Albstadt

„Kann jetzt mein Leben bauen“: 35-jährige Ukrainerin hat in Albstädter Unternehmen Fuß gefasst

23.05.2024

von Pressemitteilung

„Kann jetzt mein Leben bauen“: 35-jährige Ukrainerin hat in Albstädter Unternehmen Fuß gefasst

© Privat

Oksana Nastenko ist glücklich an ihrem Arbeitsplatz – im Bild mit Geschäftsführer Jochen Hillenbrand.

Schwere Zeiten hat Oksana Nastenko hinter sich. Davon erzählt sie offen im Pressegespräch bei ihrem neuen Arbeitgeber WH Elektronik in Albstadt. Vor allem aber berichtet die beeindruckende junge Frau von ihren Erfolgen, die sie nach ihrer kriegsbedingten Flucht aus der Ukraine vor zwei Jahren erreicht hat. Denn die gelungene Integration in den Arbeitsmarkt ist eine echte Erfolgsgeschichte und beispielhaft, das finden nicht nur die Verantwortlichen bei der Agentur für Arbeit.

Um den Bedrohungen des Krieges in ihrer Heimat zu entfliehen, kam Oksana Nastenko im März 2022 „nur mit der Mutter und zwei Katzen“ nach Deutschland. Eine Flucht ins Ungewisse, und die erste Zeit war sehr hart für die heute 35-Jährige.

„Ich konnte kein Wort Deutsch, konnte die Leute nicht verstehen, ja nicht einmal mit dem Bus irgendwo hinfahren, weil ich die Sprache nicht verstand und deshalb keine Fahrkarte kaufen konnte“, erinnert sie sich. Das ist heute ganz anders. Ein Jahr lang hatte sie auf einen Platz in einem Sprachkurs warten müssen. Inzwischen spricht sie so gut deutsch, dass sie gleich nach dem Sprachkurs eine Arbeit suchte.

Nach Sprachkurs schnell Arbeit finden

Sie war damit eine Kandidatin für das Jobturbo-Programm, in dem Geflüchtete besonders unterstützt werden, um nach dem Sprachkurs schnell eine Arbeit zu finden. „Es ist die besondere Stärke des Jobturbos, dass wir ganz eng und intensiv mit den Geflüchteten zusammenarbeiten“, betont Ilona Luja, eine der im Jobcenter Zollernalbkreis speziell für dieses Programm zuständigen Vermittlungsfachkräfte.

Sie erinnert sich: „Es gibt schon einige gelungene Jobturbo-Integrationen. Frau Nastenko konnte es gar nicht schnell genug gehen. Sie war von Anfang an sehr motiviert und zielstrebig. Ich schlug ihr die Stelle bei WH Elektronik vor, und sie ergriff diese Chance mit beiden Händen. Wir haben dann gemeinsam jeden weiteren Schritt besprochen. Ich habe sie und auch ihren Arbeitgeber intensiv persönlich und telefonisch begleitet.“

Erst ein Praktikum

Zunächst lernten sich Arbeitgeber und Geflüchtete in einem Praktikum kennen. Die Ukrainerin beeindruckte mit Entschlossenheit und Fleiß auch Jochen Hillenbrand, den Geschäftsführer, der das Familienunternehmen in zweiter Generation am Standort Albstadt leitet. „Frau Nastenko hat sich hier sehr gut eingefügt. Natürlich gibt es am Anfang die eine oder andere sprachliche Hürde, aber sie kümmert sich inzwischen selbständig um Kundentelefonate, stimmt Lieferfristen und Preise mit Lieferanten und Kunden ab“, sagt ihr Chef.

Die kaufmännische Angestellte ist vorwiegend im Einkauf tätig und hat bei WH Elektronik einen unbefristeten Arbeitsvertrag erhalten. Die Beschäftigung wird im ersten halben Jahr noch teilweise finanziell durch das Jobcenter unterstützt, aber die Förderung spielte für Hillenbrand eine untergeordnete Rolle. „Ich brauche Leute, und ich habe Frau Nastenko gerne diese Chance gegeben“, so Hillenbrand.

Sein Unternehmen, zuständig für „alles, was mit Kabel zu tun hat“, ist vor allem weltweiter Zulieferer für den Maschinenbau und den Medizinbereich, fertigt unter anderem Komplettlösungen in der Kabelkonfektionierung, zum Beispiel für Automationsanlagen und in der Gebäudetechnik. Die Firma hat an ihrem Produktionsstandort in Oelsnitz im Erzgebirge schon länger einige ukrainische Geflüchtete beschäftigt. Das funktioniert dort – teilweise sogar ohne Sprachkenntnisse – reibungslos.

Sie lernt bei jeder Gelegenheit weiter die Sprache

Sprache ist aber Oksana Nastenko besonders wichtig. Deshalb nutzt sie jede Gelegenheit dazuzulernen, wechselte sogar den Wohnort nach Albstadt, weil sie dort mehr Möglichkeiten hatte, deutsch zu sprechen. Sie hat eine sehr hilfsbereite Vermieterin, wie sie dankbar erzählt, hat deutsche Freunde gefunden, nutzt jeden Einkauf zum Üben. Und auch am Arbeitsplatz, an dem sie sich von Anfang an im Kreis der Kolleginnen und Kollegen sehr wohl fühlte, spricht sie nur deutsch.

Ihre Botschaft: „Man darf keine Angst haben zu sprechen. Man muss einfach viel sprechen, und dann kann man das lernen.“ Sie ist stolz auf das Erreichte und freut sich: „Ich kann jetzt mein Leben bauen.“

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