Balingen

Warnhinweise auf Balinger Binsenbol: Laut Polizei und Ordnungsamt keine Bedrohungslage

20.03.2023

Von Jasmin Alber, Von Benno Haile

Warnhinweise auf Balinger Binsenbol: Laut Polizei und Ordnungsamt keine Bedrohungslage

© Jasmin Alber

Der Waldlehrpfad führt durch den Wald zwischen Binsenbol und Frommern. Hier wurden Warnhinweise aufgehängt oder auf Bänke gelegt.

Laminierte Hinweise, mit denen Unbekannte vor einem „sehr aggressiven jungen Frauenhasser“ mit Hund warnen, wurden am Wochenende auf dem Waldlehrpfad auf dem Balinger Binsenbol aufgehängt. Die Aktion wurde in einer Balinger Facebook-Gruppe kontrovers diskutiert. Was hat es damit auf sich? Weder der Polizei noch der Stadtverwaltung sind die Hintergründe bekannt.

Was der Auslöser war, der die anonym aufgehängten Warnhinweise zur Folge hatte, ist offiziell nicht bekannt. Am Wochenende waren DIN-A4 große, laminierte Ausdrucke im Waldgebiet beim Balinger Binsenbol und auf Bänken in Richtung Frommern verteilt. Darauf wird vor einem „gefährlichen, sehr aggressiven Frauenhasser“ gewarnt, der „sich hier herumtreibt“.

Ein Foto davon wurde auch in einer Balinger Facebook-Gruppe verbreitet. In der Kommentarspalte wurde die Aktion kontrovers diskutiert. Dort wird auch der mutmaßliche Vorgang und Auslöser für die Hinweisaktion in einem Kommentar thematisiert, offiziell bestätigt ist jedoch nichts.

Einige User äußerten ihr Verständnis und bedankten sich für den Hinweis. Andere kritisierten jedoch, dass durch das Anbringen der Warnhinweise junge Männer mit Hund unter Generalverdacht stünden und dass – weil der Auslöser oder Vorfall, der den/die Unbekannte zum Aktivwerden veranlasst hatte, darauf nicht bekanntgemacht wurde – Ängste von Spaziergängern in diesem Gebiet geschürt werden.

Ordnungsamtsleiter: Keine Hinweise auf Bedrohungslage

„Der Vorgang ist beim Ordnungsamt der Stadt Balingen bekannt“, schreibt Amtsleiter Timo Luppold auf ZAK-Nachfrage. „Mit der Polizei wurde diesbezüglich Kontakt aufgenommen. Dort ist der Sachverhalt ebenfalls bekannt.“ Auch bei der Stadtverwaltung liegen laut Luppold allerdings keine Erkenntnisse zum Sachverhalt selber beziehungsweise zu etwaigen Hintergründen vor, teilt er ferner mit.

„Der städtische Vollzugsdienst wird den Bereich zur Überwachung in die Streifentätigkeit aufnehmen“, meint Timo Luppold, der betont, dass „weder der Polizei noch dem Ordnungsamt Hinweise auf eine Bedrohungslage vorliegen“.

Er rät: „Sollte es dennoch zu Konflikten oder Diskussionen kommen, empfiehlt es sich, diesen aus dem Weg zu gehen und den Ort zu verlassen. In der Folge sollte die Polizei über den Vorfall in Kenntnis gesetzt werden. Bei einem Notfall ist die Polizei auch rund um die Uhr unter der Notrufnummer 110 erreichbar.“

Laut Polizei gab es keine Anzeige

Dass der Polizei die Warnschilder auf dem Binsenbol bekannt sind, bestätigt die Pressestelle des Reutlinger Polizeipräsidiums: „Eine Zeugin hat uns die Schilder am Samstag gemeldet; als die Kollegen das Ganze vor Ort überprüfen wollten, konnten sie nicht mehr festgestellt werden“, erklärt Martin Raff.

Zum ursprünglichen Vorfall und möglichen Auslöser der Warnschilder liegen der Polizei keine Infos vor. Eine Anzeige habe es nicht gegeben.

Ermittlungen könnten in beide Richtungen gehen

Doch nicht nur gegen den Mann, vor dem gewarnt wird, sondern auch gegen die Person, die das Schreiben verfasst hat, könnte ermittelt werden. Straftatbestände, die in Frage kämen, wären etwa Verleumdung oder üble Nachrede.

Dafür müsse die verunglimpfte Person gar nicht mit Namen oder Bild gezeigt werden – es reiche, wenn sie über die Personenbeschreibung eindeutig identifizierbar sei. „Das ist immer eine Einzelfallentscheidung“, sagt Polizeisprecher Raff.

Wie es im vorliegenden Fall aussieht, kann Raff nicht mit abschließender Sicherheit sagen: „Stand jetzt habe ich keine Infos zu einem Ermittlungsverfahren; und der zuständige Sachbearbeiter ist heute nicht im Dienst“, erklärt Raff am Montag auf ZAK-Anfrage.

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