Sigmaringen

Nach „Pinkel-Video“: 22-Jähriger wegen versuchten Mordes angeklagt

21.02.2024

von Mandy Hornstein

Nach „Pinkel-Video“: 22-Jähriger wegen versuchten Mordes angeklagt

© Julia Brunner

Direkt an der Laizer Straße, kurz vor der Aral-Tankstelle in Sigmaringen, stach der Angeklagte mutmaßlich auf sein Opfer ein.

Erschreckende Szenen spielten sich im Juli 2023 in Sigmaringen ab, an deren Ende das Opfer im Krankenhaus landet und der Täter flieht. Die Flucht endet erst in der französischen Stadt der Liebe – Paris. Mutmaßliches Motiv der Tat ist ein ganz besonderes Video. Nun müssen sich der Tatverdächtige sowie sein Komplize vor Gericht verantworten.

Ein 22-Jähriger muss sich wegen versuchten Mordes vor dem Gericht verantworten. Ihm wird vorgeworfen, im Juli vergangenen Jahres beim Kreisverkehr an der Laizer Straße, nahe der Aral-Tankstelle in Sigmaringen, drei Mal auf einen jungen Mann eingestochen zu haben, ins Auto eingestiegen und weggefahren zu sein. Sein Opfer erlitt schwerste Verletzungen – unter anderem an der Leber – und musste im Krankenhaus notoperiert werden.

Der mutmaßliche Fahrer des Fahrzeugs, ein 21-Jähriger, ist als Komplize angeklagt. Beide Tatverdächtige sind Deutsche mit Migrationshintergrund. Sie machen vor dem Landgericht Hechingen keine Angaben zu den Vorwürfen.

Das Opfer habe sich laut bisherigen Berichten von Polizei und Staatsanwaltschaft am Radweg der Donau mit Freunden getroffen und Alkohol getrunken. Er habe weiteren Alkohol an der Tankstelle besorgen wollen und sei deshalb alleine in diese Richtung gelaufen. An der Parkbucht vor dem Kreisverkehr habe das Fahrzeug gehalten, der mutmaßliche Täter sei ausgestiegen, habe auf ihn eingestochen und sei danach direkt weggefahren.

Geschädigter sowie Täter sitzen in JVA ein

Gegenüber der Polizei habe der Geschädigte erst keine Angaben zum Tatverdächtigen machen können oder wollen, sagte ein Polizist vor Gericht. Wenige Tage später nannte er jedoch einen Namen. Die Aussage des Geschädigten, der wegen anderer Delikte wie der mutmaßliche Täter in der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Ravensburg einsitzt, wird am Donnerstag erwartet.

„Pinkel-Video“ als Motiv?

Hintergrund der Tat könnte ein Video sein, das im Internet veröffentlicht wurde. Auf diesem ist der Angeklagte zu sehen, der betrunken und schlafend auf einer Bank liegt, während der später Geschädigte über ihm steht und dem Angeklagten lachend ins Gesicht uriniert. Das Video wurde während der Verhandlung abgespielt.

„Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr“, sagte der Vorsitzende Richter Volker Schwarz kopfschüttelnd im Anschluss. Laut einem weiteren Polizisten müssten sich der Angeklagte und der Geschädigte kennen, da beide in den Brand des Bundeswehr-Munitionslagers in Jungnau verstrickt sein sollen.

Die Polizei habe im Zuge der Ermittlungen die Handydaten der beiden Angeklagten ausgewertet sowie Anrufe überwacht. Dabei habe es ein Telefonat zwischen dem Angeklagten und seiner Mutter gegeben, in der er versucht habe, sich ein Alibi zu verschaffen.

In Paris geschnappt

Nach Überprüfung der Handydaten wurde deutlich, dass sich der Angeklagte in Frankreich befand. Der 22-Jährige wurde schließlich knapp sechs Wochen später in Paris von den dortigen Behörden festgenommen. Der 21-jährige Mitangeklagte blieb dagegen auf freiem Fuß.

Der Prozess begann am Dienstag und ist insgesamt auf fünf Tage angesetzt.

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