Balingen

TSG Balingen erwartet „Hoffe zwo“: Ohne Angst gegen den angeschlagenen Angstgegner

12.03.2021

Von Marcel Schlegel

TSG Balingen erwartet „Hoffe zwo“: Ohne Angst gegen den angeschlagenen Angstgegner

© SOEREN HERL

Simon Klostermann von der TSG Balingen will gegen seinen Ex-Klub mal wieder treffen.

Gegen die U23 der TSG 1899 Hoffenheim hat die TSG Balingen in der Fußball-Regionalliga Südwest noch nie gewonnen. Nun könnte die Braun-Elf eines so dringend brauchen wie bislang wohl noch nicht in dieser Saison: einen Sieg.

Wenn Martin Braun (52) sich ärgert, muss er einem das schon sagen. Denn in seinem Wesen ist der Trainer der TSG Balingen eher ruhig und besonnen. Vergangene Woche nun hat sich Braun geärgert: über den strittigen Handelfmeter zum 1:0, der dem Regionalliga-Zweiten Kickers Offenbach den fünften Sieg in Serie bescherte und die TSG um einen möglichen Punkt brachte. „Das ärgert mich schon noch“, erklärt Braun auch Tage nach der zehnten Niederlage im 26. Saisonspiel. „Das war einfach kein Elfmeter.“

Sehen Sie sich hier den Handelfmeter aus dem Spiel der TSG Balingen in Offenbach im Video an (Minute 6:28).

Nach einer ersten Hälfte, in der die TSG gegen die derzeit schier übermächtigen Offenbacher (seit zehn Spielen ohne Niederlage) gerade mit Schwung aus der Kabine gekommen war, sprang Jonas Vogler der Ball im Strafraum offenbar an die Hand. Der Unparteiische pfiff zum Unverständnis der Gäste. Braun fiel auf, was offensichtlich war: Schon zuvor hatten die OFC-Spieler, die dennoch nicht unverdient gewannen, sich immer wieder beim Schiedsrichter beschwert, viel lamentiert, viel gefordert. „Das könnte ihn beeinflusst haben“, vermutet er.

Zulegen in der Offensive

Allein, nachträglicher Ärger hilft der TSG genauso wenig wie Spekulation. Das weiß auch der Schwarzwälder, dessen Mannschaft in Offenbach insgesamt einen guten Auftritt zeigte. Und genau das wolle man aus der Partie beim früheren Bundesligisten auch mitnehmen, meint Braun. Im Hinspiel war der OFC, der mehr denn je in die 3. Liga strebt, noch deutlich überlegen gewesen, Balingen gewann dennoch durch ein spätes Klostermann-Tor – mit Dusel und 1:0. Das Rückspiel nun war enger. „Wenn man verliert, muss man enttäuscht sein“, sagt Braun vor dem Samstags-Heimspiel (ab 14 Uhr im ZAK-Liveticker) gegen die U23 der TSG 1899 Hoffenheim. „Aber wir müssen das auch realistisch und relativ betrachten.“ Relativ zum Gegner, dessen Möglichkeiten und Voraussetzungen, meint er.

Trotz Geisterspiel nichts verpassen. Der Zollern-Alb-Kurier stellt am Samstag wie gewohnt einen Liveticker bereit.

„Und wir müssen das Positive mitnehmen: Wir sind gegen einen Gegner wie Offenbach konkurrenzfähig.“ Topp im Hessischen: die Defensivleistung. Ausbaufähig: der Spielaufbau im letzten Drittel. Braun bestätigt das Manko: „Wir müssen uns leichter Chancen herausspielen, auch gegen einen starken Gegner wie Offenbach.“

Beide Teams hoffen auf Wende

Wenn die Balinger, die derzeit Regionalliga-Zehnte sind, nun am Samstag die auf Platz 18 liegende Hoffenheimer U23 empfangen, treffen zwei angeschlagene Gegner aufeinander. Beide Vereine haben aus den vergangenen sechs Spielen nur fünf Punkte geholt, beide warten seit vier Begegnungen auf einen „Dreier“.

Und „Hoffe zwo“ ist so etwas wie der Angstgegner der Balinger: Fünf Mal trafen beide in der Regionalliga aufeinander, gewonnen hat die Braun-Elf noch nie, nur zwei Punkte holte sie gegen die Sinsheimer U23 bisher. Hoffenheim-Coach Kai Herdling hat Respekt vor der Balinger TSG, zeigt sich aber angriffslustig: „Die Truppe hat ihre Qualitäten und spielt so erfolgreich wie lange nicht“, sagt der 36-jährige Ex-Profi. „Zu sagen, wir müssen gewinnen, wäre daher vermessen. Andererseits brauchen wir uns aber auch nicht verstecken. Wir werden unabhängig davon, ob wir nun als Favorit gelten oder nicht, auf Sieg spielen.“

Das Hinspiel endete 2:2, die Schwaben hatten 2:0 geführt. Angst vorm Angstgegner? Ganz und gar nicht, antwortet Braun, der wieder auf den zuletzt gesperrten Cedric Guarino setzen kann. Ebenfalls wieder fit ist Sascha Eisele, der sein erstes Spiel seit Monaten machen könnte. Ob es für Kaan Akkaya (Zerrung), entscheidet sich erst nach dem Abschlusstraining am Freitag. Nach überstandener Rückenverletzung und anschließender Quarantäne muss Marco Gaiser seinen Trainingsrückstand aufholen. Fehlen werden weiterhin Luca Kölsch (Reha nach Knie-OP) und Marcel Binanzer (Schulter).

Schmitz droht längere Auszeit

Bitter für die TSG: Matthias Schmitz droht einige Zeit auszufallen. Der Kapitän leidet an einem Innenmeniskusriss im Knie, den der 27-Jährige ursprünglich konservativ behandeln lassen wollte. Doch nachdem er nun mehrfach das Training abbrechen musste, raten die Ärzte Schmitz zur Operation. Der will allerdings noch eine Zweimeinung einholen.

Beim Blick auf die Tabelle, in der der erste Abstiegsplatz derzeit acht Punkte und der kommende Gegner acht Plätze von der TSG Balingen entfernt liegt, könnte der externe Beobachter zum Schluss kommen, dass die Schwaben nun fast schon zum Siegen verdammt sind. Braun sieht das nicht ganz so. „Dass eine Mannschaft wie Hoffenheim mit dieser Qualität auf einem Abstiegsplatz steht, zeigt vor allem, wie stark diese Liga ist“, meint Braun. „Und Druck? Den machen wir uns, wenn dann, schon selber. Wir wollen gegen Hoffenheim punkten“, so der Ex-Profi. „Dafür müssen wir ein paar Dinge besser machen als zuletzt und darauf vertrauen, dass sich im Laufe einer Saison alles ausgleicht und wir bald auch wieder für unsere guten Leistungen belohnt werden.“ Und nicht bestraft: wie zuletzt am Bieberer Berg.

TSG-Trio war mal bei der anderen TSG

Gleich drei Regionalliga-Fußballer der TSG Balingen wurden im Nachwuchsleistungszentrum des kommenden Gegners TSG 1899 Hoffenheim ausgebildet, doch nur zwei treten am Samstag um 14 Uhr gegen die Sinsheimer U23 auch an: Simon Klostermann und Tim Wöhrle. Der Dritte im Bunde ist Luca Kölsch, der nach seinem zweiten Kreuzbandriss derzeit in Reha ist. „Mit ,Hoffe zwo‘ hätte ich erstmals gegen meinen ehemaligen Verein gespielt. Mein Asporn zu gewinnen ist aber in jedem anderen Spiel gleich“, sagt der 20-Jährige, für den die Saison gelaufen ist. „Dennoch hätte es mir Spaß gemacht, mich mit alten Teamkollegen zu messen.“ Er hoffe, dass die Balinger „wieder als Mannschaft funktionieren“, sagt Kölsch. „Wenn wir diese Aufgabe diszipliniert angehen und eine entsprechende Mentalität auf den Platz bekommen, werden wir punkten.“ Da beide Teams zuletzt strauchelten, sei die Heimpartie enorm wichtig: „Wir können nun eine Positiv-Serie starten und uns weiter von den hinteren Plätzen distanzieren.“

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