Balingen

Ohne Ehrenamtliche wäre der Erfolg nicht so groß: Sachstandsbericht der Gartenschau in Balingen

28.06.2023

Von Jasmin Alber

Ohne Ehrenamtliche wäre der Erfolg nicht so groß: Sachstandsbericht der Gartenschau in Balingen

© Tine Bossenmaier

Die Ehrenamtlichen packen mit an, so beispielsweise beim Wechsel des Frühjahrs- auf den Sommerflor.

Sowohl das Team der Gartenschau, das bei der Balinger Verwaltung angesiedelt ist, als auch die vielen Ehrenamtlichen und Mitarbeiter des Bauhofs leisten Unglaubliches. Das ist das Fazit der technischen Geschäftsführerin Annette Stiehle. Sie gab gemeinsam mit Annette Stoll-Zeitler und Niko Skarlatoudis einen Sachstandsbericht des Großprojekts. Sie erläuterten, was in den ersten zwei Monaten sehr gut lief, wo noch nachjustiert werden musste und welche Meilensteine erreicht wurden.

Nachdem seit der Eröffnung am 5. Mai keine regelmäßigen Gartenschau-Ausschüsse des Balinger Ratsgremiums mehr stattfinden, kamen die Verantwortlichen der Bitte aus den Reihen der Räte am Dienstag nach und lieferten einen Sachstandsbericht.

„Wir geben wieder einen Blick in den Maschinenraum“, merkte Annette Stiehle, Technische Geschäftsführerin des Eigenbetriebs Gartenschau, in der Sitzung des Gemeinderats an. Und sie stellte direkt klar: „Das Team leistet im Moment Unglaubliches.“ Sie machte anhand eines Beispiels deutlich, dass das auch durchaus körperlich gemeint sei. Ein Geländeverantwortlicher hat am Ende eines regulären Tages das Vierfache des regulären 5-Kilometer-Rundgangs über die Gartenschau auf seinem „Tacho“ – zu Fuß, wohlgemerkt.

Bisheriger Rekordtag: Pfingstsonntag

Annette Stiehle hatte noch weitere Zahlen vorbereitet: Nach 52 Tagen, so lange hat die Gartenschau schon geöffnet, wurde der Meilenstein der 200.000-Besuchermarke erreicht. Das bedeute, dass nach dem ersten Drittel der Veranstaltungsdauer schon zwei Drittel der erwarteten Gesamtbesucher das Grünprojekt besucht haben.

Der bisherige Tagesrekord sei am Pfingstsonntag mit 7500 Gästen gewesen. Im Schnitt kommen täglich 3800 Besucher. Erfreulich für die Verantwortlichen: Aktuell sind laut Stiehle bereits 75 Prozent der im Wirtschaftsplan festgesetzten Einnahmen aus Ticketverkäufen gedeckt. 167 Gästeführungen haben bereits stattgefunden, insgesamt sind derzeit 403 gebucht.

Nachjustiert habe man im Wesentlichen in drei Bereichen: Gastronomie, Beschilderung und Barrierefreiheit.

Gartenschau-Halbzeit am 15. Juli

Am 15. Juli ist Halbzeit, das Bergfest wolle man mit den Ehrenamtlichen am 17. Juli feiern. Apropos Ehrenamt: Hunderte Freiwillige leisten ihren Dienst – immer mit einem Lächeln im Gesicht und stellenweise auch weit über der geforderten Zeit. Wenn beispielsweise eine Ehrenamtliche statt der mindestens 60 ehrenamtlichen Stunden bereits 210 geleistet hat, weil es ihr einfach so viel Spaß und Freude mache, erfülle das Annette Stiehle und ihr Team mit Stolz, wie sie konstatierte. „Nicht zu vergessen: das große Engagement des Bauhofs.“

Doch es geht auch nicht ohne die Aussteller, darunter viele Fachbetriebe, leitete Annette Stoll-Zeitler, Leiterin Ausstellung und Betrieb, über. Neben den Profis wirken auch zahllose Vereine, Verbände und Institutionen mit und tragen zum Gesamterlebnis bei, stellte sie fest. Bisweilen unter (Zeit-)Druck: Die Umstellung von Frühlings- und Sommerflor der Bepflanzung innerhalb von nur anderthalb Tagen „war eine OP am offenen Herzen“, so Stoll-Zeitler.

Mit Blick auf die Beiträge von Partnern und Sponsoren, aber auch die Kunst auf dem Gelände stellte sie fest: „Die Wertigkeit der Arbeiten ist wirklich unfassbar.“ Großen Zuspruch gebe es für das Grüne Klassenzimmer, bis 27. Juni wurden 101 Unterrichtseinheiten abgehalten. Insgesamt werde auf der Gartenschau in Balingen viel Bildungsarbeit, insbesondere in den Erlebnisauen, geleistet.

Institutionen und einzelne Engagierte tragen zum Programm bei

Hinzu kommen die insgesamt knapp 1000 Veranstaltungen, von denen bereits eine Vielzahl stattgefunden hat, wie Niko Skarlatoudis, Leitung Veranstaltungen, Marketing und PR, erläuterte. Darunter Highlights und große Besuchermagneten wie das Konzert von „The Hooters“, aber auch viele andere Konzerte, Veranstaltungen von Vereinen, die Aktivitäten des Dürrwanger Hauses der Volkskunst um Cheforganisator Manfred Stingel, gärtnerische Themen wie Führungen und Infovorträge, Beiträge von Schulen sowie auch von Gruppierungen und Zusammenschlüssen, dazu zählt er beispielsweise den Tag der Geschichte.

Sein Zwischenresümee: „Wir sind überwältigt.“ Einerseits gebe es die Motivation aus Institutionen heraus, sich am Programm zu beteiligen, andererseits auch im Kleinen, umgesetzt von vielen einzelnen Engagierten.

Die Skateanlage im Aktivpark werde nicht nur beim Skatejam, sondern insgesamt sehr gut angenommen. Die Skatergruppen hätten sich hinsichtlich der Nutzung „eingegrooved“. Einen kleinen Seitenhieb konnte und wollte sich Skarlatoudis nicht verkneifen: Auf dem Instagram-Kanal der Gartenschau wurde die 5000-Follower-Marke geknackt, die Social-Media-Präsenz der Balinger hat somit mehr Abonnenten als der Kanal der Landesgartenschau in Überlingen 2021.

Weiterer Handlungsbedarf beim Handel

„Wir sind froh darüber, dass der Handel außerhalb des Geländes mitzieht“, lobte er die Beteiligung der Balinger Geschäftsleute und schloss auch die Gastronomie in der Innenstadt mit ein.

Eben dieses Thema sprach Erwin Feucht (Grüne) in der anschließenden Diskussion an – die im Übrigen von allen Räten, die sich zu Wort gemeldet hatten, von großem Lob für die Gartenschau geprägt war. Wie man den Handel in den Seitenstraßen mehr einbeziehen könne und auf welche Weise die Besucherströme auf Entdeckungstour – also nicht nur in die Fußgängerzone – geschickt werden können, wollte Feucht wissen. Es seien hier bereits Aktionen in Planung, antwortete Niko Skarlatoudis. Mit Blumen bepflanzte Schubkarren und explizite Karten sollen hierbei Bestandteil sein.

Allerdings merkte er an: „Die angebotenen Plattformen werden nicht wie vorgestellt genutzt.“ Das heißt, dass das Angebot, sich auf einer Gartenschaubühne zu präsentieren, von weniger Händlern und Gewerbetreibenden als erwartet angenommen werde. Er lasse aber nicht nach, dafür zu werben, und bleibe im Austausch, versicherte er.

Keine Probleme mit Vandalismus auf dem Gelände

„Einen riesen Sprung als familienfreundliche Stadt“ macht das Angebot der Gartenschau für Christoph Foth (FDP) aus. Seine Nachfrage nach der Zahl der Einzelticketverkäufe konnte Annette Stiehle nicht aus dem Stegreif beantworten. Diese Verkaufszahlen zu ermitteln, sei aus verschiedenen Gründen schwieriger als die der Dauerkarten.

Viele Kritiker der Dauerkarten habe er verstummen hören, so CDU-Rat Klaus Hahn. Er erkundigte sich nach Beschädigungen und Vandalismus. „Vandalismus ist für uns kein Thema auf dem Gelände“, so Annette Stiehle. „Das liegt aber auch am umzäunten Gelände und der Security.“ Wenn es vereinzelt zu willkürlichen Beschädigungen durch Jugendliche gekommen sei, habe man die Verursacher direkt angesprochen und sie beispielsweise als Denkzettel zu einem Arbeitseinsatz verdonnert.

Dass das Gelände auch nach dem Ende der Gartenschau, wenn der Zaun weg ist, nicht Vandalen zum Opfer fällt, sollten rechtzeitig Absprachen mit der Polizei und weiteren Verantwortlichen getroffen werden, regte Wolfgang Hallabrin (Freie Wähler) an.

Appell: Ehrenamtliches Potenzial weiter nutzen

Ebenso soll zeitig geklärt werden, wie sich der Stamm an Ehrenamtlichen weiter für die Stadt einbringen kann. „Wir müssen unbedingt versuchen, das Engagement weiterzuführen“, so Uwe Jetter (Grüne). Er könne sich beispielsweise eine Ehrenamtsbörse vorstellen, ergänzte Ulrich Teufel (SPD) zu diesem Thema. Eine entsprechend zuständige Stelle für die Koordination von Ehrenamtlichen – auch in den Stadtteilen – sei bereits in der Umsetzung und werde direkt ihm unterstellt sein, informierte Oberbürgermeister Dirk Abel. Aktuell seien ihm keine Probleme bekannt, antwortete Abel Grünen-Rätin Martina Hittinger, die sich nach möglichen Anwohnerbeschwerden erkundigt hatte.

Zum Schluss gab’s noch ein dickes Lob für die Beteiligten. Dr. Ingrid Helber (FDP) und Peter Seifert (Grüne) berichteten von denselben Erfahrungen, die sie im Austausch mit Gästen bei Führungen und mit Hotelgästen gemacht haben: „Die Buga kann einpacken!“

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