Albstadt, Balingen

Neue Oberbürgermeister in Albstadt und Balingen: Was sich Wählerinnen und Wähler wünschen

11.10.2022

Von Pascal Tonnemacher

Neue Oberbürgermeister in Albstadt und Balingen: Was sich Wählerinnen und Wähler wünschen

© Holger Much

Leer, aber noch eingerichtet von Klaus Konzelmann: der Arbeitsplatz des Albstädter Oberbürgermeisters im Rathaus in Ebingen.

Kommenden März dürfen sowohl die Bürgerinnen und Bürger Albstadts, als auch Balingens wählen: Wer wird ihre neue Oberbürgermeisterin oder ihr neuer Oberbürgermeister? Vorab waren die ZAK-Leserinnen und -Leser bereits gefragt. Was ihnen bei den neuen Rathauschefs wichtig ist.

Knapper und teurer Wohnraum, fehlende Kinderbetreuung, Nahverkehr mit Bus und Bahn oder ganz aktuell die Energiekrise. Den Menschen brennen viele Themen unter den Nägeln. Einige können und werden vor Ort auf kommunaler Ebene angegangen.

In den Kreisstädten Albstadt und Balingen dafür zuvorderst verantwortlich: der Oberbürgermeister. Sowohl Klaus Konzelmann in Albstadt, als auch Helmut Reitemann in Balingen treten bei der Wahl am Sonntag, 5. März 2023, nicht noch einmal an.

Vor allem Albstädter reagieren auf den ZAK-Aufruf

Wir wollten von den ZAK-Leserinnen und -Lesern deshalb jüngst wissen, was Sie sich als Bewohnerinnen und Bewohner Albstadts oder Balingens vom neuen Stadtoberhaupt wünschen. Oder auch wen genau, eventuell eine Frau?

Darauf reagiert haben mehrheitlich Leserinnen und Leser aus Albstadt, wie Bernd Conzelmann. Er wünscht sich von „seinem“ neuen Rathauschef, „dass er sofort durchstarten kann. Wir haben viele Probleme, die alle angegangen werden müssen.“

Sicherheit und Ordnung im Zentrum

Conzelmann wünscht sich beispielsweise mehr Sauberkeit und Ordnung. Themen, über die auch mehrfach im ZAK berichtet wurde: „Viele trauen sich abends, aber auch schon tagsüber, nicht mehr in die Innenstadt nach Ebingen“, sagt Conzelmann. „Auch der Vermüllung an den immer gleichen Orten in ganz Albstadt muss dringend Einhalt geboten werden.“

Auch Bürgernähe sollte kein Fremdwort für den neuen Oberbürgermeister oder die neue Oberbürgermeisterin sein. „Er muss sich an den Bedürfnissen unserer Stadt ausrichten und nicht versuchen, hier den Stempel von anderen Städten aufzuzwingen.“

Ganz generell fasst Conzelmann zusammen: „Die Attraktivität der Stadt muss gesteigert werden.“ Abschließend fordert er: Die vorhandenen Ressourcen müssten genutzt und „nicht für jedes Problemchen neue Leute eingestellt werden“.

Junge Menschen im Blick

Für Julia Alt aus Albstadt ist das Wichtigste die Frage: „Welche Zukunftschancen bietet Albstadt für die junge Generation?“ Vor allem ist für die junge Politikerin aber erheblich: „Gibt es in Albstadt künftig genug qualifizierte Arbeitsplätze für junge Menschen?“

Auch das Thema Mobilität und die Frage nach einer schnellen Anbindung müssten aufgegriffen werden – insbesondere auch im Eyachtal und nicht nur mit Blick auf den Talgang.

Zukunftsperspektiven in schwierigen Zeiten

„Zudem wäre eine digitalisierte Verwaltung wünschenswert, sodass bestimmte Verfahren ohne Amtsbesuch zukünftig möglich wären“, fordert Alt.

Auf diese Fragen erwarte sie von einer neuen Verwaltungsspitze klare Antworten. „Keine Verzettelung in vielen Einzelprojekten oder Vertretung nur von Interessen bestimmter Gruppen, sondern eine klare Sichtweise auf die Zukunftsperspektiven Albstadts als Industriestadt in sehr schwierigen Zeiten.“ Das sei entscheidend.

Geschlecht spielt keine Rolle

Für Michael Gut aus Albstadt spielt es keine Rolle, ob eine Frau oder ein Mann Albstadt regiert. Die Hauptsache: „Die Person ist fähig, steht zu ihrem Wort und holt Albstadt aus dem seit Jahren anhaltenden Winterschlaf“, so Gut.

Der OB müsse Brücken zwischen der Stadtverwaltung, dem Handel und den Bürgern schlagen, fordert Gut. Denn die Stimmung sei auf einem historischen Tiefpunkt, da man die Innenstadt immer weiter verkommen lasse.

Auch er spricht die Themen Sicherheit und Attraktivität an: „Das Sicherheitsgefühl muss wieder hergestellt werden, und es sollten sehr schnell neue Konzepte entwickelt werden, um die Attraktivität der Innenstadt zu steigern.“

Es braucht Veränderung

Es dürfe unter gar keinen Umständen ein Bürgermeister oder eine Bürgermeisterin aus der Verwaltung ins Amt, „da sich so das strukturlose Rad nur weiterdreht“. Gut fordert: „Ein weiter so darf es nicht geben!“

Der Stadt, mit ihren engagierten Bürgern, müsse wieder neues Selbstbewusstsein eingehaucht werden. „Wir brauchen daher eine Person, die nicht erst eingearbeitet werden muss, die Struktur vor Ort kennt und auf die Bedürfnisse der Bürger eingeht“, sagt Gut abschließend.

Nachfolger soll dem Bürger zuhören

Stephen Zundel aus Albstadt wünscht sich, dass er oder sie dem Bürger wieder „aufs Maul schaut“ und „endlich zuhört, was der Bürger will“. Die Mehrheit wolle keine Talgangbahn: nicht in dieser Dimension. Denn die Bebauung des Talganges mit drei neuen und zu großen, überdimensionierten zweigleisigen Bahnhöfen schieße am Ziel vorbei.

Die regionale Bahnanbindung Albstadts sei dennoch wichtig. Busse und Individualverkehr würden aber niemals verschwinden, so Zundel. Der OB und seine Räte sollen erkennen, „dass der Umstieg der Bürger auf die Talgangbahn in den errechneten Größen unstimmig ist und an den Haaren herbeispekuliert wurde“. Außerdem soll die Stadt „das Risiko der zukünftigen hohen Kostenbelastung und spekulativen Kostenzuschüssen aus dem Betrieb der Talgangbahn“ erkennen und endlich richtig bewerten, so Zundel.

Kritik an Finanzierung

Er könne sich ein einfaches „Zubringerbähnle“ aus der Sackgasse Onstmettingen zum Ebinger Bahnhof vorstellen, aber „kein 100-Millionen-Projekt zu Lasten des Steuerzahlers“ – auch wenn das Geld vom Bund kommt, „bezahlen wir alle das“. Der Oberbürgermeister soll im Sinne seines Amtseides zum Wohle des Bürgers handeln, das erwarte er.

Elke Stumpp, ebenfalls aus Albstadt, wünscht sich, dass die Hallenkonzeption nochmals genau angeschaut wird. „Meiner Meinung nach brauchen wir keine neue große Kulturhalle, verbunden mit der Ausgabe von sehr viel Geld, sondern es wäre wünschenswert, die Festhalle in Ebingen und das Thalia zu erhalten“, sagt Stumpp. Es gebe doch sicher Mittel und Wege, die nicht so teuer wären, diese zwei Gebäude für den Kulturbereich zu erhalten, glaubt die Albstädterin.

Vereinsarbeit wird gebraucht

Dass die Jägerturnhalle (gemeint ist die Schlossbergturnhalle) ersetzt werden und einzeln neu gebaut werden muss, sei verständlich, denn der Breitensport müsse in Albstadt forciert werden. „Wir brauchen die wertvolle Arbeit der Vereine, das heißt nicht nur die ‚Manpower‘, sondern auch die Ausstattung, nämlich Sporthallen dafür“, sagt Stumpp. Diese Rahmenbedingungen zu schaffen, ist ihrer Meinung nach eine große Aufgabe für die Stadt Albstadt, „damit sie liebens- und lebenswert bleibt“.

Einzige Meinung aus Balingen

Uwe Holl steuerte als einziger Bürger aus Balingen seine Meinung zur kommenden Oberbürgermeisterwahl bei. Er fordert zum einen bezahlbaren Wohnraum. Außerdem sollten Radwege ausgebaut und erneuert werden, sagt er. Zudem wünscht er sich Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt und dass auch „Kaufland“ und nicht nur „Edeka“ in Balingen beheimatet ist.

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