Gammertingen

Windkraft auf der Gammertinger Alb: Fünf Chancen und Sorgen

12.04.2024

von Julia Brunner

Windkraft auf der Gammertinger Alb: Fünf Chancen und Sorgen

© Julia Brunner

Wolfgang Heine (links) vom Regionalverband Bodensee-Oberschwaben hat erst den Stand der Planung von Windkraftflächen vorgestellt und anschließend Bürgerfragen beantwortet.

Wieso ballen sich an den Gammertinger Albgemeinden die Windvorranggebiete? Wie viele Windräder werden gebaut werden und wo werden diese stehen? Diese und weitere Fragen etwa 130 Bürger der Kernstadt, vor allem aber der betroffenen Ortschaften Kettenacker, Feldhausen und Harthausen bei der Bürgerinformationsveranstaltung der Stadt mit Vertretern des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben und des Landratsamts gestellt. Dabei wurde es auch emotional. Fünf häufig gestellte Fragen im Überblick.

Wie groß wird der Siedlungsabstand der Windräder zu den Albgemeinden sein?

Mehrere Bürgerfragen bezogen sich auf die Abstände zwischen den Windrädern und den Ortschaften. Wo genau die Windkraftanlagen in den ausgewiesenen Flächen später stehen werden und wie viele es sein werden, könne Verbandsdirektor Wolfgang Heine heute noch nicht sagen. „Das entscheidet sich erst zu einem späteren Zeitpunkt“, sagte er.

Aktuell will der Regionalverband in den Vorranggebieten einen Abstand zu Siedlungsgebieten von 850 Metern einhalten. „Das heißt nicht, dass da dann das erste Windrad stehen wird. Das passiert nur, wenn der Projektierer auf Kante baut“, so Heine. Da es vor allem um Kettenacker wahrscheinlich zu einem Ballungsgebiet durch die angrenzenden Regionalverbände Neckar-Alb und Donau-Iller kommen wird, wollen sich die Verbände, wenn möglich die Option offen halten, hier die Abstände noch zu erhöhen.

Werden Kettenacker und Feldhausen von Windrädern umzingelt?

Mit dem angrenzenden Regionalverband Neckar-Alb gibt es ein Windvorranggebiet von etwa 700 Hektar bei Harthausen und Feldhausen. Kettenacker ist mit einer aktuellen Fläche von mehr als 1800 Hektar durch drei Regionalverbände deutlich stärker belastet. Viele Bürger befürchten, in wenigen Jahren nur noch Windräder zu sehen, wenn sie aus dem Fenster schauen. Dazu äußerte sich unter anderem Hans Steinhart, Ortsvorsteher von Feldhausen. Um eine solche Umzingelung zu verhindern, habe der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben bereits zwei Flächen bei Kettenacker geändert, so Heine.

Welche Chancen gibt es für die Gemeinde und Bewohner?

Simon Schutz und Alfred Jäger wollten wissen, welche positiven Aspekte die Windkraftanlagen für die Gemeinde und Bürger haben können. „Bekommen wir dann billigeren Strom?“, wollte zudem Axel Köhler wissen. Bürgermeister Andreas Schmidt sagte, dass die Stadt unter anderem Gewerbesteuer und Pachteinnahmen von Windrädern, die auf Gemeindeflächen stehen, erhalten werde. „Wir wissen, dass wir bei Windrädern, die auf der Gemarkung stehen, 0,2 Cent pro Kilowattstunde erhalten“, sagte Schmidt.

Bei der aktuellen Planung befinden sich von den beiden Vorrangflächen auf Gammertinger Gemarkung bei der Fläche bei Kettenacker 40 Prozent und bei der Fläche bei Feldhausen 50 Prozent im Besitz der Gemeinde. Möglich könnten auch Bürgerbeteiligungen sein. Mit den Projektierern, die Windräder bauen, könne die Stadt zudem über Stromkosten und den Abstand von Windrädern zu Siedlungen ins Gespräch gehen.

Was passiert mit den Rädern nach Ablauf der Standzeit?

„Wo kommt später die nächste Anlage hin und was passiert mit den alten Fundamenten nach der abgelaufenen Standzeit?“, fragte Karl-Heinz Steinhart aus Harthausen. Hans-Peter Rullmann aus Bronnen wollte wissen, ob der Rückbau der Anlagen gewährleistet sei. Adrian Schiefer vom Landratsamt sagte, dass eine Rückbauverpflichtung in den Verträgen festgelegt werde. „Die Projektierer müssen dafür eine Sicherheit hinterlegen“, sagte er. Steht ein Rad im Wald, müsste auch dieser wieder aufgeforstet werden.

Welche Auswirkungen haben Windräder auf die Gesundheit und den Wert von Immobilien?

Birgit Steinhart aus Kettenacker und Ottmar Schmid aus Feldhausen sprachen einen möglichen Wertverlust ihrer Immobilien sowie Auswirkungen der Anlagen auf die Gesundheit der Menschen an. „Kann ich meinen Kindern empfehlen, hier zu bauen und zu wohnen?“, fragte Schmid. Bürgermeister Schmidt sagte, dass die Kommune momentan rechtlich wenig Spielraum habe. „Wir haben das Ziel, die Flächen zu ändern. Ob wir Erfolg haben, weiß ich nicht“, sagte er. Verbandsvorsitzender Heine äußerte sich zu einem möglichen Wertverlust von Immobilien. „Es gibt eine Handvoll Studien dazu“, sagte er. Außer einer hätte keine einen Effekt finden können, der dafür spreche.

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