Balingen

Viel mehr als nur eine geänderte Bezeichnung: Balingen ist seit 50 Jahren Große Kreisstadt

09.01.2024

von Nicole Scheletz

Viel mehr als nur eine geänderte Bezeichnung: Balingen ist seit 50 Jahren Große Kreisstadt

© Andreas Westerhausen

Auch am Ortsschild erkennbar: Balingen ist Große Kreisstadt – und das schon seit 50 Jahren.

Am 1. Januar 1974 wurde die Kreisstadt des damals neugebildeten Zollernalbkreises zur Großen Kreisstadt erklärt und reihte sich damit in den Kranz der Großen Kreisstädte ein. Balingens Stadtarchivarin Nicole Scheletz hat den Weg der Erhebung zur Großen Kreisstadt zusammengefasst und stellt dar, dass der verliehene Titel weitaus mehr als nur eine äußerlich geänderte Bezeichnung eines Gemeinwesens bedeutet.

Rückblickend war die Stadt Balingen schon immer eine Amtsstadt. Als sie im Jahre 1255 zur Stadt erhoben wurde, war sie Sitz der Schalksburgherrschaft. Auch als Balingen und die umliegenden Gemeinden württembergisch wurden, blieb der Sitz der Obervögte in Balingen. Nach den Obervögten kamen im Jahre 1759 die Oberamtmänner und danach die Landräte und Landkreise – immer ist Balingen Sitz der zugehörigen Einheit auf Kreisebene geblieben. Die Erklärung zur Großen Kreisstadt stellt in Balingens Stadtgeschichte ein Ereignis dar, das die bisherige kleinstädtische Entwicklung zu einem gewissen Abschluss brachte.

Balingen drohte aus allen Nähten zu platzen

Bedeutend für die Entwicklung zur Großen Kreisstadt war die Amtszeit von Albert Hagenbuch. Als Hagenbuch im Jahre 1955 das Amt des Bürgermeisters antrat, hatte die Stadt Balingen mit steigendem Bevölkerungszuwachs zu kämpfen. Von 1946 bis 1955 stieg die Einwohnerzahl um mehr als 60 Prozent auf 10.800 Personen. Balingen drohte förmlich aus allen Nähten zu platzen.

Jedoch spricht dies für Balingens Anziehungs- und Ausstrahlungskraft als wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt. Anschließend folgte die Gemeindereform, die Hagenbuch mit Tatkraft und Engagement bewerkstelligte. Die einst selbstständigen Gemeinden entschieden sich, mit der Stadt gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Durch die freiwilligen Eingemeindungen von Streichen, Ostdorf, Endingen, Erzingen, Zillhausen und Engstlatt (über die einzelnen Eingemeindungen wurde berichtet) zur Stadt Balingen zählte sie im Jahre 1973 über 20.000 Einwohner.

Verdienst des früheren Bürgermeisters Hagenbuch

Damit erfüllte die Kreisstadt die geforderte Voraussetzung, um zur Großen Kreisstadt erhoben zu werden. Das Gelingen der Eingemeindungsreform war maßgeblich Albert Hagenbuchs Verdienst, der vorerst die sechs genannten Gemeinden zur Großen Kreisstadt zusammenschloss. Die Eingemeindungen von Frommern und Weilstetten standen hingegen noch aus und erwiesen sich als besonders schwer.

Unter Würdigung der Leistungskraft der Verwaltung, der zentralörtlichen Funktion und der Bedeutung des Raumes als Entwicklungsachse zwischen dem mittleren Neckarraum und dem Gebiet um Villingen-Schwenningen, ist Balingen durch Beschluss der Landesregierung vom 11. Dezember 1973 auf den 1. Januar 1974 zur Großen Kreisstadt erklärt worden, wie es aus den Akten des Stadtarchivs zu entnehmen ist. Ab nun zählte die Stadt Balingen zu den 12 „Großen Kreisstädten“ des Regierungsbezirks Tübingen und Albert Hagenbuch wurde zum ersten Oberbürgermeister der Stadt Balingen ernannt.

Neue Rechte für die Stadt

Für Balingen war diese Erhebung ein bedeutsames Ereignis, das ihr den Rang innerhalb der Städte und Gemeinden des Landes zuwies und ihr neue Rechte verlieh. Denn zuvor war die Stadt Balingen unter den Städten und Gemeinden des Landes rechtlich gesehen eine unter vielen.

„Allerdings wird mit der Erklärung zur Großen Kreisstadt auch ihre lange, zielstrebige und fortschrittliche Aufwärtsentwicklung anerkannt“, betont Stadtarchivarin Nicole Scheletz.

Gesprächsrunde beim Bürgertreff

Anlässlich des Stadtjubiläums wird es im Rahmen des Bürgertreffs am 13. Januar eine Gesprächsrunde zum Thema „Die Bedeutung kommunalpolitischer Entscheidungen für den Erfolg von Balingen“ geben, die von Balingens Bürgermeister Ermilio Verrengia moderiert wird.

Der Bürgertreff der Stadt Balingen zum neuen Jahr beginnt um 15.30 Uhr in der Stadthalle. Zu dieser traditionellen Veranstaltung sind wieder alle Balinger Bürgerinnen und Bürger eingeladen. Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Dirk Abel und einem Rückblick auf das Jahr 2023 schließt sich die erwähnte Talk-Runde zum Thema „50 Jahre Große Kreisstadt. Die Bedeutung kommunalpolitischer Entscheidungen für den Erfolg von Balingen“ an.

Was sonst noch auf dem Programm des Bürgertreffs steht

Die musikalische Umrahmung der Veranstaltung erfolgt durch den Musikverein Heselwangen. Eine Balinger Foto-Zeitreise mit Tine und Paul Bossenmaier rundet das Programm des diesjährigen Bürgertreffs ab. Beim anschließenden Stehempfang stehen die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte sowie die Stadtverwaltung für Gespräche zur Verfügung.

Ab 15 Uhr wird im Eyachbad ein Kinder- und Jugendnachmittag angeboten, zu dem alle Kinder und Jugendliche freien Eintritt haben. Wie in den vergangenen Jahren, findet im Rahmen des Bürgertreffs wieder eine Spendenaktion statt, diese erfolgt zu Gunsten des Vereins iNot Balingen.

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