Dass die Kälte kommt, zumindest ein kleines bisschen, hatte sich nun am Samstagabend ob der Sommertemperaturen bestimmt so mancher vor der Bühne gewünscht, musste sich aber mit einem kleinen Lüftchen, das ab und an durch die City wehte, begnügen.

Santiano bringt die Elemente mit

Dafür brachte Santiano die Elemente mit. Die salzige Brise gab’s musikalisch, es ging kraftvoll durch den Sturm, die Pyro- und Feuershoweinlagen wie bei „Könnt ihr mich hören?“ unterstrichen die Botschaften der Songtexte. Und mit ein bisschen Phantasie konnte man im Lichtspiel, das die Scheinwerfer an den Turm der Stadtkirche zeichneten, das Spiegelbild der Wellen erkennen.

Nicht nur Seemannsmusik

Ihre Musik in eine Schublade zu stecken, das fällt durchaus schwer. Santiano machen nicht nur Seemannsmusik. Sie flechten Rock, Pop, Folk, sogar ein bisschen Reggae in ihre Songs ein. Shantys wie der „Wellerman“ durften am Samstag in Balingen natürlich genauso wenig fehlen wie das irische „Land of Green“, für das auch schon Angelo Kelly mit Santiano am Mikro stand, und viele bekannte und auch weniger populäre Songs der Nordlichter.

Publikum ist bunt gemischt

Diese Vielfalt zeigte sich auch im Publikum des Marktplatz-Open-Airs. Da feierte der Metalhead mit Kutte mit der Familie – teils drei Generationen gemeinsam – und mit der Mädelsgruppe in den besten Jahren, das Seniorenpaar mit der Clique Anfang 20.

Zwei Stunden Vollgas

Die Männer aus dem Norden lieferten in Balingen eine Mischung querbeet durch ihr Repertoire ab. Man könnte meinen, dass sie schon ihr ganzes Leben lang zusammen auf der Bühne stehen, doch die Band feierte gerade erst ihr Zehnjähriges. Trotz der eigenen Kommentare übers Alter der Musiker und deren Bitte, die ein oder andere Unterbrechung „für einen Schluck Tee oder um mal mit dem Handtuch übers Gesicht zu wischen“ – die es übrigens gar nicht gab – zu verzeihen und währenddessen ordentlich Lärm zu machen, gaben sie knapp zwei Stunden Vollgas.

Der Dank ans Publikum – „Wir für Euch und Ihr für uns“, ist ja klar – und die Freude, nach der Corona-Zwangspause endlich wieder live aufzutreten, kaufte man ihnen gerne ab. Ebenso die eindringlichen Worte, mit denen Björn Both „Lieder der Freiheit“ den Menschen in der Ukraine widmete.

Eine Seefahrt mitten in Balingen

Die geforderten Zugaben waren deshalb obligatorisch und setzten einen gelungenen Schlusspunkt unter die Seefahrt mitten in Balingen. Das Gastspiel von Santiano wird vielen sicherlich in bester Erinnerung bleiben. Denn: Das Santiano-Schiff liege zwar in Flensburg, die Heimathäfen seien aber in jedem einzelnen Herzen der Fans.