Hechingen

Parkdeck-Party statt Kneipenfasnet: Wie das Wirtshaussterben die Hechinger Fasnet verändert

01.02.2024

Von Julia Siedler, Von Michael Würz

Parkdeck-Party statt Kneipenfasnet: Wie das Wirtshaussterben die Hechinger Fasnet verändert

© Ralf Biesinger

Hier, auf dem Parkdeck Münzgasse, spielt an der Fasnet jetzt die Musik. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen.

Weil viele Wirtschaften, Kneipen und Bars in Hechingen kontinuierlich wegsterben, muss auch für die beliebte Hechinger Kneipenfasnet am Schmotzigen Donnerstag und auch am sogenannten Lumpenmontag eine Alternative her.

Die Tradition durch Änderungen aufrechterhalten – so beschreiben die Zoller-Hexen ihr Vorhaben in einer Pressemitteilung. Was zuerst einmal verwirrend klingen mag, ist für die Zünfte dann doch schnell erklärt: „In Hechingen war es eigentlich Tradition, dass die Fasnet am Schmotzigen und am Lumpenmontag vor allem durch Kneipen und Bars getragen wurde“, erklärt Marina Knetschke von den Zoller-Hexen im Gespräch mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER. Doch Hechingen habe bekanntlich kaum noch Kneipen und Bars, die an der Fasnet dann auch noch mitmachen.

Am Ende gab es nur noch Zelte

Früher pilgerten die Narren und Besucher auf ihrem Weg vom Narhalla- zum Zoller-Hexen-Barzelt und zurück in die Kneipen und Wirtschaften. Dadurch, „dass es am Ende aber nur noch unsere Zelte gegeben hat“, entschied man sich in diesem Jahr erstmals für eine gemeinsame und zentrale Lösung auf dem Parkdeck, erklärt Knetschke. Denn das sogenannte Kneipen-Hopping habe in Ermangelung eben dieser so gar nicht mehr stattgefunden. Dennoch wolle man „die traditionelle Fasnet aufrechterhalten“; wobei die Fasnet auf dem Parkdeck wohl viel mehr ein Alternativprogramm darstellt. Der Erhalt der Kneipenfasnet scheitert am Bestehen dieser, doch die Hechinger Fasnet an sich soll auf jeden Fall erhalten bleiben. Genau darum bemühen sich die Zünfte mit ihrem geplanten Programm in der Münzgasse.

Die Zollernstadt soll an der Fasnet voll sein

Mit ihrem Einsatz wollen sie dem Wandel in Hechingen entgegenwirken und wenigstens ein bisschen retten, wofür die Zollernstadt unter anderem stehe: „Dass sie an der Fasnet voll ist“, sagt Knetschke. Einen Zustand, den man sich künftig – wenn auch nicht mehr in Wirtschaften, Kneipen und Bars – durch die zentrale Zusammenkunft im Narrendorf auf dem Hechinger Parkdeck bei der Stadtbücherei und der Volkshochschule erhofft. Es gebe natürlich noch immer Kneipen, die am närrischen Treiben teilhaben – „wie die Kanzlei, die jetzt nachkam“. Aber der Schwarzbrenner habe zugemacht und „vor vielen Jahren ja auch das Wunderwerk“.

Parkdeck-Party statt Kneipenfasnet: Wie das Wirtshaussterben die Hechinger Fasnet verändert

© Ralf Biesinger

Narren, die durch die Wirtshäuser ziehen: Das hatte (!) in Hechingen eine lange Tradition.

Und auch das Fecker reiht sich nach der diesjährigen Fasnet bekanntermaßen in die Gesellschaft der geschlossenen Kneipen ein (wir berichteten ausführlich). Auch Wolfram Ortlieb von der Althistorischen Narrenzunft Narrhalla bestätigt, dass die Änderungen vor allem dem Hechinger Kneipensterben geschuldet sind. Er macht allerdings auch noch andere Umstände für das neue Gesicht der Fasnet verantwortlich: Bisher hätten sich die Narren bekanntlich an der Stadthalle Museum und beim Partyzelt am Postplatz aufgehalten.

Der umgebaute Obertorplatz eignet sich laut den Zünften nicht mehr

Das sei nun nicht mehr der Fall: „Weil das Museum so teuer wird“, der Postplatz inzwischen in privater Hand und der Untergrund nicht mehr besonders geeignet für den Zeltaufbau sei und auch der umgebaute Obertorplatz nicht mehr für die Zwecke der Zünfte tauge. Deshalb hoffe auch die Narrhalla auf eine rege Teilnahme an der diesjährigen Fasnet – und darauf, dass das neue Alternativprogramm regen Anklang finde, denn dann werde man „das schon so weitermachen“.

Die Hechinger Fasnet soll leben

Die Kneipenfasnet ist tot – lang lebe die Hechinger Fasnet? „Natürlich ist es schade“, so Ortlieb. Er sieht die Veränderungen allerdings mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Er freue sich, dass man sich trotz der Schwierigkeiten um die Hechinger Fasnet bemühe. „Wir wollen, dass die Fasnet in Hechingen weiterlebt – egal, in welcher Form momentan.“ Die Zünfte würden damit auch ein Zeichen an die Bevölkerung senden: „Wir sind trotzdem für euch da!“

Hechinger Fasnet mit neuem Gesicht

Laut Pressemitteilung laden die Zoller-Hexen und Narrhalla am Schmotzigen Donnerstag (8. Februar) ins Narrendorf auf dem Parkdeck Münzgasse ein. Neben einem Barzelt und zahlreichen weiteren Essens- und Getränkeständen werde ab 18 Uhr ein DJ die Gäste unterhalten. Auch am Lumpenmontag, 12. Februar, laden die Narrenvereine aufs Parkdeck ein. Los geht’s ab 12.33 Uhr.

Am Fasnetsdienstag, 13. Februar, tragen die Zoller-Hexen den diesjährigen großen Hechinger Fasnetsumzug aus. „Insgesamt 60 Gruppen besuchen die schöne Stadt Hechingen an diesem Tag“, freuen sich die Zoller-Hexen. Der Umzug startet um 13.30 Uhr am Bahnhof und verläuft über die Unterstadt zur Oberstadt.

Für das leibliche Wohl, so die Veranstalter, „sorgen Bewirtungsstände entlang der Umzugsstrecke sowie die Stadthalle Museum“. Allerdings auch dieses nicht mehr im aus vergangenen Tagen gewohnten Umfang. Das Museum an der Fasnet „gibt es auch nicht mehr, wie es das früher gab. Weil einfach der Zulauf immer geringer wurde“, so Knetschke.

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