Albstadt

Wilde Wege bei den Albstädter Literaturtagen: Willi Weitzel auf den Spuren von Maria und Josef

29.11.2022

von Susanne Conzelmann und Luisa Beck

Wilde Wege bei den Albstädter Literaturtagen: Willi Weitzel auf den Spuren von Maria und Josef

© Susanne Conzelmann

Willi Weitzel will alles ganz genau wissen: Zu Fuß ging er wie einst Maria und Josef von Nazareth nach Bethlehem.

Er ist Reporter, Welterforscher und Abenteurer: Willi Weitzel erzählte im Rahmen der Literaturtage in der Ebinger Festhalle von seinen Erlebnissen. In seiner Geschichte spielen auch drei Esel eine Rolle.

Willi Weitzel hat immer nur eines im Blick: Kindern mit viel Empathie, Witz und Geschick das große Abenteuer Leben zu erklären. Und dazu manches Abenteuer selbst zu erleben, nein: zu überleben.

Besonderes Experiment

So berichtet er bei „Willis wilden Wegen“, anhand von Bildern und kleinen Videosequenzen, in der Ebinger Festhalle den großen und kleinen Kindern von einem besonderen Experiment: „Wie lange spaziert man, bis man umfällt?“ In Willis Fall von Landshut bis nach München. Der Weg an der Isar entlang umfasste eine Gesamtstrecke von 87,08 Kilometern, 26 Stunden war er dazu ununterbrochen unterwegs.

Generalprobe für noch größeres Abenteuer

Dieses Erlebnis war eine gute Generalprobe für ein noch größeres Abenteuer. Beim Lesen aus der Kinderbibel an Heiligabend fragte seine Tochter, wissbegierig wie der Papa, nach: „Wie lange waren die denn eigentlich unterwegs, Joseph und Maria und der Esel von Nazareth bis Bethlehem?“ Eine Herausforderung. Willi wollte es daraufhin mal wieder wissen und selbst ausprobieren.

Unterwegs nach Nazareth

Gesagt, getan, ohne große Vorbereitung reiste er, in Begleitung seiner Ehefrau, die als Fotografin fungierte, nach Nazareth. Dort wurde er zunächst ausgelacht – „Mit einem Esel?!“ – und dann ernsthaft gewarnt: „Das überlebst du nicht, die bringen dich um!“

Auch ernste Themen tauchen auf

Eine ungewöhnliche Aussage in einem Vortrag für Kinder, aber so ist Willi: Auch ernste Themen nimmt er auf, erklärt sie den Kindern mit Einfühlungsvermögen und einfachen Worten, und nimmt sie dabei doch vollkommen ernst. So erklärt er kurz den Konflikt der beiden Länder Israel (Nazareth) und dem Westjordanland (Bethlehem).

Salbei darf nicht über die Grenze

Diesem Konflikt begegnet er auf seiner Reise auch: Der „israelische“ Esel namens Salbei darf nicht mit über die Grenze ins Westjordanland. Dabei hatte Willi „Salbei“, den langsamen, vorsichtigen Esel, der partout nicht über den Zebrastreifen gehen will, dafür aber fünf Kilometer auf dem Standstreifen der Autobahn entlang trottet, doch schon ins Herz geschlossen.

Drei Esel als Begleiter

Doch auch auf palästinensischer Seite knüpft der sympathische Reporter schnell Kontakte und kommt so zu Kasimir, einem wesentlich schnelleren, aber in der Pubertät befindlichen und daher störrischen Esel. Nach langen, zähen Verhandlungen lässt er umgerechnet 134 Euro für den Esel liegen – umso tragischer, dass dieser eines Nachts in der Wüste das Weite sucht.

Esel Nummer 3 heißt Pinocchio

Esel Nummer 3 muss her – Beduinen leihen ihm das von Willi flugs Pinocchio genannte Tier und begleiten ihn auch gleich auf dem letzten Stück des Weges. Nach anstrengendem Marsch wollen diese jedoch wenige Kilometer vor dem Ziel nicht mehr weiter. Willi erklärt den Muslimen von seiner „Mission“, zum Geburtsort Jesu zu pilgern, auf diesem „Heiligen Weg“.

„Sag das doch gleich!“ sagen die gastfreundlichen Männer und zusammen erreichen sie endlich Bethlehem. 12 Tage war Willi dazu unterwegs, übervoll das Herz mit Eindrücken von freundlichen, meist armen Menschen, die dennoch das Wenige, das sie haben, mit ihm teilen.

Teilen ist wichtig

Teilen ist Willi Weitzel auch privat wichtig. Seit 2013 unterstützt er mit Kurzfilmen werbend die Sternsinger-Aktion. So war er 2017 in Kenia bei Nomaden, deren Lebensweise durch den Klimawandel in Gefahr ist. Willi brachte nach Ebingen Poster, CDs und sogar einige Bücher mit. Diese durften in der Pause gegen eine Spende für ein Ziegenprojekt in Turkana im Norden Kenias mitgenommen werden.

Gerührt verkündete Willi Weitzel im Anschluss das Spendenergebnis von 354,40 Euro. Dieser Betrag wurde von einem der Sponsoren der Literaturtage, der Volksbank Albstadt, noch verdoppelt.

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