Balingen

Streik bei DAK in Frommern: Beschäftigte der Krankenkasse fordern 12,5 Prozent mehr Lohn

05.02.2024

Von Jasmin Alber

Streik bei DAK in Frommern: Beschäftigte der Krankenkasse fordern 12,5 Prozent mehr Lohn

© Jasmin Alber

Mitarbeiter der DAK Gesundheit in Balingen streikten am Montagmorgen vor dem Frommerner Standort der Krankenkasse.

Beschäftigte der DAK-Gesundheit und der Barmer waren am Montag zum Ausstand aufgerufen. Auch am DAK-Standort in Frommern wurde gestreikt. Aufgerufen dazu hatte Verdi. Ein Überblick, was die Gewerkschaft fordert und was der Vorstand der DAK zu den Warnstreiks sagt.

„Es gibt eine Lücke, die es zu schließen gilt“, sagte Manuel Schmoll, beschäftigt bei der DAK in Balingen und Verdi-Vertrauensperson. Damit meint er die Diskrepanz zwischen den Forderungen der Gewerkschaft und dem Angebot der Arbeitgeberseite. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft fordert für die Beschäftigten von DAK sowie der Barmer 12,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 555 Euro mehr pro Monat, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Für die Auszubildenden soll es 250 Euro mehr im Monat geben.

Die Mitarbeiter beider Krankenkassen waren am Montag zeitgleich zum Streik aufgerufen, und zwar an fünf Standorten in Baden-Württemberg. Während es bei der Barmer bisher kein Angebot der Arbeitgeberseite gibt, legte die DAK in der ersten Verhandlungsrunde im Dezember eines vor: eine Tariferhöhung in zwei Stufen um 6,2 Prozent bei einer Laufzeit von 27 Monaten ab August 2024, wie Benjamin Stein, Bezirksgeschäftsführer von Verdi Fils-Neckar-Alb, den Streikenden erläuterte. „Immerhin etwas“, kommentierte er, aber eben noch „weit weg von dem, was wir gefordert haben“.

Freude über große Beteiligung vor Ort

Von 100 Beschäftigten der DAK in Balingen, die zum Streik aufgerufen waren, sind über 30 zur Kundgebung vor dem Standort in Frommern gekommen, etliche würden von zu Hause aus streiken, so Benjamin Stein – erfreulich für die Gewerkschaftsfunktionäre, da ein Großteil der Mitarbeiter im Homeoffice arbeitet.

Verdi fordere für die Mitarbeiter die Erhöhung um 12,5 Prozent, um vor allem für die unteren Lohngruppen bessere Gehälter zu erzielen. Schließlich zahlten in Zeiten hoher Inflation alle, egal ob am unteren oder oberen Ende der Gehaltstarife, mehr für Lebensmittel und Lebenshaltung, führte Stein aus. Es gehe auch darum, Versäumnisse der Gehaltsanpassungen aus den vergangenen Jahren aufzuholen. Der letzte Tarifabschluss sei vor der „Explosion der Inflationsraten“ gewesen. Zu jenem Zeitpunkt zwar ein gutes Ergebnis, „aber rückblickend wissen wir es besser“, stellte der Bezirksgeschäftsführer aus. Es gehe „um zwei Jahre Reallohnverlust“. Der Gewerkschafter zog hier als positives Beispiel das arbeitgeberseitige Angebot der AOK heran.

Am Streik mit Kundgebung vor dem Bürogebäude in Frommern beteiligten sich neben den Beschäftigten auch Vertreter der Gewerkschaft der Sozialversicherung (GdS) sowie der Verdi-Senioren Zollernalb. Letztere vertreten durch Salvatore Bertolino, der betonte, dass man gerne zur Unterstützung gekommen sei, weil auch die Renten von den Löhnen abhängen – und damit auch von den Tariferhöhungen.

Das sagt der DAK-Vorstand

Kein Verständnis für den Warkstreik indes hat der Vorstand der DAK-Gesundheit Baden-Württemberg, dem auch der Balinger Thomas Bodmer angehört. Die Spitze der Krankenkasse befindet – anders als von Benjamin Stein bei der Kundgebung erwähnt, dass die DAK „in der ersten Tarifverhandlung im Dezember ein faires und weitreichendes Angebot für die mehr als 10.000 Beschäftigten gemacht hat“.

Dies sei „das höchste Angebot, das die DAK-Gesundheit als Arbeitgeberseite in den vergangenen 20 Jahren in der ersten Verhandlungsrunde abgegeben hat, obwohl das Gesundheitswesen und die gesetzlichen Krankenkassen 2024 und in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen stehen“.

Kritik der Arbeitgeber: Neue Tarifrunde erst Ende Februar

Und der Vorstand kritisiert, dass man als Arbeitgeber „nach Ende der Friedenspflicht im Januar unmittelbar bereit für weitere Tarifverhandlungen“ gewesen sei. Dieses Angebot sei aber von Seiten der Gewerkschaften nicht angenommen worden. Stattdessen gebe es durch den zeitlichen Abstand zur neuen Runde Ende Februar eine unnötige Verzögerung – „auf dem Rücken der Mitarbeitenden ausgetragen, die auf einen schnellen Tarifabschluss warten“.

Bei der Kundgebung am Montagvormittag kündigte Gewerkschafter Stein bereits an, dass Verdi mit weiteren – eventuell mehrtägigen – Streiks rechnet, da nicht davon ausgegangen werde, dass die neue Verhandlungsrunde am 20. Februar den für die Gewerkschaft und die Beschäftigten gewünschten Erfolg bringe.

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