Handball

Müder Meister meistert schwäbischen Stresstest: Coach Bürkle lobt seine „Gallier“

17.05.2021

Von Marcus Arndt

Müder Meister meistert schwäbischen Stresstest: Coach Bürkle lobt seine „Gallier“

© Klahn

Auf Augenhöhe mit Champions League-Sieger Kiel präsentierte sich der Tabellen-16. aus Balingen (im Bild Tim Nothdurft, Mitte). Erst in der finalen Spielphase machten die Zebras den 25. Bundesliga-Sieg in dieser Saison perfekt.

Mit einem Arbeitssieg über den HBW Balingen-Weilstetten hat der THW Kiel die Bundesliga-Tabellenführung behauptet. Erst in der finalen Spielphase kippte die Partie.

Nach drei Spielen ohne Niederlage haben die „Gallier“ beim Rekordmeister verloren. Ohne sechs arrivierte Akteure machte das Team von Jens Bürkle ein Klassespiel, kassierte aber dennoch die 19. Saisonniederlage.

Sieben gegen Sechs als Trumpf

Erwartet wurde Kieler Dominanz, aber die Schwaben verteidigten in schmaler Besetzung leidenschaftlich. Obwohl Top-Torjäger Vladan Lipovina aufgrund muskulärer Probleme kurzfristig ausfiel und auch die beiden etatmäßigen Halblinken (Schoch und Scott) fehlten, stellte die Balinger Offensivabteilung den THW vor große Probleme. „Was wir im Angriff gespielt haben, war einfach geil“, meinte der HBW-Trainer.

Sein Gegenüber Filip Jicha ließ nach der Energieleistung im Champions League-Viertelfinale gegen Paris und vor dem Rückspiel am Mittwoch kräftig rotieren. Das funktionierte aber nicht wirklich. Konsequent nutzten die Schwaben die Abstimmungsprobleme bei den Zebras und erarbeiteten sich eine 5:3-Führung (6. Minute). Auch einen Kieler 3:0-Lauf zum 12:9 (16.) konterten die „Gallier“, welche fast durchgehend mit dem siebten Feldspieler agierten, mit vier Toren in Folge zum 13:12 (19.). „Das Sieben gegen Sechs hat wirklich sehr gut funktioniert“, analysierte der ehemalige Bundesliga-Kreisläufer.

Er wisse nicht, was mit voller Besetzung drin gewesen wäre, sinnierte der Sportwissenschaftler, „aber ich glaube einfach, dass wir es richtig gut gemacht haben in der Besetzung, in der wir waren. Die Leute, die da waren, haben wirklich super geliefert. Deshalb haben wir Kiel bis zur 50. Minute wirklich ins Schwitzen gebracht.“

Die Schwaben blieben nach einem 19:21-Pausenrückstand auch in Durchgang zwei giftig, gingen durch René Zobel wieder mit 25:24 (37.) in Führung und waren bis sieben Minuten vor Spielende – beim 33:32 für den Favoriten – dran. „Die Balinger sind Kämpfer, das wussten wir“, sagte Kiels Rückraumspieler Harald Reinkind nach der Partie am Sky-Mikrofon. Der Norweger beklagte die fehlende Aggressivität und eine gewisse Müdigkeit.

Bürkle stolz auf seine Jungs

Auch bei den Balingern schwanden die Kräfte und nach „einem ganz tollen Spiel“ (O-Ton Bürkle) stand ein bemerkenswertes 34:38 zu Buche. „Das sah heute über 60 Minuten eigentlich richtig gut aus“, urteilte der 40-Jährige, „vor allem im Angriff. Da muss man schon sagen, was wir da veranstaltet haben, vor allem mit ganz wenigen technischen Fehlern, mit ganz wenig Fehlwürfen. Extrem gut – mit viel Geduld. Wir haben da wirklich viele extrem freie Würfe, die wir da kreiert haben. Von daher kann man was die Angriffsleistung angeht extrem stolz sein auf die Jungs.“

Auch die Abwehr stand gegen die Welt-Auswahl von der Förde über weite Phasen. „Wir hatten Schwierigkeiten, Unterzahl zu verteidigen“, gestand Bürkle ein, „mit dem Sechs gegen Fünf hatten wir wirklich Probleme. Insgesamt war die Angriffsgewalt von Kiel noch mal einen Tick höher als unsere. Damit haben sie dann auch verdient gewonnen.“

Balsam für die HSG-Seele

Mit dem Arbeitssieg verteidigten die Zebras (51:5 Zähler) die Tabellenführung, gefolgt von Vizemeister Flensburg-Handewitt, welcher sich nach dem 29:25-Erfolg in Coburg punktgleich mit dem THW an zweiter Stelle einreiht, gefolgt von den Rhein-Neckar Löwen und Magdeburg.

Im unteren Drittel des Klassements sind Ludwigshafen (17:41) und Nordhorn-Lingen (17:45) wieder in Schlagdistanz zu den Schwaben (20:40). Nach dem 28:22-Erfolg am Donnerstag über den Bergischen HC unterlagen die Pfälzer am Sonntag im Kellerduell den Grafschaftern mit 26:28. „Wir wollten die BHC-Punkte vergolden“, sagte Eulen-Regisseur Dominik Mappes, „das ist uns nicht gelungen.“ Die Emsländer hingegen nutzten ihre letzte Chance. „Das ist Balsam für die Seele“, verriet sein HSG-Konterpart Alexander Terwolbeck.

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