Rosenfeld

Sanierung der St.-Patriciuskirche Heiligenzimmern: Gebälk in dramatisch schlechtem Zustand

05.05.2024

von Jens Schlehe

Sanierung der St.-Patriciuskirche Heiligenzimmern: Gebälk in dramatisch schlechtem Zustand

© Privat

Um das vollkommen marode Dachtragwerks zu sanieren, haben die Zimmerleute eine Behelfskonstruktion gebaut.

Die Zimmerleute müssen Außergewöhnliches leisten bei der Sanierung des Dachtragwerks der neugotischen Pfarrkirche St. Patricius in Heiligenzimmern. Denn, wie sich jetzt herausgestellt hat, sind die Schäden, die über Jahre eintretendes Wasser verursachte, enorm.

Einmal mehr zeigt sich bei der Sanierung des Gotteshauses mit welcher herausragenden Präzision die damaligen Erbauer und Werkmeister den liegenden Dachstuhl umgesetzt haben. Nachdem die gesamte Ostseite des Dachtragwerks erfolgreich saniert ist, kann der zweite große Bauabschnitt am historischen Dachtragwerk aus dem Jahre 1847 in Angriff genommen werden. Dieser umfasst die Sanierung des Dachanschlusses des Langhauses an den nördlichen Staffelgiebel.

Sanierung der St.-Patriciuskirche Heiligenzimmern: Gebälk in dramatisch schlechtem Zustand

© Privat

Wie dramatisch die Schäden im Gebälk sind, zeigt dieses Foto.

Das große Problem: Die Anschlussbleche des Langhausdaches waren, aufgrund einer vorausgegangenen Sanierung, über viele Jahre unzureichend eingeputzt. Dadurch klaffte ein zentimeterbreiter Spalt zwischen Anschlussblech und Staffelgiebel. Bei Regen leiteten die Staffelgiebelwände das Wasser ungehindert über den defekten Anschluss in die Holzkonstruktion, wo es zu umfangreichen Schäden kam.

Es trat viele Jahre Wasser ein

Bereits auf Fotos aus den 1950er-Jahren sind im Innenraum oberhalb des Chorbogens Verfärbungen zu sehen. Möglicherweise trat bereits zum damaligen Zeitpunkt Wasser ein und rief einen biologischen Bewuchs hervor. In der umfassenden Sanierung in den 1960er- Jahren wurde dieser Defekt nicht behoben, sondern lediglich überstrichen. Auch in der Sanierung der 1970- bis 1980er- Jahre wurde dieses Problem nicht gelöst.

Einhausung errichtet

Bei der jetzigen Sanierungsmaßnahme wird nun endlich dieser über viele Jahre bestehende Defekt instandgesetzt. Um die Holzreparatur durchführen zu können, ist für den zweiten Bauabschnitt eine weitere umfassende Sprießung durch die Raumschale hindurch zum Dachtragwerk des Langhauses notwendig. Als Witterungsschutz haben die Zimmerleute zudem eine Einhausung des gesamten nördlichen Staffelgiebels errichtet, der es ihnen ermöglicht wetterunabhängig die Dachhaut zu öffnen und an den Schadenspunkten der Bundachse 1 zu arbeiten.

Dramatisch schlechter Zustand

Nach Bauteilfreilegung offenbarte das Dachtragwerk seinen dramatisch schlechten Zustand: Die Schäden an der tragenden Bundachse 1 sind so enorm, dass kaum mehr Substanz vorhanden ist. Dabei sind tragende Holzbauteile derart zerstört, dass die Standsicherheit akut gefährdet war. Das im Zuge der Voruntersuchungen angenommene Schadensbild bestätigte sich somit vollumfänglich.

Bundachse wird demontiert

Die weitreichenden Beschädigungen haben zur Folge, dass die Zimmerleute die Bauteile nicht im verbauten Zustand sanieren können. Die Zimmerei Josef Kessler aus Hirrlingen zieht bei diesem Sanierungspunkt daher handwerklich alle Register und demontiert, basierend auf einer enorm aufwendigen Vorplanung, die gesamte tragende Bundkonstruktion. Dafür wird eine aufwendige Sprießung angesetzt, welche sämtliche Lasten aus der ausgebauten Bundachse des liegenden Dachstuhls stützt und die volle Dachlast übernimmt.

Sicherung ist erforderlich

Parallel zur Holztragwerksdemontage wurde der nun freistehende Staffelgiebel mittels einer speziellen Behelfskonstruktion gesichert. Die angreifende Windlast auf den Giebel ist dabei nicht zu unterschätzen, schlimmstenfalls könnte die massive Giebelwand aus Bruchsteinmauerwerk drohen, in das Kirchendach zu stürzen.

Balken werden restauriert

Um die demontierten und schwer beschädigten Holzbauteile adäquat instandsetzen zu können, haben die Zimmerleute eine überdachte Arbeitsfläche am Boden eingerichtet. Dort werden die Balken sukzessive bearbeitet und für den Wiedereinbau in das historische Dachtragwerk vorbereitet.

Diesen Artikel teilen: