Hechingen

Ein Hechinger in der Baller League: Jovan Djermanovic spielt für Weltmeister Christoph Kramer

25.02.2024

Von Benno Haile

Ein Hechinger in der Baller League: Jovan Djermanovic spielt für Weltmeister Christoph Kramer

© Julian Meusel

Der Hechinger Jovan Djermanovic (rechts) im Zweikampf mit dem früheren Bundesliga-Profi Diego Contento.

Mehr Spannung, mehr Spektakel und mehr Unterhaltung – das verspricht die neu gegründete Baller League von Mats Hummels und Lukas Podolski. Mittendrin: der Hechinger Jovan Djermanovic.

„Der Ball ist rund und ein Spiel hat 90 Minuten“, hat Bundestrainer Sepp Herberger einmal gesagt. Aber 90 Minuten können mitunter ganz schön lang sein in einer Medien- und Unterhaltungslandschaft, die zunehmend von kurzen Internet-Clips geprägt wird.

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Stream und Free-TV: Wo kommt, wann die Baller League?

Auf der Streaming-Plattform Twitch und bei Joyn, Youtube sowie Tiktok ist immer montags ab 18.30 Uhr oder 19.20 Uhr der Spieltag zu sehen. ProSieben MAXX überträgt ab 20.15 Uhr bis 21.30 Uhr das Top-Spiel live im Free-TV. Highlights gibt es im Anschluss beispielsweise bei ran.

Gameday 6: Am Montag, 26. Februar, spielen Djermanovics Golden XI ab 21.30 Uhr gegen die Protatos.

Deshalb hat sich der spanische Ex-Profi Gerard Piqué 2022 als Alternative für das hauptsächlich junge Publikum die Kings League ausgedacht. In diesem Jahr legten in Deutschland Mats Hummels und Lukas Podolski mit der Baller League, einer Fußball-Hallenliga für die Generation TikTok, nach.

Profis und „Quereinsteiger“ unter den Teammanagern

Darin treten in 12 Teams, die von Fußballern, aber auch von fachfremden Promis wie Streamern, Musikern oder Comedians gemanagt werden, Ex-Profis und Amateure unter veränderten Spielregeln gegeneinander an. Einer davon ist Jovan Djermanovic aus Hechingen.

Ein Hechinger in der Baller League: Jovan Djermanovic spielt für Weltmeister Christoph Kramer

© Julian Meusel

Djermanovic trägt das Trikot der „Golden XI“, dem Team von Christoph Kramer und Ana Maria Markovic.

„Ich wurde Anfang November von Scouts angeschrieben, die mich noch von meiner Zeit bei Viktoria Köln kennen, ob ich Lust hätte, bei der Baller League mitzumachen“, erklärt der 23-jährige Stürmer, der in der Junioren-Bundesliga sowohl für die Kölner als auch für den VfB Stuttgart auf Torejagd ging.

Über 16.000 Bewerber: Djermanovic setzt sich durch

Und wie er Lust hatte! Nachdem er sein Vorhaben mit seinem damaligen Verein, dem Bayernligisten FC Gundelfingen abgesprochen hatte, bewarb er sich. Und dann ging alles ganz schnell: Anfang Dezember war der sogenannte Combine Day, bei dem sich 600 der über 16.000 Bewerber präsentieren konnten. Mitte Januar wurden schließlich aus noch 200 verbliebenen Spielern 100 beim Draft Day für die Mannschaften ausgewählt.


„Ich musste schon etwas bangen, ob ich ausgesucht werde, weil zuerst die Streetballer und Zocker gewählt wurden“, erklärt der ehemalige serbische U18-Nationalspieler: „Ich spiele zwar sehr gerne in der Halle, aber ein Showspieler bin ich halt nicht – aber als dann Stürmer gebraucht wurden, war ich auch an der Reihe.“

Christoph Kramer, ein perfect match

Der Hechinger landete im Team „Golden XI“ von Fußball-Weltmeister Christoph Kramer und der kroatischen Nationalspielerin Ana Maria Markovic. Und obwohl er keinen Einfluss hatte, in welcher Mannschaft er landet, hätte er es besser nicht treffen können: „Es war schon mein Wunsch, bei einem aktuellen oder ehemaligen Profi unterzukommen“.

Kramer sei das Beste, was ihm hätte passieren können: „Ich habe in meiner Laufbahn schon einige Profis kennenlernen dürfen und es war kaum jemand so nahbar wie er.“

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Der Weltmeister habe sofort eine Whatsapp-Gruppe für die frisch zusammengewürfelte Mannschaft erstellt und versorge diese täglich mit Videos, Sprachnachrichten und Tipps zu den Spielen. Denn echten Trainingsbetrieb wie im Verein gibt es in der Baller League nicht: „Wir sehen uns nur montags an den Spieltagen“.

Im ersten Spiel stand die „Golden XI“ sogar erst zum ersten Mal gemeinsam auf dem Platz. Dennoch läuft es für Djermanovic und seine Kollegen recht gut: Nach fünf Spielen liegen sie mit nur einem Punkt Rückstand hinter dem Tabellenführer auf dem vierten Platz.

Zweikämpfe gegen frühere Bundesliga-Profis

Auch menschlich passt’s: „Chris hat ein tolles Team zusammengestellt: Bei uns gibt es eben keine Showspieler, jeder kämpft für den anderen.“ Auch wenn bei der Baller League viel Wert auf Unterhaltung und Spektakel gelegt werde, sei der Ehrgeiz im Team sehr groß: „Wir sind jeden Montag bis in die Haarspitzen motiviert und würden am liebsten am nächsten Tag gleich wieder ran. Für mich ist das genauso, als würde ich samstags an der Kreuzeiche gegen die Kickers spielen“, erklärt Djermanovic, der im Winter von Gundelfingen zu seinem Ex-Verein, dem SSV Reutlingen zurückkehrte.

Das Spielniveau bessere sich unterdessen von Spieltag zu Spieltag merklich, je besser sich die Teams kennenlernen. „Außerdem heben die Ex-Profis das Niveau an: Wenn du gegen Spieler wie Moritz Leitner, Diego Contento oder Mehmet Ekici spielst, merkst du, was da an Bundesliga-Erfahrung dabei ist.“

Spezialregeln sorgen für Extra-Spannung

Auch für Profis ein völlig neues und überraschendes Element sind die Gamechanger- und Galaxy-Minuten am Ende jeder 15-minütigen Halbzeit. Dann läuft beim Angriff – wie beim Basketball – eine Uhr ab, oder es heißt 3-gegen-3 oder gar 1-gegen-1 anstelle der üblichen sechs Spieler pro Team.

„Die Regeländerungen bringen jede Menge Spannung rein – auch wenn sie sich für uns meist negativ ausgewirkt haben“ erklärt Djermanovic. „Man kann in drei Minuten einen klaren Rückstand drehen – oder auch eine souveräne Führung verspielen. Das ist uns gegen Poldis Team passiert.“

Dass der junge Hechinger sich mit den früheren Bundesliga-Stars messen darf und überhaupt Fußballspiele bestreiten darf, ist für ihn ein großes Glück. Denn beim SSV Reutlingen ist er wegen eines Formfehlers bei seinem Wechsel derzeit nicht spielberechtigt und muss bis Saisonende eine Sperre absitzen.

Beim Stammverein nicht spielberechtigt

Andererseits würde er ohne diese Sperre nicht in der Baller League spielen: Denn während eine Doppelbelastung aus Bayernliga und Baller League für den bisherigen Verein Gundelfingen in Ordnung ging, wäre das beim SSV Reutlingen nicht gegangen: „Ich hätte den SSV gerne mit Toren in einer schwierigen Situation unterstützt. Ich kann mich doch nicht im Abstiegskampf in Reutlingen schonen, um dann Baller League zu spielen.“

Dass Vereine aus dem Kölner Umland, die teilweise mehrere Spieler in der Hallenliga stellen, diese vor die Wahl stellten: „Baller League oder Verein“, kann Djermanovic daher verstehen. Dass diese Spieler sich dann gegen den Verein entschieden haben, nicht: „Der Verein hat Priorität.“

Djermanovic, der unter der Woche in Reutlingen trainiert, ist zuversichtlich, dass der SSV auch ohne ihn den Klassenerhalt sichern wird „und dass ich dann auch in der nächsten Saison in Reutlingen spiele.“ Wie es für ihn in der Baller League, deren Finale im April stattfindet, weitergeht, ist dagegen komplett offen. Denn die Verträge gelten zunächst nur eine Saison.

Auch als Zuschauer lieber ganz klassisch

Trotz des hohen Unterhaltungswerts seien Spielformate wie die Baller League, Piqués Kings League oder die Icons League, mit der Toni Kroos und David Alaba bereits in den Startlöchern stehen, für ihn allenfalls eine „coole Ergänzung“ zum klassischen Fußball, die parallel existieren können, aber ihn nie ersetzen werden: „Ich bin zu sehr Fußballfan, als dass ich sage, ich schaue mir so etwas lieber als die Bundesliga-Konferenz an“, sagt Djermanovic. „Bundesliga, Champions League – das ist das, was ich von klein auf kennen und lieben gelernt habe.“

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