Rosenfeld

Leidringer beschweren sich über Stadt – Was offene Stadtbaumeisterstelle damit zu tun hat

19.04.2024

Von Rosalinde Conzelmann

Leidringer beschweren sich über Stadt – Was offene Stadtbaumeisterstelle damit zu tun hat

© Rosalinde Conzelmann

Der Leidringer Jörg Kopf (stehend) beschwerte sich in der Bürgerfragestunde im Namen weiterer Leidringer über die Hochwasserproblematik und beklagte, dass der Schultes sieben Monate lang nicht geantwortet hat.

Die Stadtbaumeisterproblematik – die Stelle ist seit Februar 2023 unbesetzt – holt die Stadt immer wieder ein. Am Donnerstag beschwerte sich ein Leidringer im Namen weiterer Mitbürger, dass er von der Rathausspitze auch nach dreimaligem Schreiben keine Antwort erhalten hat. „In sieben Monaten keine einzige Zeile, das kann doch nicht sein“, wandte er sich verärgert an den Bürgermeister. Warum das Ganze mit der unbesetzten Stelle im Rathaus zusammenhängt.

Der Grund seiner Schreiben vom September und November 2023 und vom April 2024: die Hochwasserproblematik in mehreren Straßen in Leidringen. Er spreche stellvertretend für 25 Anlieger, informierte Jörg Kopf. Diese hätten in der Lilien-, der Narzissen-, der Blumen- und der Fliederstraße immer wieder bei Unwettern mit starken Regenfällen mit Hochwasser zu kämpfen. „Es ist keine Art, dass sich die Stadt nach sieben Monaten noch nicht bei uns gemeldet hat“, kritisierte der Leidringer.

Miller verteidigt sich

„Das ist richtig“, versuchte Bürgermeister Thomas Miller erst gar nicht, sich rauszureden. Es gebe jedoch Gründe für dieses Verhalten, erläuterte er. Zum einen gebe es das Planungsbüro, das die Aufdimensionierung der Kanalisation 2015 geplant habe, nicht mehr, zum anderen sei die Stadt noch immer ohne Stadtbaumeister und stoße personell an ihre Grenzen. „Wir können nur eins nach dem anderen machen“, verteidigte sich der Schultes.

Stadt will erst Zahlen

Im Übrigen sei der Stadt nicht bekannt, dass es nach den zwei großen Kanalmaßnahmen weitere Hochwasserschäden in Leidringen gegeben hat. Die Anwohner sollten aber eine Antwort bekommen, betonte der Schultes. „Aber wir wollten erst die Zahlen und Fakten eruieren.“ Und das sei bislang aufgrund von Personalnot nicht machbar gewesen. Miller versicherte, dass die Stadt sich der Problematik annehmen und den betroffenen Leidringern ein Gespräch anbieten wird, bei dem alle Argumente ausgetauscht würden. „Aber zuerst brauche ich Informationen und Zahlen“, betonte der Stadtchef.

Leidringer hätten anrufen können

„Dass Sie überlenkt sind, wissen wir“, antwortete Kopf. Er wies noch darauf hin, dass das Problem in der Täbinger Straße behoben sei: „Das ist super.“ Dennoch sei es keine feine Art, sich nicht zurückzumelden. „Hätten Sie uns ein paar Zeilen geschrieben, hätten wir das verstanden“, lenkte er ein. Wenigstens drei Zeilen hätten genügt. Das sei richtig, räumte Miller ein. „Sie hätten aber auch anrufen können, meine Mitarbeiter hätten mir das weitergegeben“, konterte er.

Ortsvorsteher wehrt sich

Der Leidringer, der von weiteren Anliegern begleitet wurde, beklagte sich zudem über das Verhalten von Ortsvorsteher Horst Lehmann. Auch der Ortschaftsrat habe nichts unternommen in der Sache. Lehmann wies die Kritik entschieden zurück: „Wir haben am 7. September ein Schreiben bekommen, das aus dem Nichts kam.“ Dennoch habe der Ortschaftsrat die Beschwerde ernstgenommen und sich damit befasst. Es habe ihn aber geärgert, dass das Schreiben auch von Leidringern unterschrieben worden sei, die nicht von der Problematik betroffen seien. Zudem sei seit 2015 außer zwei Leuten keiner zur Ortschaftsverwaltung gekommen wegen Hochwassers, stellte er fest.

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Hier schaltete sich nochmals Miller ein. „Wir sind für den Kanal zuständig, bei Oberflächenwasser sind Stauklappen eine Maßnahme, für die die Hausbesitzer verantwortlich sind.“ Sowohl Lehmann als auch Miller lenkten ein und versicherten, dass ein Gespräch anberaumt wird. „Wir werden uns zusammensetzen und eine Lösung finden“, versprach Lehmann. Er suchte noch das persönliche Gespräch mit dem Beschwerdeführer, nachdem dieser mit seinen Mitstreitern den Sitzungssaal verlassen hatte.

Auch Gemeinderat ist nicht glücklich

Auch für den Gemeinderat ist die offene Stelle an der Spitze des Bauamts ein Problem. Das Gremium zeigt wohl Verständnis, dass es bei Bauverfahren und Bausachen länger gehen kann. Es kommt aber immer wieder „leise“ Kritik. So beschwerte sich Stadträtin Ilona Seemann bei einem späteren Tagesordnungspunkt, dass die Stadt vor der Vergabe die Angelegenheit nicht in den Technischen Ausschuss gebracht hatte. Auch hier fehlte es an der Vorbereitungszeit, erklärte Miller.

Amt seit Februar 2023 vakant

Bernhard Müller bekleidete das Stadtbauamt über zwei Jahrzehnte. Nachdem er 2022 in den Ruhestand ging, übernahm die Leidringer Bauingenieurin Ulrike Klaiber das Amt, allerdings nur mit 60 Prozent Umfang. Sie war die erste und bislang einzige städtische Bauchefin, hat aber im Februar 2023 nach nur sechs Monaten hingeschmissen, weil das enorme Pensum nicht in einer 60-Prozent-Stelle zu bewältigen ist.

Stelle wiederholt ausgeschrieben

Seither hat die Stadt die Stelle bereits dreimal ausgeschrieben. Die vierte Ausschreibung geht jetzt raus, sagt Miller auf ZAK-Nachfrage. Es habe schon Bewerber gegeben, allerdings seien diese nicht geeignet gewesen. „Man muss sich im Hoch- und Tiefbau auskennen und ein Studium vorweisen“, sagt er. Dass die Stelle noch immer unbesetzt ist, führt er auch darauf zurück, dass potenzielle Bewerber eher in der freien Wirtschaft tätig sind. „Der öffentliche Dienst ist weniger attraktiv“, meint der Bürgermeister.

Um der Lage Herr zu bleiben, holt die Stadt vermehrt Planungsbüros mit ins Boot. Es gibt aber einen kleinen Lichtblick: Seit Februar verstärkt ein neuer Mitarbeiter das Stadtbauamt mit seinen bisher drei Vollzeitstellen. Zudem hat Miller die Hoffnung, dass das wirtschaftliche Tief den Fachkräftemangel entschärft.

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