Albstadt

Bis zu 50 Geflüchtete sollen in „Grüne Au“ in Ebingen – Anwohner-Protest hält an

24.11.2023

Von Pascal Tonnemacher

Bis zu 50 Geflüchtete sollen in „Grüne Au“ in Ebingen – Anwohner-Protest hält an

© Pascal Tonnemacher

Die ehemalige Gaststätte Grüne Au in Ebingens Westen wird höchstwahrscheinlich bald zur Unterkunft für Geflüchtete.

In der ehemaligen Gaststätte Grüne Au in Ebingen sollen ab Februar für drei Jahre 40 bis 50 Geflüchtete vorläufig untergebracht werden. Was zahlreiche protestierende Anwohner nun planen und fordern.

Noch fehlen die entscheidenden Unterschriften auf dem Mietvertrag, doch der Plan ist klar: In der ehemaligen Gaststätte Grüne Au im Ebinger Westen sollen für drei Jahre und ab Februar 2024 Geflüchtete unterkommen. Das bestätigte das Landratsamt unserer Zeitung.

40 bis 50 Menschen sollen dort vorübergehend eine Bleibe in der sogenannten vorläufigen Unterbringung des Landkreises finden. Woher diese Menschen kommen, hänge davon ab, welche Menschen das Regierungspräsidium dem Zollernalbkreis zuweist. Noch in diesem Jahr müssen, wie berichtet, mehrere Hundert Geflüchtete im Zollernalbkreis untergebracht werden.

Wird das Vorhaben konkret, sprich der Mietvertrag ist unterschrieben, dann gebe es einen Bürgerdialog. Die Behörden nehmen nach eigenen Angaben die Anwohner-Proteste (wir berichteten) ernst, Anfragen würden allesamt beantwortet.

Warum Anwohner besorgt sind

Ein Teil dieser Anwohner, rund 10 junge Familien, äußerten ihre Sorgen im Gespräch mit unserer Zeitung: Sie fürchten, ihre kleinen Kinder können nicht mehr unbeschwert und frei in der Straße spielen.

Diese Familien sehen sich als große Gemeinschaft, und sie wollen sich nicht gefallen lassen, dass so viele Geflüchtete mitten im Wohngebiet unter ihnen wohnen werden. Sie befürworten jedoch, dass Kriegsflüchtlinge und Familien untergebracht werden.

Von der AfD distanzieren sich die Anwohner, einige davon mit Migrationshintergrund, explizit. Sie zählen weitere 10 Familien als Unterstützer.

Demo geplant

Was haben sie nun vor? Sie wollen die weiteren Anwohner über die Planungen der Behörden informieren und weiter protestieren: So ist eine Demonstration am Sonntag, 3. Dezember, ab 14 Uhr, bei der „Grünen Au“ geplant – organisiert unter anderem von Marco Stumpp, der für die Demonstrationen zu diesem Thema beim Rathaus in Ebingen und in Tailfingen verantwortlich zeichnet.

„Wir können leider nicht über das ‚Ob‘ der Flüchtlingsunterbringung sprechen, sondern versuchen, das ‚Wie‘ für alle Beteiligten so verträglich wie möglich zu gestalten“, sagt Steffen Maier, Sprecher des Landratsamts. Dazu gehöre auch ein Sicherheitskonzept, das nach Unterzeichnung des Mietvertrags im engen Austausch mit der Stadt Albstadt konkretisiert und auch mit den Anwohnern besprochen werde.

Wie sieht das Sicherheitskonzept aus?

Dass ein solches Sicherheitskonzept für die ziemlich dunkle Hartmannstraße und die vielen Zugänge zur „Grünen Au“ ausreichen wird, daran hegen die Anwohner Zweifel. Es bräuchte ihrer Ansicht nach viele Security-Kräfte und eine deutlich bessere Beleuchtung, die Schulwegen müssten abgesichert sein, aber auch eine Kameraüberwachung in der Straße wäre gewünscht.

Die Familien, so erläutern sie es im Gespräch, haben zudem immer noch an einer jahrelangen Vorgeschichte mit Kriminalität in der Straße zu knabbern. Sie hätten sich mehr Verständnis und Menschlichkeit als Reaktion der Verantwortlichen gewünscht.

Umbaukosten noch unklar

Vor dem Bezug wären in der ehemaligen Gaststätte Grüne Au im Ebinger Westen mit ihren 17 Fremdenzimmern noch Arbeiten notwendig. Konkrete Kosten stehen laut Landratsamt noch nicht fest. „Angesichts der befristeten Nutzung werden die erforderlichen Umbaumaßnahmen auf einem niedrigen Niveau gehalten“, schreibt Behördensprecher Maier.

Bei solchen Vorhaben äußern Bürgerinnen und Bürger oftmals Bedenken, schreibt das Landratsamt. Diese Bedenken könne die Verwaltung aufgrund der bisherigen Erfahrungen im Zollernalbkreis, zum Beispiel in der Beckstraße in Balingen, meist entkräften, schreibt das Landratsamt.

Beruhigt sind die Anwohner der „Grünen Au“ jedoch absolut nicht. Sie fühlen sich von den Behörden und dem Gebäudeeigentümer belogen. Sie wären auch gerne vorab informiert worden.

Sporthallenbelegung weiter vermeiden

Priorität hat laut Landratsamt weiterhin, die Nutzung von Sporthallen zu vermeiden. Denn die Anzahl an Geflüchteten steigt und seit vielen Monaten (wir berichten regelmäßig) arbeiten der Landkreis und die Kommunen daran, geeignete Unterkünfte zu finden und herzurichten.

Neben der „Grünen Au“ prüft der Landkreis derzeit an mehreren Standorten im gesamten Zollernalbkreis die Anmietung von Bestandsimmobilien und die Aufstellung von Containern für die Flüchtlingsunterbringung wie beispielsweise beim Thalia-Theater in Tailfingen.

Diesen Artikel teilen: