Balingen

Till Reckert rät den Balinger Eltern: Lasst die kleinen Kinder bildschirmfrei aufwachsen

24.11.2019

Von Emma Urban

Till Reckert rät den Balinger Eltern: Lasst die kleinen Kinder bildschirmfrei aufwachsen

© Emma Urban

Babys und Kleinkinder unter drei brauchen vor allem sich und die Erziehungspersonen, aber keinen Bildschirm, sagt Kinder- und Jugendarzt Till Reckert.

Smartphone, Tablet, Fernseher: Die Welt, in der Kinder heute aufwachsen, ist eine ganz andere als noch vor ein paar Jahren oder Jahrzehnten. Aber inwiefern sind die Bildschirme für Kinder gefährlich, gilt auch hier das Motto „Früh übt sich“ und wie können Eltern ihre Kinder unterstützen? Eine Antwort darauf gab Till Reckert, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin am Samstagmorgen in der Stadthalle.

Der Titel der Veranstaltung war Programm: „Zwischen Baumhaus und Smartphone – spielend aufwach(s)en in einer digitalisierten Welt“. Till Reckert, der bereits verschiedene Werke zur Medienerziehung veröffentlicht hat, klärte in seinem Vortrag auf über die Chancen und Risiken digitaler Medien auf und regte die Eltern an, sich kritisch mit dem Medienkonsum auseinanderzusetzen.

Bildschirmfrei unter drei

Der Kinderarzt kriege auch in seiner Arztpraxis immer wieder Fragen zum Umgang mit Medien bei Kindern. „Bildschirmfrei unter drei“, rate er den Eltern dann immer, denn Bildschirme stören die Prozesse und Entwicklungen, die Kinder beim Aufwachsen durchlaufen.

Es sei wichtig, dass die Kinder selbst agieren und nicht nur reagieren, so Reckert. Die Kinder sollen selbst kreativ werden, eigene Spiele erfinden und Welten kreieren. Natürlich müsse man aber auch bedenken, dass ein Smartphone das wichtigste Kommunikationsmedium für Jugendliche sei. Ein Handyverbot bedeute also sozialen Ausschluss.

ABC-Schützen brauchen kein Smartphone

Ob das eigene Kind aber schon reif genug für ein eigenes Smartphone ist, müssen die Eltern individuell entscheiden. In der Grundschule jedenfalls sei ein Smartphone noch nicht nötig und auch nicht ratsam. Sicher sei aber, dass Smartphones nicht als Spielzeug zum Zeitvertreib angeschafft werden sollten. Denn das beste Kinderspielzeug bestehe zu 90 Prozent aus Kind und zu 10 Prozent aus Zeug, betonte der Kinderarzt.

An Reckerts Vortrag schlossen sich Workshops an, bei denen es die Gelegenheit gab, einzelne Themen zu vertiefen. Florian Sülzle, Sozialpädagoge und Mitarbeiter des Kinder- und Jugendbüros, gab Auskunft über technische Kniffe zur Mediennutzung- und Begrenzung. Till Reckert selbst bot einen Workshop zur Vertiefung des Vortragsthemas an.

Ideen für analoge Spielformate

Ulrike Bogen, Elternberaterin in der Kinderstube Balingen und Heilpraktikerin für Psychotherapie, zeigte den Eltern und Erziehungsverantwortlichen neue, analoge Spielformate als Alternativen zu den digitalen Beschäftigungsmöglichkeiten.

Eingeladen zur Veranstaltung hatte das Balinger Netzwerk „Gesund Aufwachsen!“, eine Kooperation der Kinderstube Balingen e.V., der Katholischen Erwachsenenbildung Zollernalbkreis, dem Evangelischen Bildungswerk Balingen/Sulz, dem Kinder- und Jugendbüro Balingen, dem Kinderschutzbund, dem Verein Huckleberry und Pipilotta und dem Waldorfschulverein Zollernalb.

Sein Ziel ist es, Eltern und Erziehungsverantwortliche zu unterstützen, damit ein „gesundes Aufwachsen“ der jungen Generation gelingen kann.

Diesen Artikel teilen: