Zollernalbkreis

AOK-Gesundheitsreport für Zollernalbkreis: Was hat der Klimawandel mit der Gesundheit zu tun?

17.03.2024

Von Jasmin Alber

AOK-Gesundheitsreport für Zollernalbkreis: Was hat der Klimawandel mit der Gesundheit zu tun?

© Jasmin Alber

Monika Rautenberg, Koordinatorin Betriebliches Gesundheitsmanagement, und Michael Hallabrin, stellvertretender Geschäftsführer der AOK Neckar-Alb haben der Presse Rede und Antwort gestanden.

Den Krankenstand in den Betrieben nimmt die AOK Neckar-Alb jedes Jahr unter die Lupe. Wie ist die Entwicklung nach dem „Rekordjahr“ 2022 mit hohen Ausfallzahlen? Welche Krankheiten waren im vergangenen Jahr der Grund für Krankmeldungen und welche Branchen waren am meisten betroffen? Dem geht die Statistik auf den Grund. In ihrem Gesundheitsreport ist aber auch festgehalten, was die AOK in Sachen Prävention macht.

„Man denkt immer, die Krankenkasse ist nur für kranke Menschen da“, sagte Michael Hallabrin bei der Vorstellung des AOK-Gesundheitsreports. Er ist seit 1. März neuer stellvertretender Geschäftsführer der AOK Neckar-Alb und gab zunächst eine Einführung ins Thema. Schon im Sozialgesetzbuch stehe, dass Krankenkassen den Auftrag haben, „die Gesundheit der Versicherten zu erhalten, wiederherzustellen oder ihren Gesundheitszustand zu verbessern sowie die Versicherten aufzuklären, zu beraten und auf eine gesunde Lebensführung hinzuweisen“.

So spielen Beratung, Prävention und die Verbesserung der Gesundheit auch eine große Rolle. Das zeige sich in der Tatsache, dass die AOK Baden-Württemberg mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet wurde. „Darauf sind wir sehr, sehr stolz“, so Hallabrin.


Welche Rolle spielt der Klimawandel?

Ein Thema, das derzeit auch für die AOK aktuell ist, ist der Klimawandel. Der Erwärmungstrend für Deutschland ist laut Klimaforschern höher als der weltweite. „Das hat Auswirkungen auf die Gesundheit“, betont Hallabrin. Die Zahl der Hitzetage habe sich im Land in den vergangenen 70 Jahren mehr als verdreifacht. Es gibt mehr Hitzetage und tropische Nächte als bisher. „Mindestens 45 Prozent unserer Versicherten zählen zur Risikogruppe des Klimawandels.“

Es gibt eine Risikogruppe

Wie das? Der Klimawandel hat, so beschreibt es Michael Hallabrin, hat psychische Erkrankungen aufgrund von Extremwetterlagen, aber auch andere Krankheiten zur Folge. Aber auch Schwangere, Säuglinge, Menschen mit Herz- und Kreislauferkrankungen oder Hochbetagte gehören zur Risikogruppe, um nur einige Beispiele zu nennen. Eine Maßnahme: „Wir haben Hitzemultiplikatoren ausgebildet, die in Firmen und Einrichtungen wie Kindergärten oder Seniorenheime gehen“, meint Hallabrin.

Mit Fachvorträgen informieren diese über die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Gesundheit und sensibilisieren Arbeitgeber sowie Versicherte für ein gesundheitsbewusstes Verhalten in Hitzeperioden. Hinzu kommt, dass ein Netzwerk mit vielen Betrieben aus der Region Neckar-Alb gegründet wurde, um sich über nachhaltiges Handeln auszutauschen und voneinander zu lernen.

Nach dem Sachstand und aktuellen Handlungsfeldern ging es zum Gesundheitsreport: Mit 53.621 bei der AOK versicherten Beschäftigten im Zollernalbkreis – ein Marktanteil von rund 56 Prozent – sei das Zahlenwerk repräsentativ, merkte der stellvertretende Geschäftsführer an.

Die Zahlen der Statistik, die ein wissenschaftliches Institut für die AOK erhoben hat, präsentierte Monika Rautenberg. Die Koordinatorin für betriebliches Gesundheitsmanagement berichtete, dass der Krankenstand in Baden-Württemberg mit 5,9 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt von 6,6 Prozent liegt.

An 22 Tagen krankgeschrieben

Im Zollernalbkreis waren die Beschäftigten, die bei der AOK versichert sind, an 6,1 Prozent aller Kalendertage 2023 krankgeschrieben, also an etwa 22 Tagen. Damit liegt die Zollernalb leicht über dem Wert der Region Neckar-Alb, was mit Blick auf den „Arbeiterlandkreis“ üblich sei, wie Simon Knupfer, Geschäftsbereichsleiter für Prävention bei der AOK Neckar-Alb, anmerkte. Zur Freude der AOK-Verantwortlichen ist der Krankenstand gegenüber dem „Rekordjahr“ wieder um 0,7 Prozent gesunken, ist aber immer noch nicht auf Vor-Corona-Niveau.

Der 2022er-Wert von 6,8 Prozent im Zollernalbkreis erklärt sich damit, dass in diesem Jahr die Corona-Maßnahmen wie Maskenpflicht weggefallen waren und damit beispielsweise auch andere Infekterkrankungen wieder mehr auf dem Vormarsch waren. Was nicht bedeute, dass man wieder Maßnahmen fordere, merkte Pressesprecherin Eveline Blank an. „Wir hoffen, dass die Tendenz in der Zukunft wieder nach unten geht“, sagte Monika Rautenberg. 2023 sei ein „typischer saisonaler Verlauf“ aus den wellenförmigen Balken im Jahresverlauf erkennbar. Am Jahresanfang und -ende gehe die Zahl der Krankschreibenden nach oben, was zum Beispiel an den üblichen Atemwegserkrankungen in dieser Jahreszeit liege.

Zwischen einem und 14 Tagen krank

Die meisten Beschäftigten waren zwischen einem und 14 Tagen krankgeschrieben (insgesamt knapp 88 Prozent). 3,4 Prozent waren Langzeit-Arbeitsunfähigkeitsfälle, was im Schnitt 40 AU-Tagen entspricht. „Diese treiben den Krankenstand deutlich nach oben“, erklärte Rautenberg. Darunter fallen Ausfallzeiten nach Operationen, die beispielsweise (sofern nicht dringlich) in der Corona-Zeit verschoben wurden, aber auch psychische Erkrankungen sind oft Langzeit-AU-Grund.


Wie sieht es den einzelnen Branchen aus?

Der Krankenstand nach Branchen aufgeschlüsselt zeigt, dass die Zahlen im Care-, Bau- und Dienstleistungsbereich Spitzenreiter sind. Erklärbar dadurch, dass Mitarbeiter in diesen Branchen schwere körperliche Arbeit verrichten oder viel Kontakt zu (kranken) Menschen haben, merkte Simon Knupfer an.


Mehr psychische Erkrankungen

2023 waren Atemwegserkrankungen für 29,4 Prozent der AU-Fälle verantwortlich. 13,1 Prozent liegen Muskel- und Skeletterkrankungen zugrunde, 4,4 Prozent psychische Erkrankungen. Der Anteil der letztgenannten sei seit 2012 stetig gestiegen. Das kann an mehr Erkrankten liegen, aber auch an der Zahl der Diagnosen. Denn heute werde viel offener über psychische Erkrankungen gesprochen, so Monika Rautenberg. „Es ist kein Tabuthema mehr“, ergänzte Michael Hallabrin.

Die Psyche spiele beim betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) eine große Rolle, beziehungsweise sollte spielen. Denn viele Mitarbeiter seien sehr verunsichert – unter anderem auch wegen der zahlreichen Krisen und wie diese die Arbeitswelt und jeden Einzelnen (zum Beispiel die Inflation und gestiegene Energiepreise) betreffen. Und apropos Bedeutung des BGM: „Die Gesundheit der Mitarbeiter ist wirtschaftsrelevant“, so Eveline Blank.

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