienst „antreten“, werden zunächst Laborproben von Albstadt nach Balingen geflogen. Wann genau der Start sein wird, hängt von der Genehmigung des Luftfahrtbundesamtes ab, bei dem momentan die Beantragung läuft. 8 Flüge pro Tag sind das Ziel, begonnen wird mit 6, die nach einem festen Zeitplan verkehren.

Testflug der Klinik-Transportdrohne
© Jasmin Alber 00:32 min
Die Verantwortlichen des Zollernalb-Klinikums präsentierten zusammen mit den Kooperationspartnern des Berlinger Start-ups Diaven die Funktionsweise der Transportdrohne. Ab Frühjahr 2023 werden damit zunächst Laborproben vom Klinikstandort Albstadt nach Balingen geflogen. Der Testflug vor Medienvertretern war in der Balinger Bizerba-Arena.

Wenn sich das Prozedere etabliert habe, seien aber auch individuelle Flugzeiten möglich. Ebenso variabel könne, wenn die ersten Erfahrungen gemacht seien, die Beladung aussehen. Nicht nur Laborproben, sondern beispielsweise auch Blutkonserven oder Medikamente seien denkbar, auf dem Luftweg transportiert zu werden, stellte Dr. Hinger in Aussicht.

Für Drohnentransport gibt es Fördermittel

Dass die Drohne nahezu unabhängig von der Witterung und in etwa 120 Metern Höhe fliegt, erläuterten die Vertreter von „Diaven“, dem Berliner Kooperationspartner, der die Drohnen konzipiert und auch für die Flugüberwachung aus der Ferne zuständig ist. Zu den Kosten wollte sich das Start-up, das sich aus der TU Berlin gegründet hat, allerdings nicht äußern.

Es können aber Fördermittel beantragt werden und man könne künftig Betriebsmittel einsparen, ergänzte Manfred Heinzler, Kaufmännischer Geschäftsführer der Klinik. Und mit rund 34 Euro je Flug – eine Vollkostenkalkulation – ist der Drohnentransport günstiger als jener auf der Straße, der, die aktuellen Spritpreise berücksichtigt, mit ungefähr 55 Euro je Fahrt zu Buche schlägt.

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