Albstadt

Mutmaßliche Gruppenvergewaltigung in Albstadt: War doch alles einvernehmlich?

08.04.2024

Von Pascal Tonnemacher

Mutmaßliche Gruppenvergewaltigung in Albstadt: War doch alles einvernehmlich?

© Symbolbild: Michael Würz

Am Landgericht Hechingen wird der Fall einer mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung verhandelt (Symbolfoto).

Eine erste öffentliche Zeugenaussage legt nahe, dass die drei Angeklagten im Prozess um eine mutmaßliche Gruppenvergewaltigung in Albstadt der Ansicht sind, dass alles, was ablief, auch einvernehmlich abgelaufen ist.

Noch äußern sich die drei jungen Angeklagten im Prozess um eine mutmaßliche Gruppenvergewaltigung einer Sigmaringerin in einem Auto in Albstadt nicht.

Doch durch die Aussage eines Zeugen, der mit den drei jungen Männern aufgewachsen ist, wird klar, was die Angeklagten nach der Tat offenbar gedacht hatten: Alles, was in dieser Nacht in dem Auto am Waldrand in Ebingen ablief, hat die 25-Jährige auch so gewollt.

Sie habe die Nacht gegenüber den mutmaßlichen Tätern auch auf einer Skala von 1 bis 10 als eine 7 bezeichnet. Warum die junge Frau die Männer der Taten fälschlicherweise bezichtigen sollte, darüber konnte der Zeuge nur mutmaßen.

Schock nach Vorwürfen

Regelrecht schockiert seien die Männer von den Vorwürfen gewesen, stritten sie gegenüber Freunden ab. Erstmals war am Montag auch die Rede von einer Gegenanzeige, die die Angeklagten damals erstatten wollten. Was daraus wurde, blieb unklar.

Einer der Beschuldigten meldete sich auch freiwillig bei der Polizei, damit wie bei seinen Freunden Spuren gesichert werden können. Das sei außergewöhnlich, das bestätigt auch ein ermittelnder Beamter. Doch kein Beweis für die Unschuld der Männer.

Denn eine Freundin des Opfers, die gemeinsam mit ihr bei der Polizei war, um die Taten anzuzeigen, bestätigt die Aussagen der Frau: Sie sei vergewaltigt worden, habe mehrfach gesagt, sie wolle das nicht. So berichtete sie es ihrer Freundin am Vormittag nach der Tat.

Kurz vor der Tat kam in einem Chat mit ihrem besten Freund noch ein vereinbartes Notfallsignal der beiden zur Sprache. Das berichtete er als Zeuge. Schickt sie einen Sticker bei Whatsapp, soll er sie anrufen und helfen, sie aus der Lage zu befreien. Sie hatten während des Treffens in der Nacht Kontakt, das belegen auch Chats.

Frau leidet unter dem Geschehenen

Sie schrieb, sie habe mit einem Mann gerechnet, doch drei seien gekommen, später dann, dass sie sich unwohl fühle. Nach der Tat meinte sie, sie sei „gefühlt vergewaltigt“ worden. Den Notfallsticker habe sie aber nicht geschickt.

Berichten konnte der Zeuge, bester Freund und Arbeitskollege der 25-Jährigen, dass der Vorfall das Verhalten der jungen Frau verändert habe und dass sie in therapeutischer Behandlung sei.

Wenig sagen konnten die beiden Freunde der Geschädigten und Nebenklägerin aber zum Liebesleben der Geschädigten, wie oft sie sich mit Männern treffe und was bei solchen Treffen üblicherweise geschehe. Darüber sprachen die Freunde nach eigener Aussage nicht im Detail.

Opfer korrigiert Aussage

Bekannt wurde am Montag, dass das Opfer unter Ausschluss der Öffentlichkeit zugegeben habe, dass sie wusste, dass zwei Männer in dem Auto sitzen würden, das sie abhole.

Ebenfalls ausgeschlossen wurde die Öffentlichkeit dann am Nachmittag, als eine Videoaufnahme von der Vernehmung des Opfers bei der Kriminalpolizei gezeigt wurde. Die 25-Jährige hätte sich am Montag zudem erneut den Fragen des Gerichts und aller Beteiligten stellen sollen, war jedoch krank und nicht vernehmungsfähig. Sobald das Opfer abschließend ausgesagt habe, wollen offenbar auch die Angeklagten erstmals etwas zu ihren Personen oder zur Sache sagen. Das kündigten die Verteidiger an.

So bleiben nach drei Verhandlungstagen weiterhin Fragen und Details ungeklärt, der Prozess ist zudem um weitere Tage verlängert worden. Die Verhandlung wird am Montag, 22. April, um 10 Uhr am Landgericht Hechingen fortgesetzt.

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