Vereine haben es generell schwer, neue Mitglieder respektive Ehrenamtliche zu gewinnen. Das ist allgemein bekannt. Doch was kann man dagegen tun? Die Stadt Hechingen will unterstützen und begegnet dem Problem mit dem im Jahr 2019 ins Leben gerufenen Familiensporttag.

Zahlreiche Neuanmeldungen 2023

Vergangenes Jahr fand dieser erstmals nach drei Jahren pandemiebedingter Zwangspause wieder statt. War die Veranstaltung erfolgreich? Der ZOLLERN-ALB-KURIER hat bei der Stadt nachgefragt: „Erfreulicherweise gab es im Anschluss an den Familiensporttag zahlreiche Neuanmeldungen in allen Jugendabteilungen der teilnehmenden Vereine. Beispielsweise konnte sich die Bezirksgruppe Hechingen des Deutschen Alpenvereins über zweistellige Neuanmeldungen freuen“, fasst Marc Meßmer, Bereichsleiter Öffentlichkeitsbereich und Hauptorganisator des Sporttages, zusammen.

Hundert Interessierte waren gekommen, um zu bleiben

Ein Erfolg war für die Veranstalter von großer Bedeutung. Es machte ihnen nicht allein die Pandemie zu schaffen. Der erste Familiensporttag 2019 war buchstäblich ins Wasser gefallen. Es kamen damals nur rund 70 Teilnehmer. Ein Erfolgsresümee der ersten Veranstaltung lässt sich folglich kaum ziehen. Meßmer und sein Team hegten also große Hoffnung in den Sporttag 2023 und sollten belohnt werden: Mehrere Hundert Interessierte waren gekommen, um zu bleiben.

Familiensporttag am 15. September

Beflügelt vom Erfolgserlebnis aus dem vergangenen Jahr, soll auch in diesem Jahr wieder ein Familiensporttag stattfinden: am 15. September. „Generell ist geplant, die Veranstaltung als Regelangebot jeden September stattfinden zu lassen“, sagt Meßmer im Gespräch mit unserer Zeitung.

„Skateaholiks“ sind auch dabei

12 Vereine wollen sich diesmal präsentieren. War der vergangenes Jahr neu gegründete Skateverein „Skateaholiks“ als Zusatz präsent, nimmt er in diesem Jahr offiziell teil: „Der Verein wird auf dem Skateplatz zwischen Weiherstadion und Tennisplatz den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit bieten, verschiedene Skateübungen zu lernen“, freut sich Meßmer über den Neuzugang.

Das Angebot in diesem Jahr entspricht exakt jenem im vergangenen Jahr. Dabei hatte Meßmer schon 2023 an alle Hechinger Vereine aus allen Stadtteilen appelliert, mitzumachen und sich zu präsentieren.

Von A wie ADAC-Ortsclub bis Z wie Zoller-Hexen

Insgesamt zählt Hechingen knapp über 120 eingetragene Vereine – hinzu kommen die Vereine aus den Stadtteilen. Von A wie ADAC-Ortsclub Hechingen bis Z wie Zoller-Hexen habe Hechingen eine große Bandbreite an Vereinen, betont Meßmer. Die meisten Mitglieder (879) zählt der Golfclub, die wenigsten (73) der Türkische Kultur- und Sportverein Hechingen und Umgebung.

Es fehlt an ehrenamtlich Tätigen

Dabei, erklärt Meßmer im Gespräch, besteht das Problem der Vereine viel weniger darin, neue Mitglieder zu gewinnen, es fehlt viel mehr an ehrenamtlich Tätigen für die unterschiedlichen Vereinsfunktionen. Ein Mitgliederschwund war vor allem während der Pandemie zu verzeichnen. Nach den Jahren des Lockdowns gehen die Zahlen aber wieder hoch, vor allem in den Sportvereinen. „Durch gezielte Bewerbung und kreative Angebote ist es vielen Vereinen gelungen, Kinder und Jugendliche für ihre Angebote zu begeistern“, sagt Meßmer und nennt den Turnverein als Beispiel: Zählte dieser 2021 noch 690 Mitglieder, sind es 2023 schon 768 Mitglieder gewesen.

Doch was nutzt es, viele Mitglieder zu haben, wenn es an Übungsleitern oder Trainern fehlt? Auch Vorstandsposten zu besetzten, fällt vielen Vereinen mittlerweile schwer, weiß Meßmer. „Umso höher ist der große Einsatz der aktiven Ehrenamtlichen zu bewerten, die die verantwortungsvollen und wichtigen Funktionen innerhalb der Vereine übernehmen“, betont Meßmer.

Stadt unterstützt die Vereine

Das sei mitunter ein Grund, warum die Stadt die Organisation des Familiensporttages übernommen hat. 2019 sind noch die Vereine als Veranstalter aufgetreten. Nun ist es die Stadt: „Die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder sind ohnehin schon sehr eingespannt, weshalb die Stadt im Sinne der Vereinsförderung unterstützen möchte“, erklärt Meßmer. Es ist jedoch nach wie vor eine Kooperation zwischen den Vereinen und der Stadtverwaltung.

Vereine zu unterstützen – sei es mit dem Familiensporttag, finanziell oder mit der kostenlosen Nutzung städtischer Sportstätten – ist für die Stadt auch deshalb wichtig, weil die Vereine ihrerseits eine kaum wegzudenkende Funktion übernehmen: Integration.

Wichtige Funktion: Integration

Dabei geht es zum einen um die Integration von geflüchteten Menschen, die über Vereine in einem ungezwungenen Rahmen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, zum anderen geht es auch um die Einbeziehung von Menschen, die neu in der Stadt sind. Sollte sich der Wunsch der Stadt erfüllen und alle (künftigen) Bauplätze sind verkauft, werden es vor allem junge Familien sein, die nach Möglichkeiten suchen werden, im gesellschaftlichen Leben Hechinges Fuß zu fassen.

Vielfältiges Vereinsangebot: kulturell, sportlich, sozial oder inklusiv

Die Zollernstadt hat innerhalb ihrer Vereine freilich viel zu bieten, meint Meßmer – kulturell, sportlich, sozial oder inklusiv. Selbst einen Minigolfclub gibt es. Beispielhaft nennt Meßmer auch den Förderverein Villa Eugenia, der 2001 von Bürgern gegründet wurde, die sich für den Erhalt der Villa einsetzen wollten. „Neben der denkmalgerechten Sanierung des historischen Gebäudes strebte der Verein von Anfang an eine weitestgehende öffentliche Nutzung der Villa an“, schreibt der Verein auf seiner Website.

Oder der Verein Downtown Hechingen, der sich für die Teilhabe und die Inklusion von Menschen verschiedenster Beeinträchtigungen einsetzt, wie es der Verein selbst formuliert. Seine erklärte Vision: eine inklusive Stadt, ein inklusiver Landkreis – eine inklusive Gesellschaft.