Albstadt

18 Quadratmeter, vier Betten, Spind: Im Februar ziehen erste Bewohner in die Container in Albstadt

31.01.2024

Von Holger Much

18 Quadratmeter, vier Betten, Spind: Im Februar ziehen erste Bewohner in die Container in Albstadt

© Holger Much

Bauleiter Michael Sieber (Ingenierbüro Sieber, Albstadt), Albstadts Oberbürgermeister Roland Tralmer, Landrat Günther Martin Pauli, Erster Landesbeamter Matthias Frankenberg und Georg Link, Sozial- und Rechtsdezernent des Landkreises (von links), führten durch das fast fertige Gebäude und standen für Fragen zur Verfügung.

Für den Zeitraum von drei Jahren werden in der Containerunterkunft beim Thalia-Theater in Tailfingen Unterkünfte für 80 bis maximal 100 Personen bereitgestellt. Albstadts Oberbürgermeister Roland Tralmer und Landrat Günther-Martin Pauli luden am Mittwoch zur Besichtigung der Unterkunft ein.

Auf dem Parkplatz des Thalia-Theaters in Tailfingen ist das Gebäude, das dort in Containerbauweise entsteht, so gut wie fertig. Das ist auch gut so, denn die Zeit drängt: Mitte/Ende Februar sollen dort, so erläutert Landrat Günther-Martin Pauli im Rahmen eines Presse-Besichtigungstermins, Geflüchtete einziehen. Das Interesse ist groß, nicht nur Zeitungen, auch Fernseh- und Radiosender sind dabei.

Mit der, so formuliert Albstadts Oberbürgermeister Roland Tralmer bei der Begrüßung, „nicht ganz unumstrittenen Location“ - Albstadt sei immer wieder Schauplatz unterschiedlichster Demos gegen Bundespolitik, auf die weder Stadt noch Kreis Einfluss hätten - habe man Solidarität gezeigt und sei den ihnen auferlegten gesetzlichen Verpflichtungen nachgekommen. Nun werde man hoffen, fügte Tralmer weiter an, damit auch die Tür für einen guten Weg der Integration aufgestoßen zu haben.

Gesamtkosten belaufen sich auf rund 1,6 Millionen Euro

Für den Zeitraum von drei Jahren werden hier Unterkünfte für 80 bis maximal 100 Personen bereitgestellt. Die Kosten für die Unterbringung werden laut Landratsamt vom Land getragen. Die Gesamtkosten für die Wohncontaineranlage belaufen sich laut Landratsamt auf rund 1,6 Millionen Euro. In diesen Kosten enthalten seien die Holz-Container selbst, aber auch die Fundamente, Elektroarbeiten, Sanitär und Heizung.

18 Quadratmeter, vier Betten, Spind: Im Februar ziehen erste Bewohner in die Container in Albstadt

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OB Roland Tralmer und Landrat Günther-Martin Pauli in einer der Wohn- und Schlafräume des Containerhauses. Die Unterkünfte für vier Personen sind jeweils 18 Quadratmeter groß.

Zudem sei mit dem schnellen Bau dieses Gebäudes gelungen, die, so Pauli, „Zweckentfremdung der Kreissporthalle zu verhindern“.

Mit dem Bau Neuland betreten

Mit dem Bau dieser Unterkunft, betonte Landrat Günther-Martin Pauli, habe man zudem im wahrsten Sinne „Neuland betreten“. Dass dies so gut geklappt habe, dafür dankte er auch seinem ersten Landesbeamten Matthias Frankenberg.

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Die Bäder werden gerade fertig gestellt.

Vor dem Hintergrund der Vorgaben des Bundes, der eine bestimmte Anzahl an Geflüchteten pro Landkreis zuteilt, die dann untergebracht werden müssten, habe man schon aus zeitlichen Gründen in manchen Bereichen nicht den üblichen Weg beim Bau eines Gebäudes gehen können.

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Die Bäder werden aktuell fertig gestellt.

So habe es keine der üblichen europaweiten Ausschreibungen gegeben, das hätte viel zu lange gedauert, so Pauli. Die Unternehmen seien, meist bis zu drei pro Gewerk, aktiv angeschrieben worden.

Wahl des Unternehmens wurde per Eilentscheidung getroffen

Eine Auswahl habe dann, so Pauli, im Hinblick auf Preis, Qualität und Schnelligkeit selbstverständlich dennoch stattgefunden. Tatsächlich seien einige Unternehmen zudem von sich aus auf die Kreisverwaltung zugekommen.

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Zahlreiche Waschmaschinen warten auf ihren Einsatz.

Auch deren Angebote seien in die Auswahl eingeflossen. Die Wahl des entsprechenden Unternehmens sei dann per Eilentscheidung getroffen worden. Und selbstverständlich seien komplett alle diese Schritte mit den verantwortlichen Gremien auf Kreis- sowie Kommunalebene besprochen worden.

Auch dass das Gebäude, ergänzte Roland Tralmer, ganz bewusst und offiziell ein Gebäude auf Zeit sei, habe zur Schnelligkeit beigetragen. Die Container, die in Holzbauweise erstellt wurden, sollen nach drei Jahren abgebaut werden und können unterschiedlichen anderen Zwecken dienen.

18 Quadratmeter, vier Betten, Spind: Im Februar ziehen erste Bewohner in die Container in Albstadt

© Holger Much

In den gesonderten Kochbereichen gibt es mehrere Herde.

Hier, so Pauli, habe man sich für die Holzbauweise entschieden, regionales Holz, verarbeitet von regionalen Firmen. In Burladingen beispielsweise gehe man einen ganz anderen Weg und miete Container an. Andere Landkreise nutzen Messebauzelte für diese Zwecke. „Zum Schluss haben wir dann einfach unterschiedliche Formen und Erfahrungen, auf die wir zurückgreifen können“, so erläutert Pauli.

Die Wohn- und Schlafräume sind 18 Quadratmeter groß

Das Gebäude, das heißt die einzelnen, bei Schlude in Heinstetten größtenteils fertig gebauten Containerelemente, wurde komplett aus Holz errichtet, was durch die Verkleidung erst innen so richtig sichtbar wird. Die Wohn- und Schlafräume sind 18 Quadratmeter groß, mit vier Betten, immer zwei übereinander, víer schmalen Spinden, einem kleinen Tisch und einem Kühlschrank. Dann gibt es vier Gemeinschaftsräume, jeder 36 Quadratmeter groß, Toiletten, Waschräume, Räume zum Kochen und welche zum Wäsche waschen. Der Außenbereich soll noch weiter gestaltet werden, er bleibt weiter umzäunt.

18 Quadratmeter, vier Betten, Spind: Im Februar ziehen erste Bewohner in die Container in Albstadt

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Spültische in den Küchenbereichen.

„Behutsam“, so nennt es Landrat Pauli, wolle man die Belegung vornehmen, möglichst, wenn es nicht absolut unumgänglich sei, keine Vollbelegung. Um Sorgen von Anwohnern bezüglich der Einsicht an und in ihr Wohneigentum oder in den Garten zu begegnen, werde zunächst nur die Westseite belegt, hin zur Schmiecha. Später sei die Einsicht durch belaubte Bäume dann nicht mehr so gegeben, eventuell denke man über einen zusätzlichen Sichtschutz nach.

Mitarbeiter der Caritas übernehmen integrative Aufgaben

Wichtig ist Pauli und Tralmer, dass alles ruhig abläuft, dass der Aspekt Integration groß geschrieben werde. Mitarbeiter der Caritas haben diese Aufgabe übernommen. Sie kümmern sich um erste Fragen bei der Ankunft, um Aspekte von Arbeit, Ausbildung, Kita oder Schule sowie um Fragen und Organisation medizinischer Belange. Momentan, so Tralmer, fehle es vor allem an Sprachunterricht. Im ungenutzten Thalia-Theater nebenan soll eine Begegnungsstätte eingerichtet werden.

Und, so betonte OB Tralmer, Bürgerinnen und Bürger seien aufgerufen, sich hier zu engagieren. Schön und positiv zu werten sei zudem, dass zu den kritischen Zuschriften, die das Rathaus erreichten, auch viele positive Stimmen kämen, Freiwillige, die Hilfe und Engagement anböten.

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