Rosenfeld

Neue Krippenplätze in Leidringen: Kindergarten zieht für neun Monate in den Vogtshof

24.05.2024

Von Rosalinde Conzelmann

Neue Krippenplätze in Leidringen: Kindergarten zieht für neun Monate in den Vogtshof

© Rosalinde Conzelmann

Kirche und Gemeinde arbeiten Hand in Hand bei der Kindergartensanierung. Jürgen Bachmann (links) und Ortsvorsteher Horst Lehmann über dem Entwurf im Mehrzweckraum im Vogtshof, den die Kinder ab August in Beschlag nehmen.

Zuerst war nur von einer energetischen Sanierung des evangelischen Johann-Georg-Blocher-Kindergartens für rund eine halbe Million Euro die Rede, dann stellte sich heraus, dass das Dach die Statik für die zwischenzeitlich gesetzlich vorgeschriebene PV-Anlage nicht erfüllt und schließlich haben sich die evangelische Kirchengemeinde und die Stadt für eine Komplettlösung entschieden. Was ist geplant? Was kostet das Ganze? Was hat der Vogtshof damit zu tun?

Komplettlösung bedeutet in diesem Fall die energetische Sanierung des Bestands mit der Installierung einer PV-Anlage auf dem Dach und die Erstellung eines Anbaus, denn die Stadt Rosenfeld benötigt dringend weitere Krippenplätze.

Nachdem diese Entscheidung im Frühjahr nach einem Architektenwechsel gefallen ist, ging es nun auch ganz schnell – zur Freude des Leidringer Kirchengemeinderatsvorsitzenden Jürgen Bachmann, dem die Angelegenheit einige schlaflose Nächte bereitet hat.

100 Quadratmeter mehr

Der Dürrwanger Architekt Daniel Jetter hat den Entwurf für die Sanierung und Erweiterung erstellt. Der hintere Gebäudeteil wird abgerissen, die Bodenplatte erweitert, die Fenster erneuert und nach Westen ein Anbau mit einer Fläche von rund 100 Quadratmetern erstellt. Gebaut wird in Holzständerbauweise; im Anbau werden zehn neue Krippenplätze für die Kleinsten geschaffen. Der Bedarf an diesen Plätzen ist in der Gesamtstadt besonders hoch. Ebenso wie an Ganztagesplätzen. Bei der Heizung wird sich nichts ändern: Der Kindergarten wird jetzt schon über die Turnhalle mitgeheizt.

Neue Krippenplätze in Leidringen: Kindergarten zieht für neun Monate in den Vogtshof

© Rosalinde Conzelmann

Ab dem 19. August wird Kinderlachen durch den Vogtshof hallen. Damit alles funktioniert im Behelfskindergarten, liefen im Vorfeld zwischen (von links) Kindergartenchefin Tanja Märsch, Ortsvorsteher Horst Lehmann und dem Kirchengemeinderatsvorsitzenden Jürgen Bachmann die Drähte heiß.

Wann genau die Bagger anrücken werden, steht noch nicht fest, sicher aber ist, wann der Umzug vom Kindergarten in den Vogtshof über die Bühne gehen wird: vom 22. bis 26. Juli. Danach soll es zeitnah losgehen. Vorgesehen ist eine neunmonatige Bauzeit. Es ist aber kein Druck da, wenn es länger gehen sollte. Die Kinder können auch länger im Vogtshof bleiben.

Alles generalstabsmäßig geplant

Der Umzug wurde, ebenso wie alle Vorarbeiten zur Schaffung des Provisoriums, generalstabsmäßig geplant. Die wesentlichen Akteure waren Kindergartenleiterin Tanja Märsch, der Kirchengemeinderatsvorsitzende Jürgen Bachmann und Ortsvorsteher Horst Lehmann. Sie haben mit der Unterstützung weiterer Helfer den großen bürokratischen Aufwand, der nötig war, bewältigt. Denn wenn es um den Kinderschutz geht, sind die gesetzlichen Vorgaben besonders hoch. Dabei war es hilfreich, dass die Gemeinde kein absolutes Neuland betreten musste, denn bereits 2011 waren die Schulkinder während des Baus der Turn- und Festhalle im Vogtshof untergebracht.

In den vergangenen Wochen wurden Gespräche und auch Besichtigungen mit den zuständigen Behördenvertretern des Kommunalverbands für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS), der die Genehmigung erteilt hat, der Unfallkasse, dem Gesundheitsamt und dem Bauamt geführt.

Ausweichquartier ist perfekt

Trotz des großen Aufwands im Vorfeld sind die Kirche und die Gemeinde froh, dass sie keine teure Containerlösung umsetzen müssen und in der glücklichen Lage sind, mit dem Vogtshof ein perfektes Ausweichquartier zu haben. Perfekt deshalb, weil den Kindern das komplette Erdgeschoss zur Verfügung steht, es genügend Parkmöglichkeiten für die Eltern gibt und der Spielplatz direkt vor der Haustüre liegt.

Neue Krippenplätze in Leidringen: Kindergarten zieht für neun Monate in den Vogtshof

© Rosalinde Conzelmann

Der hintere Teil des Kindergartengebäudes wird abgerissen.

„Wir finden die Räume gut und freuen uns auf die kommenden Monate, wenn wir uns hier richtig einrichten werden“, betont Tanja Märsch. Sie und ihr achtköpfiges Team haben sich für das Provisorium ein Raumkonzept überlegt, das jetzt umgesetzt wird. Das komplette Erdgeschoss wird den 46 Buben und Mädchen, darunter zwei Zweijährige, zur Verfügung stehen.

Podeste für die Toiletten

Es gibt genügend Toiletten, die allerdings noch mit Podesten versehen werden. Im ersten Stock, der für die Kleinen tabu ist, wird die Leiterin ihr Büro einrichten. Wegen der Brandschutzvorschriften sind in den beiden beiden großen Räumen im Erdgeschoss Fluchtfenster vorgesehen. Die Küche im Mehrzweckraum darf nicht benutzt werden. Es wird dennoch ein Mittagessen angeboten.

Bisherige Benutzer haben Verständnis

Die bisherigen Nutzer der Räume bringen Verständnis dafür auf, dass die Kindergartenkinder in den kommenden Monaten Vorrang haben und sie zurückstecken müssen. „Der Veranstaltungsraum wird viel genutzt“, betont Lehmann. „Wir können aber ins Foyer der Turnhalle oder ins Gemeindehaus ausweichen“, fügt er an. So ist ist auch das Wahllokal am 9. Juni im Gemeindehaus. Der örtliche Kirchenchor und der MGV Isingen/Leidringen proben im Gemeindehaus oder weichen nach Isingen aus.

Tanja Märsch und ihr Team haben den Kindern schon viel erzählt von ihrem neuen Domizil. Bei allen ist die Vorfreude auf den Tag X am 19. August groß, sagt die Kita-Chefin.

Viel Geld für die Kirchengemeinde

Die Sanierung und der Neubau schlagen mit 1,68 Millionen Euro zu Buche. Davon übernimmt die Stadt mit 85 Prozent den Löwenanteil; 15 Prozent bleiben am Bauherr, der Kirchengemeinde, hängen. Davon kommen 40 Prozent von der Landeskirche und dem Bezirk. „Unsere Ortskirchengemeinde trägt die restlichen 60 Prozent. Wir kalkulieren mit Zuschüssen der KfW und der Landeskirche für die PV-Anlage“, sagt Jürgen Bachmann. Am Ende werde der Anteil der Kirchengemeinde Leidringen bei rund 130.000 Euro liegen. „Was für uns als kleine Kirchengemeinde auch eine enorme Herausforderung darstellt“, betont der Leidringer.

Alles aus einem Guss

Generell aber ist der Protestant froh, dass die große Lösung nun nach langem Hin und Her umgesetzt wird. „Denn nun ist alles aus einem Guss“, wie er sagt. Und die Sanierung ist dringend notwendig, weil ein Raum im Winter nicht mehr nutzbar war, weil es so durchgezogen hat und es viel zu kalt war.

Auch der Ortsvorsteher begrüßt die Kindergarten-Sanierung. „Das ist ein Zukunftsprojekt für Leidringen“, bekräftigt Lehmann. Deshalb freut er sich jetzt schon darauf, wenn Kinderlachen durch das Erdgeschoss „seines“ Hauses hallen wird.

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