Geislingen

Stadtplaner stellen erste Entwürfe vor: Geislinger Ortsdurchfahrt soll grün werden

14.03.2024

Von Rosalinde Conzelmann

Stadtplaner stellen erste Entwürfe vor: Geislinger Ortsdurchfahrt soll grün werden

© Jelena Marjanov

Die Tristesse der Ortsdurchfahrt zeigt sich bei dieser Aufnahme mit der Drohne. Jetzt wird es konkret für den Start des ersten Bauabschnitts, der von der St.-Ulrich-Kirche bis zur Einmündung der Konrad-Adenauer-Straße geht. Die Optik vor der Kirche wird sich grundlegend ändern. Dort ist ein Kreisverkehr mit einem Durchmesser von 26 Metern geplant. Dafür wird der Ökonomieteil des ehemaligen „Schützen“ (das markante Gebäude vorne rechts) abgerissen.

„Schöner wär’s, wenn’s schöner wär“ – dieser Gedanke schießt ihm jedes Mal durch den Kopf, wenn er durch Geislingen fährt, bekannte Professor Richard Reschl am Mittwochabend beim Stadtgespräch. Reschl ist einer der Väter der zukünftigen Ortsdurchfahrt, auf die die lärmgeplagten Anlieger schon lange warten. Jetzt wird es konkret. Aus Geislingen könnte die Tristesse verschwinden. Was ist geplant? Wo gibt es noch Kritik?

Der Stadtplaner war am Mittwoch mit Verstärkung gekommen, nahm nur die Moderatorenrolle ein.

Sein Kollege, Professor Philipp Dechow, gab in Begleitung seines Teams mit Philip Flögel und Johannes Tomanek Einblicke in die aktuelle Planung für die Umgestaltung des ersten Bauabschnitts der Landesstraße 415, die Geislingen teilt und über die täglich 18.000 Autos und Laster donnern.

Stadtplaner stellen erste Entwürfe vor: Geislinger Ortsdurchfahrt soll grün werden

© Rosalinde Conzelmann

Die Stadtplaner stellten den Entwurf für den ersten Bauabschnitt vor (von rechts): Richard Reschl, Johannes Tomanek, Philip Flögel und Philipp Dechow.

Der erste Bauabschnitt geht von der Kirche in Richtung Balingen bis zur Einmündung Konrad-Adenauer-Straße.

Weil bei dieser gewaltigen Aufgabe, alle an einem Strang ziehen müssen, wie Bürgermeister Oliver Schmid eingangs betonte, waren die Anlieger schon eine Woche zuvor über die Entwürfe informiert worden. Schmid betonte, dass die Stadt bei der Planung noch ganz am Anfang steht. Deshalb könne es offene Fragen geben.

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Aber: „Uns ist es wichtig, Ihre Meinung zu hören.“ Diesem Appell kamen die rund 60 Zuhörerinnen und Zuhörer gerne nach und diskutierten engagiert mit der Verwaltung und den Planern.

Die Straße ist autoorientiert

Fest steht, dass man als Fußgänger nicht gerne an der Ortsdurchfahrt läuft, weil diese sehr autoorientiert ist, stellte Philipp Dechow fest. Ganz konkret: „Die Fahrbahn regt zum Schnellfahren an.“ Was im Übrigen auch getan werde, obwohl die Ortsdurchfahrt seit Herbst 2023 auf Tempo 30 beschränkt ist.

Man wolle durch die Gestaltung eine Gegenbewegung schaffen, so der Planer. Ziel sei es, eine grüne Vorstadtstraße zu schaffen.

Die Fahrbahnbreite soll 6,50 Meter betragen. Bislang ist sie zwischen 7 und 7,50 Meter breit. Denn: „Je schmaler die Fahrbahn ist, desto langsamer fährt man.“ Die Kreuzungsbereiche sollen überpflastert werden. Es soll fast durchgängig einen Gehweg mit 2,50 Meter Breite geben. Aufgelockert wird das Straßenbild mit grünen Inseln und Wildblumenstreifen. Vorgesehen sind zudem einige offizielle Parkplätze. bislang wird wild auf dem Gehweg geparkt.

Im Dornröschenschlaf

An der Kirche wird die Kreuzung zugunsten eines Kreisels weichen. Ein weiterer Kreisel ist bei der Firma Kleider Müller im zweiten oder dritten Bauabschnitt geplant. Ideen gibt es aber für den Stadteingang aus Balingen kommend schon. Reschl sprach von einer Postkartenansicht, die derzeit im Dornröschenschlaf schlummere.

Stadtplaner stellen erste Entwürfe vor: Geislinger Ortsdurchfahrt soll grün werden

© Rosalinde Conzelmann

So grün soll die Geislinger Vorstadtstraße einmal werden.

Bei der Umgestaltung sollen auch die privaten Flächen mit einbezogen werden, wenn die Besitzer einverstanden sind. Die Umsetzung soll über privatrechtliche Vereinbarungen geregelt werden. Es wird keinen Radweg geben, weil dieser aufgrund der Verhältnisse vor Ort nicht durchgängig zu realisieren ist.

9 Monate Bauzeit

Für die Realisierung des ersten Bauabschnitts rechnen die Planer mit einer Bauzeit von einem dreiviertel Jahr, sobald der neue Gemeinderat den fertigen Plan mit der dann vorliegenden Kostenberechnung im Herbst abgesegnet hat. Danach werden die Gewerke ausgeschrieben, ein Bauzeitenplan erstellt und eine Umleitungsstrecke festgelegt. Nach der Vergabe kann es losgehen.

Wie es mit den weiteren Bauabschnitten weitergeht, steht noch in den Sternen. Natürlich sei es der Wunsch, direkt anzuschließen. „Aber es hängt vom Etat ab“, meinte Stadtbaumeister Markus Buck.


Tempo 50 wäre erlaubt

Es wird keine Busbuchten mehr geben, die Busse halten auf der Straße. Ein Punkt, der die Geislinger umtreibt. Sie befürchten lange Staus und stockenden Verkehr. Auch über das Tempolimit wurde diskutiert. Dazu teilte der Bürgermeister mit, dass dieses eine Maßnahme aus dem Lärmaktionsplan ist. Dieser werde alle fünf Jahre aktualisiert. „Wir wissen nicht, ob Tempo 30 langfristig bleibt.“ Dechow ergänzte, dass die Planung auch Tempo 50 erlaubt.

Machen die Pflaster zu viel Lärm? Bleibt die Straße vorfahrtsberechtigt? Die Planer gaben Antworten: Die Straße bleibt vorfahrtsberechtigt, das Pflaster wird so verlegt, dass es nicht „klappert“.

Braucht es den Kreisel wirklich?

Braucht man den Kreisel an der Kirche wirklich? Ein Geislinger befürchtet Staus, wenn sich Laster durchquälen. Das sei nicht der Fall, verkehrstechnisch gebe es weniger Konflikte, versicherte der Planer. Bürgermeister Schmid ergänzte: „Zu einem Stadtbild gehört auch eine optische Aufwertung.“ Der Kreuzungsbereich sei jetzt, gelinde gesagt, eine Katastrophe und bedürfe einer Aufwertung. Zudem habe man lange für den Kreisel gekämpft, der jetzt mit einem Durchmesser von 26 Metern ausreichend sei.

Haltestellen verlegen

Vorgebracht wurde noch, dass es ein „Durcheinander“ und Staus gibt, wenn die Busse auf der Straße halten. Hier benötige es gegenseitige Rücksicht, betonten die Planer. „Es ist ein großer Lernprozess“, so Reschl. Den Vorschlag eines Geislingers, zumindest die Bushaltestellen für die Schüler in Richtung Schlossplatz zu verlegen, will die Stadt prüfen. „Das werden wir aufgreifen“, versicherte Schmid.


Ein Stück Lebensqualität

Grundsätzlich gab es aber Zustimmung für die gewaltige Veränderung, die für die Geislinger ein Stück Lebensqualität bedeuten wird, wie Schmid abschließend feststellte. Es gebe schon Anfragen von Investoren, die sich vorstellen könnten nach der Umgestaltung an der Ortsdurchfahrt etwas zu schaffen.

„Die Tristesse weicht, es entsteht etwas Schönes“, fasste ein Geislinger seine Zustimmung in diese Worte.

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