Grillen im Essen. Was sich für manche befremdlich oder gar ekelerregend anhört, ist aber absolut legal und gar nicht mehr so ungewöhnlich. Seit 24. Januar dieses Jahres erlaubt es eine EU-Verordnung, bestimmte Insektenarten als Pulver oder Paste in Lebensmitteln zu verarbeiten. Während der Mehlwurm und die Wanderheuschrecke aber schon länger genutzt werden dürfen, können nun auch die Hausgrille und der Getreideschimmelkäfer auf Zutatenlisten auftauchen – immer mit dem deutschen sowie dem lateinischen Namen und der verwendeten Form.

Reich an Proteinen

„Wir suchen immer das Beste für unsere Kunden“, so der gelernte Eiskonditor, „und Grillen sind das Essen der Zukunft.“ Gerade für Sportlerinnen und Sportler seien die Insekten als Nahrungsmittel gut, erklärt Gianfranco Giannuzzi. Denn 100 Gramm von ihnen enthalten ungefähr 66 Gramm Proteine. „Das ist also echt gesund“, so der Eisdielen-Inhaber.

Die Idee entpuppe sich von Anfang an als gute, denn einige Kundinnen und Kunden seien neugierig und probieren das Grilleneis tatsächlich: „Am Anfang haben die Menschen Angst davor. Und dann sagen sie: Oh, das schmeckt gut.“

Er selbst beschreibt den Geschmack der außergewöhnlichen Sorte als nussig, ja, „ein bisschen wie Haselnusseis“. Das Aroma der puren Grillen vergleicht er mit getrocknetem Fleisch.

Ganz wichtig sei beim Grilleneis – wie bei jeder anderen Sorte auch – die Ausgewogenheit und richtige Mischung der Zutaten. Eismachen sei schließlich nichts für Laien.

Gianfranco Giannuzzi stellt deshalb die kalte Süßspeise im eigenen Eislabor vor Ort her. „Manche denken, es kommt von woanders. Aber wir machen das direkt hier“, stellt er klar.

Grillen aus Baden-Württemberg

Das Grillenmehl, das der Eismacher für die neue Sorte nutzt, kauft er fix und fertig und in geschlossene Beutel abgepackt von der Firma „Six feet to eat“ aus Schnürpflingen bei Ulm.

Es handelt sich dabei um gemahlene Heimchen (lat. Acheta domesticus), sprich Hausgrillen. Zur Deko hat Gianfranco Giannuzzi auch noch einige ganze Tiere auf Lager.

Wie bei jeder Geschmacksrichtung dürfe der Zucker aber auch beim Grilleneis nicht fehlen, er mache dieses schließlich angenehm süß. Außerdem komme standardmäßig Milch und frische Sahne rein „und ein bisschen Vanillegeschmack“.

Kreatives Handwerk

Aber wieso reicht es nicht aus, die herkömmlichen Sorten wie Vanille, Schoko und Erdbeere anzubieten? „Wenn du neue Kundschaft gewinnen willst, musst du auch mal provozieren, damit die Leute dich sehen. Danach probieren sie auch die normalen Sorten“, erklärt der Eisdielen-Besitzer. Er tobe sich so auch kreativ aus, ihm werde sonst schnell langweilig.

Außergewöhnliche Eissorten

So konnten die Kundinnen und Kunden der Eisdiele „By Rino“ in der Vergangenheit beispielsweise Tomateneis mit einer Scheibe Mozzarella darauf kosten. „Wir hatten auch mal Eis mit dem Geschmack von Ziegenkäse, gebackenem Brot und Olivenöl. Da war dann Oregano drauf“, fügt Gianfranco Giannuzzi hinzu.

Außerdem gebe es bei ihm Leberwursteis für Hunde und ein blaues „Paw Patrol“-Eis für Kinder. Die Farbe sei dabei nicht künstlich zugefügt, sondern entstehe durch die Zugabe von Spirulina-Algen. Als leidenschaftlicher Eiskonditor erfindet der Italiener die kühle Süßspeise also immer wieder neu. Dieses Mal eben mit tierischer Note.