Fussball

WFV-Strukturreform: Bezirke Zollern und Schwarzwald künftig vereint?

03.06.2020

Von Marcel Schlegel

WFV-Strukturreform: Bezirke Zollern und Schwarzwald künftig vereint?

© Eibner

Wie geht es weiter für die Zollern-Teams?

Der WFV hat seine Reformpläne vorgestellt: Frühestens im Frühjahr 2023 wird der Fußballbezirk Zollern wohl mit dem Schwarzwald verschmelzen – und womöglich mit Teilen des Donau-Gebiets.

Der Württembergische Fußballverband (WFV) schlägt wie vom ZOLLERN-ALB-KURIER bereits berichtet vor, die Struktur des Verbandsgebiets zu modifizieren und die geografischen Grenzen der Bezirke neu zu ziehen. Dazu präsentierte eine auf dem Verbandstag vor zwei Jahren ins Leben gerufene WFV-Kommission am Mittwoch per Videokonferenz im Wesentlichen zwei Modelle, die auch eine Anpassung des aktuellen Herren-Spielsystems zur Folge hätten ­– und über die nun die württembergischen Delegierten beim Verbandstag im Mai kommenden Jahres abstimmen sollen.

Beide Modelle, sowie ihre ebenfalls vorgestellten Abwandlungen, eint, dass sich die Bezirksgrenzen prinzipiell vergrößern, indes die Anzahl der aktuellen 16 Bezirke im WFV-Gebiet gleichsam verringern würden: entweder auf zwölf oder sogar auf nur noch neun Bezirke.

Die Ergebnisse, die die Kommission um Steffen Jäger und Harald Müller am Mittwoch verkündete und die bisher lediglich Empfehlungen sind, wurden im „Abschlussbericht Kommission Verbandsstruktur 2018 – 2020“ auch offiziell veröffentlicht.

Option eins: Zwölf statt 16 Bezirke

Das Modell 1-4-12 sieht wie bisher eine Verbandsliga und vier Landesliga-Staffeln, aber nun nur noch zwölf statt 16 Bezirke und damit Bezirksligen vor. Für diese erste Variante sprach sich die WFV-Kommission offiziell aus, weil sie sich weitgehend an der bisherigen und seit fast 70 Jahren bestehenden Verbandseinteilung orientiert, also nur wenige Bezirke tatsächlich „auseinanderreißen“ würde, so Verbandsspielausschusschef Müller. Auch habe sich auf den vier Regionalkonferenzen, auf denen sich der WFV in den vergangenen beiden Jahren mit Vereinsvertreter abgestimmt hatte, eine Mehrheit von fast drei Vierteln der Basis für diese Variante ausgesprochen, erklärte WFV-Vizepräsident Jäger.

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© WFV

Das aktuelle System

Bei der Einteilung neuer Bezirksgrenzen orientierte sich die Kommission, der auch die Geislingerin Ulrike Goth, als Beisitzerin im Ausschuss für Frauen und Mädchensport, sowie der Hechinger Michael Supper als Verbandsjugendleiter angehörten, am regionalen Zuschnitt der aktuell 39 Schiedsrichtergruppen im württembergischen Einzugsgebiet, weil diese ihre Zuständigkeit im Verbandsgebiet als „kleinste Einheiten“ effizient und sinnvoll einteilen würden, so Jäger.

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Variante 1-4-12

Im 1-4-12-Szenario würde der Bezirk Zollern mit dem Schwarzwald zu einem neuen Bezirk verschmelzen, also unter anderem eine Bezirksliga Schwarzwald/Zollern bilden. Markant: Die Zollern-Teams würden dann wohl in die Landesliga 3 umziehen, also auf Vereine aus den aktuellen Bezirken Nördlicher Schwarzwald, Schwarzwald, Böblingen/Calw und Alb treffen. Unter anderem werden aber auch zwei Abwandlungen dieser Variante diskutiert, in der Zollerns Verbandsteams auch weiterhin in der Staffel 4 blieben, die dann aber – anders als momentan – um den Schwarzwälder Bezirk erweitert würde.

Zweite Variante: Teile des Bezirks Donau kommen noch dazu

In der zweiten Variante, der 1-3-9-Aufteilung, gäbe es zwar weiterhin eine Verbandsliga, jedoch nun nur noch drei Landesliga-Staffeln und nun neun statt 16 Bezirke. Hier erhielte Zollern zusätzlich zum Bezirk Schwarzwald noch Teile des Bezirks Donau ­­– orientiert an den Einteilungsgebieten nach Schiedsrichtergruppen käme also neben dem Bereich Rottweil auch das Gebiet um Tuttlingen dazu. In dieser Variante, in der sich die Landesliga nur noch aus drei Staffeln speisen würde, fiele der Bezirk Zollern dann der neu benannten „Landesliga Süd“ zu, die faktisch den gesamten Süd/Südosten Württembergs umfassen würde, das heißt die momentanen Bezirke Schwarzwald, Donau, Donau/Iller, Riß und Bodensee.

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Variante 1-3-9

Gegenüber der vom WFV und den Vereinen präferierten erstgenannten Option mit wie bisher vier Landesliga-Bereichen hätte die 1-3-9-Variante deutlich weitere Fahrtwege zur Folge. Markant ist dies, weil die Zollern-Landesligisten schon jetzt stets über zu weite Strecken zu den Auswärtsspielen klagen. Zollerns Bezirksvorstand Wolfgang Haug sprach sich Ende 2019 zudem für den Erhalt des Bezirks in seiner jetzigen, seit den 1950er Jahren bestehenden Form aus.

Nötig wird eine Strukturänderung vor allem, weil sich die Bezirke zunehmend ungleich entwickeln. So weisen im aktuellen 1-4-16-Spielsystem die Bezirke zwischen 71 (Riß) und 188 Vereinen (Enz/Murr) auf. Auch der ländliche Bezirk Zollern, nach Riß und Nördlicher Schwarzwald (78) der drittkleinste im WFV-Gebiet, ist mit momentan 83 Mannschaften weit von der Durchschnittsmarke von 155 entfernt.

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Übersicht der Mannschaftszahlen

Durch die Zusammenlegung bestehender Bezirke und die damit einhergehenden neuen Grenzziehungen würden die Mannschafts- und Vereinszahlen zwischen den Bezirken weitgehend angeglichen. Beim Modell 1-3-9 wären die Zahlen der aktiven Mannschaften im Spielbetrieb maximal ausgeglichen. Dann hätte jeder der neun Bezirke von rund 200 bis maximal 240 Teams.

Neue Struktur nicht vor 2023

Abgestimmt werden soll über die Vorschläge, die nun formal zunächst an den WFV-Beirat zur Beratung weitergegeben wurde, erst 2021. Müller und Jäger empfehlen sodann eine zwei- bis dreijährige Übergangsphase, die sich aufgrund von Corona noch verlängern könnte. Sprich: Vor 2023 oder 2024 dürfte die neue Verbandsstruktur, egal welche der beiden Modelle sich unter den WFV-Delegierten durchsetzen wird, nicht umgesetzt sein.

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Mitgliederzahlen

Dass die Strukturmodifikation kommt, darf derweil als sicher angesehen werden. Denn schon auf dem Verbandstag 2015 war die Entwicklung angestoßen worden, mögliche Strukturveränderungen zu finden. Seit 2018 arbeitete die fast 20-köpfige Kommission nun Möglichkeiten aus; der WFV rief hierfür extra das Online-Mitmach-Portal „Zukunft WFV“ ins Leben, auf dem alle Modelle, Sitzungsprotokolle und allgemein Diskurse transparent gemacht wurden.

„Nach einstimmiger Meinung innerhalb der Kommission kann es beim Spielbetrieb mit einem ,Weiter so‘ nicht erfolgreich in die Zukunft gehen“, sagte Jäger. Schließlich sei die Organisation eines reibungslosen Spielbetriebs in den vergangenen Jahren immer schwerer geworden. „Es ist ein Handlungszwang entstanden“, so der WFV-Vize. „Belastbare Informationen liefern uns diesbezüglich etwa die allgemein rückläufige Mitgliederentwicklung, die Zunahme von Jugend-Spielgemeinschaften oder auch die Heterogenität unserer Bezirke, was die Mannschaftszahlen angeht.“

Besonders eine Statistik sticht dabei deutlich ins Auge: In manchen Bezirken gingen die Mannschaftszahlen bei den A- und B-Junioren um bis zu 20 Prozent zurück; in Zollern beläuft sich der Rückgang im benannten Zeitraum seit 2014 auf 14 (A-Jugend) respektive 17 Prozent (B). Es muss damit gerechnet werden, dass sich der Rückgang an Jugendfußballer über kurz oder lang auch in sinkenden Mannschaftszahlen im Herrenbereich widerspiegeln wird.

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Zahlen im Jugendbereich

„Für diese Entwicklung gibt es eine Reihe von gesellschaftlichen Gründen, die wir nicht beeinflussen können“, meinte Müller. Was wir jedoch beeinflussen können, das sind die strukturellen Rahmenbedingungen für den Spielbetrieb. Und genau hier müssen wir ansetzen.“

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