Schömberg

Schömberger Autohändler erklärt: Deshalb wurden seine Dieselpartikelfilter gestohlen

20.03.2024

Von Daniel Seeburger

Schömberger Autohändler erklärt: Deshalb wurden seine Dieselpartikelfilter gestohlen

© Daniel Seeburger

Harald Weinmann zeigt auf die Stelle, an der sich normalerweise der Dieselpartikelfilter befindet.

Harald Weinmann fiel am vergangenen Samstagmorgen aus allen Wolken. Der Geschäftsführer des Schömberger Autohauses Weinmann inspizierte mehrere Wohnmobile. Bei allen wurde in der Nacht zuvor der Dieselpartikelfilter ausgebaut und gestohlen.

Der Albtraum begann am Samstagmorgen. Ein Kunde holte sein neues Gefährt ab und telefonierte bereits eine Viertelstunde später wieder. Das Fahrzeug fahre nicht mehr. Harald Weinmann fuhr umgehend zum Besitzer des neuen Fahrzeugs und war baff. Er musste den Wagen abschleppen. Der Dieselpartikelfilter fehlte.

16 Fahrzeuge ohne Filter

Nun ist so ein Dieselpartikelfilter kein Teil, das so eben mal verloren geht. Er ist so groß wie ein Handkoffer und entsprechend schwer. Weinmann hatte einen schlimmen Verdacht, der sich bestätigte, als er ins Autohaus zurückkehrte. Er nahm jedes Fahrzeug genau unter die Lupe. Das Ergebnis: Er hatte neben anderen Wagen 16 nagelneue Wohnmobile und Renault der Marke Master auf dem Hof stehen, denen allen der Dieselpartikelfilter abhanden gekommen war (wir berichteten). Harald Weinmann benachrichtigte die Polizei.

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Diese geht davon aus, dass mehrere Kriminelle auf dem Firmengelände zwischen Freitag, 20 Uhr, und Samstag, 6 Uhr, ihr Unwesen getrieben haben. Und, so die Polizei, dass zum Abtransport des Diebesguts ein Transporter verwendet worden ist.

Abtransport mit Transporter

Wer einen solchen Dieselpartikelfilter sieht, weiß, weshalb zum Abtransport von 16 dieser Bauteile ein Transporter benötigt wird. So ganz klein sind die Teile nämlich nicht. Ein Laie, so weiß Harald Weinmann, kann den Dieselpartikelfilter auch nicht ohne weiteres ausbauen. Es müssen also Profis gewesen sein. Profis, die es speziell auf Renault abgesehen haben.

Schömberger Autohändler erklärt: Deshalb wurden seine Dieselpartikelfilter gestohlen

© Daniel Seeburger

Nichts für die Westentasche. Ein Dieselpartikelfilter hat schon eine gewisse Größe.

Harald Weinmann hat sich kundig gemacht, hat Kollegen angerufen, die auch mit Renault handeln. Während der Polizeisprecher beim Polizeipräsidium Reutlingen für den Zollernalbkreis keine Häufung von Filter-Diebstählen bestätigen kann, scheint es in den anderen Landkreisen durchaus auch vorzukommen. Das bestätigten Harald Weinmann Kollegen. Ein Fall fällt dabei besonders auf. Just am vergangenen Wochenende wurden in einem Autohaus in Rheinfelden 12 Dieselpartikelfilter aus Renaults wegmontiert und geklaut.

„Professionelle Truppe“

Von einer „professionellen Truppe“ spricht Harald Weinmann. Denn mit solchen Dieselpartikelfiltern lässt sich gleich auf zwei Arten Geld machen. Einerseits sind in diesen Filtern bis zu 5 Gramm Platin, Palladium und Rhodium verbaut. Das Gramm Platin kostet zwischen 20 und 25 Euro, Palladium zwischen 25 und 30 Euro, für das Gramm Rhodium muss man sogar 130 bis 140 Euro auf den Tisch legen. „Gut möglich, dass die die Rohstoffe verkaufen wollen und nicht die Filter selbst“, sagt der Schömberger Autohändler.

Muss aber nicht unbedingt sein. Denn ein Dieselpartikelfilter kostet bei einem Renault Master zwischen 3000 und 3500 Euro. Gut denkbar, dass man die Filter aus Schömberg in Zukunft in einschlägigen Verkaufsportalen für 2000 oder 2500 Euro findet. Nigelnagelneue Schnäppchen quasi – aber eben geklaut. Dagegen spricht die Tatsache, dass die elektrischen Leitungen offensichtlich aus dem Filter herausgerissen wurden. Vor einem Verkauf müsste das Teil also erst wieder aufgerüstet werden. Aber, so Weinmann, das sei problemlos möglich.

Neue Masche

Von einer neuen Masche, die er seit etwa einem halben Jahr beobachtet, spricht Harald Weinmann. Er kann sich auch erklären, weshalb es gerade bei Renault-Modellen gehäuft auftritt. „Da kommt man gut hin“, sagt er.

Die Diebe sind am vergangenen Wochenende überaus frech zu Werke gegangen. So wurden offensichtlich sogenannte Rollbretter dazu benutzt, schnell unter Fahrzeuge zu gelangen. Spuren von Rollbrettern hat Weinmann dann auch auf dem geschotterten Platz gefunden. Wenn man das richtige Werkzeug habe, könne man dann in drei bis vier Minuten den Dieselpartikelfilter ausbauen, weiß Harald Weinmann. Im Augenblick beschafft sich Weinmann neue Filter, um sie in die Wagen einbauen zu können. „Man bekommt die Filter aber gerade fast nicht mehr“, erzählt er – ein Grund, so vermutet er, könnte die große Nachfrage aufgrund der Diebstähle sein.

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