Weit über 2000 Menschen gehen in Balingen gegen Rechtsextremismus und die AfD auf die Straße
27.01.2024
Weit mehr als 2000 Menschen gingen am Samstagabend in Balingen gegen die AfD und Rechtsextremismus auf die Straße. Zur Abschlusskundgebung war der Marktplatz zu klein.
Die Demonstration wurde von einem breiten Bündnis aus Vereinen, Gruppierungen, Organisationen und Parteien getragen. 300 bis 400 Demonstrierende waren angemeldet, Organisator Joke Herth rechnete im Vorfeld mit 1000 bis 1500 Personen, von den über 2000 Teilnehmern zeigte er sich angenehm überrascht. Hauptredner war Balingens Oberbürgermeister Dirk Abel. Unter den Demonstranten war auch Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Zum Abschluss der Kundgebung leuchtete ein wahres Lichtermeer von den Handys der Teilnehmer über den Marktplatz.
Mit so vielen Teilnehmern hatte Joke Herth nicht gerechnet. Bei der Abschlusskundgebung war der Marktplatz zu klein für die große Zahl der Menschen, die sich in den Demonstrationszug eingereiht hatten. Viele Demonstranten standen deshalb noch in der Friedrichstraße, als Mansoor Ahmad, Imam der Balinger Ahmadiyya-Gemeinde, Dekanatsreferent Achim Wicker vom katholischen Dekanat und der evangelische Dekan Michael Schneider mit kurzen Statements den Schlussakkord setzten.
Viele waren erstmals bei der Demonstration
Er sei erstmals bei einer Demonstration dabei, verriet Michael Schneider und fragte in die Menge, wem es gleich ginge. Mehr als die Hälfte der Hände ging hoch. Damit wurde auch klar, dass hier die Mitte der Gesellschaft auf der Straße war, Menschen, die ansonsten nicht demonstrieren. Wie vielschichtig die gesellschaftliche Verortung der Menschen war, die da zusammengekommen waren, zeigt die Äußerung einer älteren Dame, die zu ihrer Nachbarin sagte, sie sei vor zwei Wochen auch bei den Bauernprotesten mit dabei gewesen.
So vielschichtig die Teilnehmer, so unterschiedlich und bunt die politischen Botschaften, die einige von ihnen mit sich trugen. So war für einen Teilnehmer klar: „Keine Spätzle für Nazis“. Eine Teilnehmerin aus Ebingen hatte auf ihrem Transparent stehen: „Für ein buntes Balingen. Auch nach der Gartenschau.“ Eine junge Frau zitierte sogar den Kinofilm Star Wars mit „Yoda gegen rechts“.
Schweigeminute zu Beginn
Die Kundgebung begann mit einem Gänsehaut-Moment. David Knoblich rief zu einer Schweigeminuten anlässlich des Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 79 Jahren auf . Vor dem Rathaus wehte die deutsche Fahne auf Halbmast, die Glocken der Stadtkirche läuteten, die Menschen verharrten in Schweigen.
Der Demonstrationszug, der vom Marktplatz zum alten Landratsamt, die Neue Straße entlang zur Stadtwerke-Geschäftsstelle und von dort über die Friedrichstraße zurück zum Markplatz verlief, wurde von der Vertretern des „Aktionsbündnisses Demokratie ist Mehrwert“ angeführt.
Die Menschen zusammenbringen
Ziel sei es, „die Menschen zusammenzubringen“, so Versammlungsleiter Joke Herth im Gespräch mit unserer Zeitung. Balingens Oberbürgermeister Dirk Abel (CDU) zeigte sich erfreut, dass in Balingen so viele Menschen für Demokratie und Menschenrechte einstünden. Er wies aber auch auf die Probleme hin, die es in der Asylpolitik aktuell gebe.
„In was für einer Welt wollen wir in Zukunft leben?“, fragte der evangelische Dekan Michael Schneider und wies auf die drei Hauptmerkmale einer demokratischen Politik hin: „Toleranz, Freiheit und Demokratie“. „In Balingen“, so Joke Herth zum Abschluss der Kundgebung, „haben Hass und Ausgrenzung keinen Ort.“
Bereits am Samstagmorgen hatte es in Hechingen eine Kundgebung gegen die AfD und gegen Rechsextremismus gegeben. Dort demonstrierten zwischen 600 und 800 Menschen.