Meßstetten

Verkehrssicherheit in Meßstetten: Tempo 30 oder 40 im Hauptort? Gemeinderat zögert noch

22.03.2024

von Pressemitteilung

Verkehrssicherheit in Meßstetten: Tempo 30 oder 40 im Hauptort? Gemeinderat zögert noch

© Volker Bitzer

Tempo 40 auf der Meßstetter Ortsdurchfahrt? Noch ist dies nur eine Fotomontage. Gemeinderat und Verwaltung wollen ihr Verkehrskonzept für die Gesamtstadt vielschichtiger verstanden wissen.

Tempo 30 oder Tempo 40 im Hauptort und Blitzer an den Ortsausgängen der Teilorte? Vieles ist denkbar, um die Gesamtstadt Meßstetten verkehrstechnisch sicherer zu machen. Konkrete Entscheidungen hat der Gemeinderat auf seiner Klausurtagung aber nicht getroffen. Warum nicht? Hier lesen Sie es.

Im Februar 2023 präsentierte die Stadt Meßstetten erstmals ihr „Integriertes Verkehrsentwicklungskonzept“ der Öffentlichkeit. Nach der Auftaktveranstaltung in der Kernstadt folgten Infoabende in allen Stadtteilen. Rund ein Jahr später traf sich der Gemeinderat zu einer nichtöffentlichen Klausurtagung, um sich erneut mit diesem vom ihm auf den Weg gebrachten Projekt auseinanderzusetzen. Dabei ging es vor allem um die Ergebnisse aus einer Bürgerbefragung.

14.500 Fahrzeuge täglich

Erkenntnis: Von starkem Straßenverkehr können die Meßstetterinnen und Meßstetter ein Lied singen. Vor allem in der Kernstadt, aber auch Bewohner der Stadtteile stimmen gerne in diesen Chor mit ein. Bis zu 14.500 Fahrzeuge rollen tagtäglich durch die Meßstetter Ortsdurchfahrt, also die Hauptstraße und die Ebinger Straße. Das ist eine immense Belastung für die Anwohner, die sich vornehmlich in Lärm bemerkbar macht. Und hier wären wir auch schon beim Stichwort: Lärm – einer europarechtlichen Vorgabe von 2020 folgend, musste die Stadt, wie andere Kommunen auch, einen sogenannten Lärmaktionsplan aufstellen, um für die Bürgerinnen und Bürger Abhilfe zu schaffen.

Schnell kam in diesem Zuge „Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt“ auf den Tisch. Aber Stadtverwaltung und Gemeinderat sehen den Aspekt „Verkehr und Mobilität“ viel umfassender, und so soll er auch behandelt werden. Alle Stadtteile sollen mit ins Boot genommen werden. Aber außer in der Kernstadt hätten die Verkehrszahlen nirgends einen Lärmaktionsplan nach EU-Vorgaben gerechtfertigt. Ergo folgte der Gemeinderat schon 2022 dem Vorschlag der Verwaltung und stellte diesen zurück. Geboren wurde das sogenannte Integrierte Verkehrsentwicklungskonzept, das flächendeckend ganz Meßstetten unter die Lupe nimmt und am Ende trotzdem die Interessen des Lärmaktionsplanes befriedigt.

„Eine bessere Beteiligung“ gewünscht

Bei den Informationsabenden im Frühjahr 2023 stellte Verkehrsplaner Andreas Weber vom Planungsbüro SSW (Ludwigsburg) den Gästen sehr detailliert und unterfüttert mit umfangreichem Zahlenmaterial zu Messungen und Verkehrszählungen den Ist-Zustand auf allen wichtigen Straßen Meßstettens vor. Danach waren die Bürgerinnen und Bürger an der Reihe. Per Fragebogen sollten sie ihre Ideen und Wünsche, ihre Kritik und Anregungen zu Verkehr und Mobilität äußern und damit eine Grundlage schaffen. Auf dieser würde dann das Ludwigsburger Verkehrsplanungsbüro ein Konzept erarbeiten und dieses wiederum mit Verwaltung und Gemeinderat erörtern.

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Kleiner Wermutstropfen für die Stadtverwaltung: Bürgermeister Frank Schroft und sein Team hätten sich „eine bessere Beteiligung“ gewünscht. Nichtsdestotrotz hat Verkehrsplaner Andreas Weber auf dieser Basis seine Hausaufgaben gemacht und die Ergebnisse unlängst bei der Klausurtagung des Gemeinderates präsentiert. Großartige Überraschungen blieben aus, schließlich kennen die Bürgervertreter die Situationen in der Stadt und auch die Wünsche aus der Bevölkerung.

Zahl an Autos würde nicht verringert

Eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Kilometer pro Stunde in der Ortsdurchfahrt könnte zwar den Lärm verringern, aber nicht die Autos, die täglich durch Meßstetten fahren. Außerdem liegt das Augenmerk mit darauf, einen Ausweichverkehr von der Hauptverkehrsader in die Wohngebiete zu verhindern. Lieber einen Kompromiss mit Tempo 40 und somit den Verkehrsfluss aufrechterhalten? Hier kommt ein weiterer Kritikpunkt und eine Bürgeranregung ins Spiel: mehr Querungshilfen für Fußgänger – ob mit und ohne Ampel – in der Haupt- und Ebinger Straße. Weil diese aber den Verkehr zusätzlich ausbremsen, war man sich bei der Klausurtagung einig, nicht vorschnell rein auf Temporeduzierung zu setzen.

Was fünf der Meßstetter Stadtteile eint: Hier wie dort fahren die Autofahrer zu schnell hinein in den Ort, egal aus welcher Richtung sie auch kommen. Gleiches gilt beim Hinausfahren. Da wird schon vor dem Ortsschild kräftig aufs Gaspedal gedrückt und beschleunigt. Möglichkeiten, hier einzugreifen, gibt es einige: Blitzer, Tempodrosselung durch bauliche Maßnahmen oder – mit Abstand am günstigsten –Geschwindigkeitstafeln mit Smileys. Einzig in Tieringen kam die „Raser“-Kritik an den Ortseingängen nicht auf, was wohl an der Landesstraße 440 liegt, auf welcher der Durchgangsverkehr quasi am Ort vorbeigeleitet wird.

Querungshilfen für Fußgänger?

Querungshilfen für Fußgänger waren auch in den Stadtteilen immer wieder Anregungen. Einen besonders gefährlichen, weil unübersichtlichen Punkt mitten im Ort gibt es in Hartheim: die „Lamm“-Kurve. Hier, vor dem bekannten Restaurant, wo viele Menschen die Straßenseiten wechseln, ist höchste Vorsicht geboten – für Autofahrer ebenso wie für Fußgänger. Für häufige Kritik sorgten fehlende Radwege-Verbindungen zwischen den Ortsteilen und zu benachbarten Gemeinden. Besonders heikel ist der Zustand in Tieringen, wo Biker nur auf der viel befahrenen L440 und über den Lochenpass nach Balingen gelangen. In der Poststraße in Oberdigisheim würden manche gerne die Durchfahrt verbieten. Bekanntermaßen nutzen diese „Dreiecks“-Abkürzung die meisten Autofahrer, die nach Obernheim wollen oder von dort kommen.

Das war nur eine Auswahl aus vielen Ideen, die bei der Klausurtagung mit Verkehrsplaner Andreas Weber zur Sprache kamen. Entschieden wurde bislang noch gar nichts. Zunächst werden nun die Erkenntnisse aus der Diskussion bei der Klausurtagung mit in die weiteren Planungen des Fachbüros einfließen. Mit ersten konkreten Handlungsempfehlungen dürfte sich der dann neue Gemeinderat im Herbst dieses Jahres beschäftigten. „Vorgesehen ist jedenfalls, dass das Integrierte Verkehrsentwicklungskonzept noch in diesem Jahr fertiggestellt wird“, Bürgermeister Frank Schroft. So könnten erste Projekte bereits in die Haushaltsberatungen miteinfließen, um sie dann im neuen Jahr anzugehen.

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