Balingen

Mit Fotografien auf Balinger Zeitreise gehen: Tine und Paul Bossenmaier geben Bildband heraus

24.06.2023

Von Jasmin Alber

Mit Fotografien auf Balinger Zeitreise gehen: Tine und Paul Bossenmaier geben Bildband heraus

© Collage: Bossenmaier

Das Bild zeigt einen Ausschnitt der Doppelseite im Bildband, die das Zollernschloss-Wasserturm-Ensemble sowie etliche Details aus den Innenräumen zeigt.

Wie hat sich das Stadtbild in den vergangenen rund 120 Jahren verändert – nicht erst mit den Bauarbeiten für die Gartenschau? Dieser Frage sind die Wahl-Balinger Tine und Paul Bossenmaier in den vergangenen Jahren auf den Grund gegangen. Und zwar bildlich. Das Ergebnis ist ein fotografischer Bildband, der die Betrachter beim Durchblättern auf eine Zeitreise mitnimmt.

Nicht erst die Bauarbeiten im Vorfeld der Gartenschau haben das Balinger Stadtbild an vielen Orten maßgeblich verändert. Genau diese neuen Perspektiven und Gestaltungen waren aber die Initialzündung für Tine und Paul Bossenmaiers Bildbandprojekt – als Hommage an Balingen. Reise ist dabei wörtlich zu verstehen: Los geht’s im Band beim Ankommen am Bahnhof, durch die Straßen der Innenstadt, entlang der Eyach zu besonderen Orten und Gebäuden, Kultur- und Sportstätten, in die Stadtteile und – über die Gartenschau – als letzten Abstecher zu besonderen Zeitzeugen.

Das Ganze auf 220 Seiten, die gemeinsam mit Grafikerin Jessica Schneider von der Haigerlocher Agentur „Upnormal kreativ“ ansprechend gestaltet wurden. „Da haben sich zwei gefunden“, sagen sie über die hervorragende Zusammenarbeit auf Augenhöhe und vor allem derselben Wellenlänge.

Mit Fotografien auf Balinger Zeitreise gehen: Tine und Paul Bossenmaier geben Bildband heraus

© Marcella Dominguez

Die Macher des Bildbands (von links): Jessica Schneider, die die Gestaltung umgesetzt hat, Paul und Tine Bossenmaier.

Auf viel Text wurde dabei verzichtet, das Wesentliche ist aber dennoch nachzulesen. Vielmehr wird das Augenmerk auf Fotografien von damals und heute gelegt.

Recherche im Stadtarchiv und privaten Alben

Mal sind es direkte, quasi „Vorher-Nachher-Vergleiche“ von markanten Gebäuden und Orten, die aus derselben Perspektive fotografiert wurden wie historische Aufnahmen. An letztere sind die beiden Balinger auf zweierlei Weise gekommen. Zum einen hat Paul Bossenmaier nach dem Eintritt in den Ruhestand in seinem eigentlichen Beruf – das Fotografieren haben er und seine Frau sich vom Hobby zur Berufung gemacht – im Stadtarchiv recherchiert.

„Ich hatte Tag und Nacht Zeit“, merkt er schmunzelnd an. Und die hat er genutzt, nicht nur Fotos von einst herausgesucht, sondern auch alte Stadtpläne oder Gasthaus- und Brauereiverzeichnisse von Anfang des 20. Jahrhunderts – das alles neben der annähernd lückenlosen Dokumentation der Entstehung der Gartenschau in Balingen.

Zum anderen als Nebeneffekt durch einen anderen Auftrag: Die beiden sind seit Beginn der Arbeiten unter anderem für die Stadt unterwegs, um den Werdegang der Gartenschau zu dokumentieren. „Wir haben in den letzten Jahren so viele Senioren getroffen, deshalb sind im Bildband auch viele bisher unveröffentlichte Fotos zu sehen.“ Diese wurden ihnen von Privatleuten zur Verfügung gestellt.

Luftaufnahmen: Früher aus dem Flugzeug, heute mit Drohne

Eine Besonderheit ist da eine Luftaufnahme der Stadt aus dem Jahr 1925. Damals hatte sich eine Firma als eine der ersten auf jene Aufnahmen spezialisiert, die aus dem Flugzeug aufgenommen worden sind, und Balingen von oben abgelichtet. Mit dem Flugzeug waren Bossenmaiers zwar nicht unterwegs, wohl aber haben sie ihre Drohne eingesetzt, um das Luftbild im Heute nachzustellen. Ansichten von oben gibt’s auch von den Teilorten, denn „die gehören zu Balingen dazu“, stellt Tine Bossenmaier klar.

Mit Fotografien auf Balinger Zeitreise gehen: Tine und Paul Bossenmaier geben Bildband heraus

© Bossenmaier

Das Cover des Bildbandes lässt schon, worum es auf 220 Seiten geht. Oben links: Balingens erster Berufsfotograf Friedrich Speidel mit seinem Apparat.

Eine besondere Würdigung erfährt Friedrich Speidel, der erste Berufsfotograf in Balingen, der unter anderem das Hochwasser 1895 dokumentiert hat. Ein Foto, das ihn mit seinem Fotoapparat – eine „Riesenkiste“, für deren Transport man einen Wagen brauchte – zeigt, ziert das Cover.

Fetziger Bildband

Wer eine schnöde Aneinanderreihung von Fotos erwartet, wird enttäuscht. „Es ist bunt und fetzig, mit viel Kultur und Sport“, sagt Tine Bossenmaier. Fotos vom „Bang Your Head“ dürfen für das rockmusikbegeisterte Duo, dessen Steckenpferd seit jeher die Konzertfotografie ist, selbstverständlich nicht fehlen. Dass diese Fotos nach dem endgültigen Festival-Aus ein besonderes Zeitzeugnis sind, haben Bossenmaiers bei den Planungen für den Bildband freilich noch nicht gewusst.

Vor anderthalb Jahren haben die intensiven Vorarbeiten begonnen. Der Bildband erscheint im Selbstverlag. Auf der Frankfurter Buchmesse hat Tine Bossenmaier die für das Paar passende Druckerei gefunden. Bei der Produktion wird genauso wie beim Inhalt auf den Kontrast von Altem und Neuem wertgelegt. Der Einband des Hardcoverbuchs im Querformat ist auf Leinenstrukturpapier gedruckt und mit modernem Spotlack veredelt.

Detailverliebte Aufnahmen und viel Aufwand

Damit inhaltlich alles so ist, wie es sich die Balinger vorgestellt haben, haben Paul und Tine Bossenmaier viel Ideenreichtum und Kreativität bewiesen. Wie detailverliebt die Aufnahmen sind, zeigen einige Hintergrundgeschichten.

Zum Beispiel der Einstieg in den Bildband, die Ankunft am Bahnhof. Den Kontrast in der heutigen Ansicht stellen Tine Bossenmaiers Kinder und Enkel dar, die in historische Kostüme gekleidet neu abfotografiert wurden.

Eine Aufnahme von Kindern, die damals am Schwefelbrunnen am ursprünglichen Standort (heute ADAC-Gebäude) standen, haben Bossenmaiers mit Kindern von Familien, die das Generationenhaus besuchen, nachgestellt. Weil am Brunnen pünktlich zum Fototermin Bagger zugange waren und Baustelle war, die Zeit aber drängte, wurde der Hintergrund mit Tüchern „retuschiert“.

Übrigens: Das markante Foto, auf dem Schülerinnen der Frauenarbeitsschule – in diesem Gebäude ist heute das Generationenhaus – teils auf Simsen sitzend aus allen Fenstern winken, hat das Fotografenduo aktuell mit Mitarbeitern und Ehrenamtlichen nachgestellt. Außerdem haben sie einen Frühschoppen auf der Torbrücke, bei dem stilecht Balinger Adlerbräu getrunken wird, inszeniert – als Reminiszenz an die zahllosen Brauereien und Wirtschaften, die es ehemals in Balingen gegeben hat.

Bildband-Fotografien werden in Ausstellung gezeigt

„Es ist wie ein kleines Abenteuer“, fasst Tine Bossenmaier den Inhalt zusammen. Die beiden wollen andere gerne mitnehmen. Die Buchvorstellung ist am Donnerstag, 29. Juni, um 18.30 Uhr in der Zehntscheuer im Rahmen einer Vernissage. Denn ausgewählte, gestaltete „Zeitreise“-Auszüge werden im Großformat dort bis 9. Juli zu sehen sein.

Dort ist dann auch, ergänzend zur historischen Aufnahme im Bildband, ein aktuelles Foto vom Pfingstbutz in Streichen zu sehen. Dem selbsterklärten „Brauchtumsfreak“ Paul Bossenmaier war es dieses Jahr endlich möglich, bei dem Spektakel dabei zu sein, weil es ausnahmsweise keine Terminüberschneidung mit einem Musikfestival in Schweden gab, das die beiden Jahr für Jahr besuchen. Allerdings zu seinem Bedauern nicht mehr rechtzeitig vor Druckdatenschluss des Buches.

ZAK verlost fünf Exemplare

Der Bildband ist ab 30. Juni in den Balinger Buchhandlungen Osiander und Rieger sowie im Rathaus Balingen erhältlich. Der ZAK verlost fünf Exemplare. Wer an der Verlosung mitmachen will, schickt bis spätestens Samstag, 1. Juni, eine E-Mail mit dem Betreff „Balinger Zeitreise“ und unter Angabe des vollen Namens und der Adresse per E-Mail an marketing@zak.de.

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