Tonnenschwere Skulptur als neues Highlight für Balingen
30.06.2019
Die Kunststadt Balingen hat eine neue Attraktion: Eine tonnenschwere Skulptur steht seit dem Wochenende auf dem Rasen vor der Agentur für Arbeit. Der Porenbeton wurde als vielköpfige Plastik gestaltet.
Aus der Kunstnummer kommt Helmut Reitemann in diesen Tagen nicht raus. Nach „Revolte“ in der Schwelhalle und der Eröffnung der World-Press-Photo-Ausstellung stand für den Balinger Oberbürgermeister am Sonntag die Begrüßung einer Delegation aus Korb auf dem Programmzettel.
Betonwerk soll zum Nachdenken anregen
Der dortige Freundeskreis Asyl hat 2017 die mächtige weiße Skulptur geschaffen. Mit dem klaren Ziel, das Kunstwerk auf Reisen zu schicken. Nach dem Standplatz am Skulpturenrundweg „Köpfe am Korber Kopf“ und Station in Abtsgmünd sind die riesigen Köpfe nun in der Kreisstadt angekommen und sollen für etwa anderthalb Jahre die Spaziergänger zum Nachdenken anregen.
Skulptur spannt Bogen zur World-Press-Photo-Ausstellung
Für Reitemann, tapfer im schwarzen Anzug angetreten, spannt das schneeweiße Kunstwerk den Bogen von den Pressefotos in der Zehntscheuer, die die politische Dimension der Migration zeigen, zum Ankommen in der neuen Heimat.
Geschaffen wurde das Werk von zwölf Menschen im Alter zwischen 14 und 73 Jahren, von Geflüchteten und Einheimischen, wie Rose Schaf aus Korb erklärte.
Vier Monate Bauzeit
Bildhauer Jo Nagel half dem Projektteam dabei. Zunächst versuchten sich die Hobbykünstler an kleinen Porenbetonteilen, ehe sie sich ans große Ganze wagten. Die Arbeiten dauerten von Januar bis Mai 2017. Die Botschaft: Frieden, Gemeinschaft, das Miteinander. So sind die Begriffe auch im Beton zu lesen, auf Deutsch und in arabischer Schrift.
Die immensen Köpfe strotzen nur so vor Symbolen. Ohren als Zeichen, dass man Hinhören soll. Friedensblumen stellen die Augen dar, der Mund besteht aus einem auf dem Kopf stehenden syrischen Instrument. Auf einem Gesicht ist der Umriss von Syrien zu sehen, Berge und Seen. Ein Handy soll das Symbol sein für die Verbindung der Flüchtlinge mit den Lieben in der Heimat.
Kunstaktion als Zeichen für Willkommenskultur
„Seit 1990 gab es 188 Flüchtlinge, die Opfer von rechter Gewalt wurden“, so Ruth Messer, Frau des Bildhauers Guido Messer. Für sie ist diese Kunstaktion auch ein Zeichen „gegen eine gewisse Partei in Deutschland.“ Ohne Willkommenskultur, meint sie, könne es in diesem Land nun mal nicht funktionieren.