FUSSBALL

Regionalliga-Derby: TSG Balingen fehlt bei 0:3-Niederlage gegen den SSV Ulm 1846 die Kraft

24.10.2020

Von Marcel Schlegel

Regionalliga-Derby: TSG Balingen fehlt bei 0:3-Niederlage gegen den SSV Ulm 1846 die Kraft

© Eibner/Buerke

Nichts zu holen war für Marc Pettenkofer und die TSG Balingen am Samstag in Ulm.

„Heute war für uns nichts zu holen“, sagte Balingens Trainer Martin Braun nach dem Regionalliga-Derby beim SSV Ulm 1846. Seine TSG unterlag im Donaustadion mit 0:3 (0:2).

Wenn man müde wird, dann streiken meist erst die Beine und schließlich lahmt der Kopf. Dass es den Regionalliga-Fußballern der TSG Balingen am Samstag beim SSV Ulm 1846 an Kraft fehlte, zeigte sich auf dem Rasen beispielhaft in so mancher Szene. Eindeutig indes belegte dies nach neunzig, insgesamt einseitigen Minuten der Blick auf die Anzeigetafel im Donaustadion, wo einstmals zehntausende Zuschauer Bundesliga-Fußball bestaunten, wegen den Corona-Beschränkungen im Württemberg-Derby aber erneut lediglich 434 Gäste erlaubt waren: Mit 0:3 (0:2) unterlagen die Balinger beim SSV Ulm, dessen Spieler zweikampfstärker, spritziger, aufmerksamer – nicht mal übertrieben gut, aber besser waren.

Szene für Szene – der Ticker zum Nachlesen.

Ein Ergebnis, das den müden Männern um Trainer Martin Braun bekannt vorkommen dürfte. Mit exakt diesem Resultat war die TSG den Ulmern schon vor zwei Monaten im WFV-Pokalfinale unterlegen. Und wie damals in Stuttgart ging der Spatzen-Sieg in Ordnung. Im Pokal noch war der Drei-Tore-Unterschied ein bisschen zu deutlich ­– am Samstag nun hätte sich die Braun-Elf nicht beschweren dürfen, hätten ihnen die Gastgeber, die nun das heimstärkste Team der Südweststaffel stellen, den ein oder anderen Treffer mehr eingeschenkt.

Braun hoffte auf langes 0:0 – vergeblich

Braun beschwerte sich auch nicht. Er hatte das schon vor dem Derby befürchtet. Nach dem 2:1-Heimsieg vom Mittwoch gegen Bayern Alzenau hatte der TSG-Coach geäußert, dass ihm seine Jungs doch müde vorkommen würden. Das Ulm-Duell war das zehnte Punktspiel in anderthalb Monaten, das dritte in sieben Tagen und da fehlen noch die Partien beider Pokal-Wettbewerbe, in denen die TSG mitmischt(e). Dass diese hohe Belastung von Vollprofis wie den SSV’lern besser weggesteckt wird als von berufstätigen Amateurkickern, gehört ebenfalls zur Geschichte dieses Viertliga-Spiels, mit dem die Spatzen ihren schwäbischen Cousin nun auf drei Punkte distanzierten. Braun nun hatte gegen Alzenau und auch schon zuvor einzelnen Leistungsträgern hie und da eine Auszeit gegönnt, versucht, die Balinger Beine durch kleine Pausen fit zu halten. Gänzlich gelungen ist dies den Kreisstädtern nicht. „Die Kräfte gingen zuletzt schnell zu Ende“, sagte der Trainer. „Unsere Hoffnung war, dass wir lange das 0:0 halten oder uns sogar die Führung gelingt. Das hätte Auftrieb gegeben, das hätte Kräfte freigesetzt.“

Das Derby zum Nachschauen im Video.

Diesen Gefallen taten ihm die Ulmer nicht, für die Nicolas Jann schon in der 12. Minute das 1:0 markierte. Er hatte einen langen Ball von Jonas Kehl aus der Luft mitgenommen, dadurch Gegenspieler Tim Wöhrle und schließlich auch Julian Hauser im Tor verladen. Von Beginn an waren die Ulmer die Gäste hoch angelaufen und raubten den Balinger mit ihrem Pressing damit erste Körner.

Bitter für Balingen: 2:0 direkt vor der Pause

Wegen müder Beine fehlte den Kreisstädtern so früh die defensive Disziplin, sodass die Abstände zum Gegenspieler auch ohne Corona-Beschränkungen meist zu groß waren. Der träge Kopf bewirkte, dass den Eyachstädtern im Offensivspiel nicht viel einfiel oder es gleich gar nicht so weit kam, weil ihnen schon der Pass misslang oder die Annahme versprang – und der Ball so ohne Entlastung postwendend zurückkam.

Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt kassierten die Balinger zudem das 0:2, nachdem die Ulmer zuvor schon ein paar gute Chance hatten liegen lassen, etwa als TSG-Kapitän Matthias Schmitz einen Distanzkracher von Adrian Beck auf der Linie mit dem Kopf klärte (43. Minute). In der Schlussminute der ersten Hälfte also ging Kehl an die Grundlinie durch, legte für Jann auf, der im Rücken der Balinger Abwehr stand, und traf. Die Vorentscheidung, weil sich die TSG nach dem Seitenwechsel nur unwesentlich steigern konnte und sich keine nennenswerte Chance herausspielte.

TSG mit nur einer echten Chance

Die beste und einzige echte Gelegenheit hatte Balingens Kaan Akkaya mit einem Flachschuss aus 16 Metern schon im ersten Durchgang gehabt. Und vergeben (33.). Ansonsten mühten sich die Balinger offensiv vergeblich. Der SSV 1846 ging derweil fahrlässig mit seinen Chancen um, konnte sich dies am Samstag aber leisten. Einmal traf das Team von 1846-Coach Holger Bachthaler noch: Das 3:0 war vom starken Tobias Rühle im TSG-Strafraum eingeleitet worden und wurde nach Querpass vom noch stärkeren Burak Coban aus 13 Metern zu Ende gebracht. Nach 57. Minuten war das Württemberg-Derby damit durch.

„Für uns war hier heute nichts zu holen“, sagte Braun anschließend. „Aber das ist auch nicht dramatisch gegen einen Gegner wie Ulm. Wir müssen nun gut regenerieren und bis Freitag in einen fitten Zustand kommen.“ Dann empfängt die TSG um 18.30 Uhr den FC Gießen.

TSG Balingen: Hauser; Eisele, Schmitz, Wöhrle (46. Müller), Vogler, Guarino (62. Heim), Akkaya, Foelsch, Kölsch (79. Klostermann), Cabraja, Pettenkofer.

Tore: 1:0, 2:0 Jann (12., 45.), 3:0 Coban (57.).

Schiedsrichter: Lars Erbst (Gerlingen).

Zuschauer: 434.

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