Burg Hohenzollern

Büroalltag royal: So sieht ein Arbeitstag auf der Burg Hohenzollern aus

23.12.2023

Von Paul Braun

Büroalltag royal: So sieht ein Arbeitstag auf der Burg Hohenzollern aus

© Roland Beck

Stefanie van Everdingen testet, während das Theater aufgebaut wird, neue Kerzen für den Grafensaal. Tropfen oder Umknicken sollten sie nicht. Befund: Sehr gut.

Stefanie van Everdingen hat einen der schönsten Arbeitsplätze Deutschlands. Auf der Burg Hohenzollern ist sie dafür zuständig, dass Veranstaltungen rund laufen und das Museum die Besucher aus aller Welt in seinen Bann zieht. Sie erzählt, wie es ist, wenn der Chef ein Adliger ist und um das Büro ein Graben verläuft.

Stefanie van Everdingen hat wahrscheinlich einen der malerischsten Arbeitsplätze in ganz Deutschland. Hoch oben auf dem Zollerberg liegt die idyllische Burg Hohenzollern – das inoffizielle Wahrzeichen des Zollernalbkreises.

Ein abwechslungsreicher Beruf

Über 300.000 Menschen besuchen jährlich den „Stammsitz des preußischen Königshauses und der Fürsten von Hohenzollern“, wie auf der Internetseite der Burg zu lesen ist. Diese Menschenmassen wollen gut unterhalten und informiert sein – und da kommt Stefanie van Everdingen ins Spiel. Sie ist die Eventmanagerin der Burg und ganz nebenbei auch noch für das Museum, die zugehörige App und das Online-Ticketsystem zuständig. Ganz schön viel für nur eine Person. Doch Steffi, wie sie von den Kolleginnen und Kollegen genannt wird, lässt es leicht aussehen. Sie selbst ist im Übrigen dem Nachnamen zum Trotz nicht adelig. „Ich habe nur einen Holländer geheiratet, das ist alles“, erzählt sie und lacht.

Büroalltag royal: So sieht ein Arbeitstag auf der Burg Hohenzollern aus

© Paul Braun

Stefanie van Everdingen und Zuzanna Fröschlin besprechen sich in ihrem Büro.

Ein gewöhnlicher Arbeitstag beginnt für Stefanie zwischen acht und neun Uhr im für Besucher unzugänglichen Teil der Burg. Wer hier die Schlafgemächer vergangener Kaiser oder prunkvolle Kronjuwelen Sammlungen erwartet, liegt falsch. Tatsächlich befinden sich dort nur die Büros der Festangestellten. Zwar haben diese Räume historischen Charakter mit ihrem quietschenden Holzboden und der Aussicht auf den Burghof, doch geht es hier zu wie in jedem anderen Büro auch. Die Kollegen telefonieren, an der Wand hängen Postkarten und zwischendurch gibt es eine Kaffeepause. „Manchmal, wenn ich nicht so viel zu tun habe, gehe ich dann gern ins Museum und staube etwas ab“, sagt Stefanie.

Arbeit für drei

Angefangen hatte sie als Teilzeit-Burgführerin. Als sich dann zum Ende ihres Studiums die ehemalige Eventmanagerin in den Ruhestand verabschiedete, übernahm Stefanie die freigewordene Stelle. „Es ist schon viel Arbeit“, sagt sie über ihre vielfältigen Aufgaben. Zwischenzeitlich musste sie das Arbeitspensum von drei Leuten stemmen. Deshalb bekommt sie seit diesem Jahr Unterstützung von ihrer Kollegin Zuzanna Fröschlin. Es ist Freitag, und an diesem Arbeitstag geht es für Zuzanna und Stefanie als Erstes in das Burgcafé. Dort warten knapp 30 Gugelhupfe darauf, verziert und eingepackt zu werden. Am Abend ist die Burg nämlich für eine private Firmenfeier gemietet und die Küchlein sollen als Appetizer dienen. Insgesamt 17 „Executives“ treffen sich, um gemeinsam das 50-jährige Firmenjubiläum zu feiern. Zuerst ein Sektempfang im Grafensaal, danach eine private Burgführung, anschließend das Essen im Berliner Zimmer. Viel vorzubereiten also für die Eventmanagerinnen.

Multitasking ist gefragt

Nach einer kurzen Mittagspause kontrolliert Stefanie in den Ausstellungsräumen, ob alles da steht, wo es sein soll. Sie verrückt Möbel, dokumentiert Schäden, die der Restaurator übersehen hat, und zeigt dem Putzpersonal Stellen, die einer gründlicheren Reinigung bedürfen. Zwischendurch bespricht sie noch schnell die Bestuhlung für das Open-Air-Kino, das Ende des Monats im Burghof gastiert. Dann geht die Kontrolle der Möbel weiter mit der Vitrine, in der die Kaiserkrone Friedrich Wilhelms II. ausgestellt ist. Hinter dem einbruchsicheren Glas muss die Luftfeuchtigkeit stimmen – nur eine von vielen Dingen, die Stefanie während ihres Arbeitsalltags im Blick behalten muss.

Büroalltag royal: So sieht ein Arbeitstag auf der Burg Hohenzollern aus

© Paul Braun

Stefanie van Everdingen stellt sicher, dass es in der Vitrine, in der die Kaiserkrone Friedrich Wilhelms II. ausgestellt ist nicht zu feucht wird.

Nachdem dann noch einmal kurzfristig der Ablauf und die Menükarten geändert wurden, widmet sie sich den Stehtischen und den Luftballons. Doch die Deko sorgt kurz für Panik: Ohne Gewichte schweben die Heliumballons nur so davon. Stefanie diskutiert mit dem Team, wie sie vorgehen sollen. Doch die Mitarbeiter des Burgcafés kommen zur Rettung: Serviettenbeschwerer schaffen Abhilfe. Danach heißt es nur noch Sekt einschenken und auf die Gäste warten.

Rummel um Romeo

Wie sieht es aber an einem Tag aus, an dem Stefanie sich um den „Event“-Teil ihrer Jobbeschreibung kümmern muss? Die Burg Hohenzollern richtet jährlich eine Vielzahl an Veranstaltungen aus. Darunter zum Beispiel ein Open-Air-Kino und mehrere Konzerte. Knapp zwei Wochen nach der Firmenfeier gastiert eine reisende Theatergruppe aus England auf der Burg. Die Gruppe führt vor allem Stücke von Shakespeare auf. Dieses Jahr ist es Romeo und Julia. „Das sind eigentlich die entspanntesten Veranstaltungen“, sagt Stefanie. Die Truppe übernimmt eigenständig den Auf- und Abbau der Bühne und bringt eigene Stühle für die rund 600 Gäste mit.

Im Vorfeld war die Eventmanagerin gefragt, um den Auftritt zu koordinieren, die Ticketverkäufe zu organisieren und die Kommunikation mit der Schauspieltruppe zu übernehmen.

Büroalltag royal: So sieht ein Arbeitstag auf der Burg Hohenzollern aus

© Roland Beck

Stefanie van Everdingen packt im Gespräch mit dem Schauspieler von Romeo ihr bestes englisch aus und verhilft ihm zu einer ganz besonderen Requisite für die Balkonszene: einem Balkon.

Am Tag der Premiere beginnt die Bestuhlung um 16.30 – da packen Steffi und Zuzanna natürlich mit an. Immer wieder hat Steffi währenddessen ein offenes Ohr für die Probleme und Wünsche der Gäste. Der Schauspieler von Romeo erfragt zum Beispiel, ob es möglich wäre, den Balkon der Burg für eine Szene zu verwenden. Normalerweise wäre dieser Abschnitt der Burg für die Öffentlichkeit unzugänglich. Doch Steffi erlaubt es, denn die Gruppe gastiert bereits seit Jahren auf der Burg und „hat nie Probleme gemacht“. Als sich nach dem Einlass eintrudelnde Gäste bei der Bewirtung stauen, bringt Steffi noch eben eine zweite Kasse, um die Menschen direkt in der Schlange abzukassieren. Nachdem dann auch die letzte Schwierigkeit überwunden ist, darf sie entspannen und dem Theater zusehen.

Die Mühe zahlt sich aus

Wieder zwei Wochen später – jetzt ist es Mittwoch – findet eines der größten Events , das Stefanie zu betreuen hat, statt:

An vier aufeinanderfolgenden Tagen gastiert das ukrainische Staatsorchester auf der Burg und spielt die Filmmusik von „Harry Potter“, „Der Hobbit“ und vielem mehr. Natürlich sind dann auch echte Stargäste wie einige Schauspieler aus den Filmen mit von der Partie. Das ist ein wahres Großereignis und bedarf viel Vorbereitung und Planung. Aber selbst am Tag der Premiere ist noch einiges zu tun: Stefanie überblickt das rege Treiben der Aufbauenden und stellt sicher, dass alles da ist, wo es ein soll. An diesem Tag ist sie um acht Uhr morgens auf der Burg erschienen und wird sie wahrscheinlich nicht vor drei Uhr in der Nacht verlassen. Auch wenn sie an den folgenden Terminen etwas später aufstehen kann, ist Schlafmangel in den nächsten Tagen vorprogrammiert.

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© Paul Braun

Stefanie van Everdingen (rechts) sitzt nach getaner Arbeit mit der Direktorin der Burg, Anja Hoppe, auf einer Bank und lauscht dem Orchester.

Wenn alles steht und die ersten Besucher eintrudeln, kann Stefanie endlich ein wenig abschalten. Mit ihren Kollegen lauscht sie den Klängen des Orchesters und genießt die wenigen Minuten des Tages, an denen sie sich setzen und etwas trinken oder essen kann. „Mein Job macht mir sehr viel Spaß“, sagt sie. „Ich mag die vielen Menschen um mich herum, die Abwechslung tut gut.“ Klar sei das manchmal auch mit Stress verbunden, aber wenn die Leute sich am Ende über ein gelungenes Event freuen, habe sie alles richtig gemacht.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel ist Teil des Magazins Willkommen Daheim – ein Projekt der Volontärinnen und Volontäre der Schwäbischen Zeitung. Es erscheint einmal jährlich als Zeitungsbeilage rund um Weihnachten. Die aktuelle Ausgabe ist hier auch als digitaler Blätterkatalog abrufbar.

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