Rosenfeld

Rosenfelder Stadtwald soll Vorzeigewald bleiben – Wie reagiert Forst auf Sturm und Trockenheit?

01.02.2024

Von Rosalinde Conzelmann

Rosenfelder Stadtwald soll Vorzeigewald bleiben – Wie reagiert Forst auf Sturm und Trockenheit?

© Stadt Rosenfeld

Forsttrainee Lukas Schaudt zeigt hier anhand einer Bodenprobe den Tongehalt des Waldbodens, der entscheidend dafür ist, welche Bäume gepflanzt werden.

Rosenfeld ist in der Waldbewirtschaftung seiner Zeit voraus. Der Stadtwald zeichnet sich durch seine reichhaltige Naturverjüngung und seine Vielfalt aus. Bereits vor einem halben Jahrhundert wurde dafür der Grundstock gelegt. Für die Zukunft stehen Forst und Stadt vor neuen Herausforderungen. Wie soll man den zunehmenden Stürmen und der anhaltenden Trockenheit begegnen? Beim jüngsten Waldbegang gab es darauf Antworten.

Einmal im Jahr, in der Regel am Jahresende, informiert der Forst den Gemeinderat über den aktuellen Stand im Stadtwald. Dabei geht es nicht nur um den finanziellen Aspekt, denn die Gewinne aus der Holzwirtschaft sind seit Jahrzehnten eine gute Einnahmequelle. Es stehen vor allem Naturschutz, Bewirtschaftung und der Zustand der Wälder im Fokus.

Eine große Forsttruppe

Forstamtsbereichsleiter Christian Beck aus Balingen, der für den Rosenfelder Stadtwald zuständig ist, Revierleiter Stephan Kneer, Anette Brand, Leiterin des Forstbezirks Heiligenzimmern, Forsttrainee Lukas Schaudt und Forstpraktikant Leon Hardtangenbach führten die Räte, die Verwaltungsspitze und auch einige Privatwaldbesitzer erst in den Eschwald, dann in den Distrikt Fichtenwald, beide auf Isinger Gemarkung.

Rosenfelder Stadtwald soll Vorzeigewald bleiben – Wie reagiert Forst auf Sturm und Trockenheit?

© Stadt Rosenfeld

Das Interesse am Waldbegang war groß. Es lag noch Schnee auf den Flächen.

Wie Beck im Gespräch mit der Redaktion sagt, ist in beiden Wäldern der Umgang mit Sturmereignissen gut erkennbar. Was hat man gemacht? Was steht noch an? Auf diese Fragen gaben die Forstleute professionelle Antworten.

Stadtwald ist ausgezeichnet

Der Rosenfelder Stadtwald ist 1100 Hektar groß und ist immer wieder Ziel von Forststudenten und Fachexkursionen. Dank der naturgemäßen Waldwirtschaft wurde er schon vor Jahren mit der europäischen „Pro-Silva-Plakette“ ausgezeichnet. Im Jahr 2011 fand der Wald Eingang in das „Weißbuch Wald“ des BUND. Ebenfalls eine beachtenswerte Ehrung, auf die die Stadt stolz ist. Zu verdanken haben die Rosenfelder dies einem Mann, der nicht mehr lebt: Dr. Wolfgang Bechter, der von 1979 bis 2005 der Leiter des Rosenfelder Forstamts war. Bechter hatte in seiner Amtszeit gemeinsam mit der Stadt und den Waldbesitzern – auch gegen Widerstände aus der Jägerschaft – mit der naturgemäßen Waldwirtschaft begonnen. Der Visionär starb 2016.

Zurück in die Gegenwart: Der Großteil der Sturmschäden ist bereits aufgeräumt. Allerdings hörten die Waldbesucher bei ihrem Rundgang immer mal wieder das Kreischen von Motorsägen. Hier waren Privatwaldbesitzer am Aufräumen.

Der Boden spielt auch eine Rolle

Warum die Bodenbeschaffenheit so wichtig ist für die Baumgesundheit, war ein Thema. Im Fichtenwald ist der tonige Bereich ziemlich stark ausgeprägt. Und das hat auch Folgen für die Bepflanzung. „Die Buche ist keine so gute Wahl“, so Beck. Dafür würden die Tanne und die Eiche gut klar kommen mit Tonböden.

Auch wenn es im vergangen Jahr reichlich geregnet hat und die Wasserspeicher gut gefüllt sind, kann sich das schnell wieder ändern. Generell rechnen die Forstleute mit weiteren Trockenperioden, die den Wäldern schwer zu schaffen machen. Aber weitaus mehr Sorge bereitet den Forstleuten die zunehmende Sturmgefahr. Becks Wunsch: „Mögen die Stürme 2024 an uns vorüberziehen.“

Bestände sollen zur Ruhe kommen

Jetzt sollen die Bestände nach dem letzten verheerenden Sturm im August nämlich zur Ruhe kommen. Deshalb ist für dieses Jahr auch keine Wiederaufforstung vorgesehen. „Die Fläche muss sich stabilisieren“, betont Beck. Er und seine Forstkollegen haben die interessierten Waldbesucher immer wieder auf die Besonderheiten des Rosenfelder Stadtwalds hingewiesen. Beck fasst es in diese Worte: „Die reichhaltige Naturverjüngung ist auf vielen Flächen erkennbar.“

Es braucht viel Geduld

Erklärtes Ziel ist es, die Baumartenvielfalt auch künftig zu erhöhen. „Das braucht Geduld“, sagt der Betriebsleiter. Für die Revierförster seien die Trockenheit mit einhergehendem Borkenkäferbefall und die Unwetter die größten Herausforderungen im Arbeitsalltag.

Rosenfelder Stadtwald soll Vorzeigewald bleiben – Wie reagiert Forst auf Sturm und Trockenheit?

© Stadt Rosenfeld

Geballtes Fachwissen auf einer Stelle: Forstbereichsleiter Christian Beck (Zweiter von rechts) und seine Kollegen.

Damit die Naturverjüngung gelingt, sind auch die Privatwaldbesitzer gefordert, wenngleich diese in der Regel nur kleinere Flächen besitzen. Der Forst setzt auf ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis: „Man muss Hand in Hand arbeiten.“ Beck hat auch zwei Ratschläge für die Waldbesitzer parat: „Nie das Sturmholz alleine wegräumen, das ist das Gefährlichste, was man tun kann, deshalb Profis ranlassen und sich der eigenen Grenzen bewusst sein.“

Die Aufräumarbeiten nach dem Sturm haben sich monatelang hingezogen. Und sie stoßen bei den Waldbesuchern und der Bevölkerung nicht nur auf Begeisterung, weil die schweren Maschinen und Fahrzeuge die Wege ramponiert haben. Wenn es dann noch geregnet hat, sieht es zum Teil fürchterlich aus. Die Forstleute wissen um das Problem und verstehen, dass die Städte und Gemeinden auf eine zügige Behebung der Schäden pochen. Aber auch hier bittet Beck um Geduld: „Wir können nicht alles auf einmal richten.“

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