Musikalischer Leckerbissen in Ebingen: Himmlischer Crossover-Flug in der ausverkauften Martinskirche
16.04.2024
Wie im siebten Himmel: So fühlten sich die gut 700 Zuhörer beim nunmehr sechsten Crossover mit der Band Südlich von Stuttgart und musikalischen Gästen.
Wie im siebten Himmel fühlten sich die rund 700 Zuhörer in der restlos ausverkauften Ebinger Martinskirche: Im kühnsten Himmelblau wölbten sich Decken und Wände der Ebinger Martinskirche.
Und oft himmlisch die Stimmen von Carla Frick, Annette Kienzle und Dominik Steegmüller, das Cellospiel von Friedemann Dähn, die aufrüttelnden Orgel-Einwürfe von Steffen Mark Schwarz oder das Gitarren-Verziehen a la Jimi Hendrix von Ralf Gugel.
Der Mann an der wunderbaren Rensch-Orgel, Steffen Mark Schwarz
Doch der Reihe nach. Und die begann mit dem Mann an der wunderbaren Rensch-Orgel, Steffen Mark Schwarz. Was für eine Energie, Pedalarbeit, Ton-Gepräge, polare Spannung. Diese ergoss sich wie ein himmlischer Frühlingsschauer über die Zuhörer oder besser der überaus geneigten Crossover-Gemeinde. Schwarz‘ glanzvoller Gestus ließ sich wieder beobachten auf großen Leinwänden. Und es schien, als geriete der Organist ebenso außer Atem wie das Publikum.
Schnitt: Carla Frick und Ralf Gugel an der akustischen Gitarre zelebrieren More Than Words von der Rockband Extreme. Zart und innig kommt dies an. Und weil wir uns gerade im Schmuse-Modus zurücklehnen, verwöhnen uns Carla Frick und Annette Kienzle mit dem Abendsegen aus Hänsel und Gretel.
War dieses Tonwerk je engelsgleicher?
Da wandert ein wohliger Schauer genauso über den Rücken wie bei Ennio Morricones weltberühmtem Stück Once Upon a Time in the West im zweiten Set. War dieses Tonwerk je engelsgleicher zu hören als von der Interpretation von Carla Frick und der sensiblen Begleitung des Cellisten?
Im genauso starken zweiten Set wie dem ersten, röhrte hingegen Gastsänger Uwe Sessler den Eric-Clapton-Song Change The World und wurde dafür genauso gefeiert wie die Klassik-Pralinen, das Prière Op. 158 von Camille Saint-Saens, mit Schwarz an der Orgel und Dähn am Cello sowie einer Sonate von Antonio Vivaldi. Und noch eine Stimme ließ aufhören: die von Dominik Steegmüller.
Auch Christian Baumgärtner singt
Auch er voller Energie, mal knorrig, mal beseelt, mit enormen Höhen sowie gelebter Sangesfreude und Gestik, die zum Mitklatschen anregt. So wie bei Dir Gehört Mein Herz von Phil Collins. Und niemand kommt darum herum und möchte es vielleicht auch gar nicht, nämlich die Gesangseinlage des Bandleaders, Moderators und unermüdlichen Drummers Christian Baumgärtner.
© Barbara Szymanski
Von der Empore wurden die Musiker per Übertragung nach unten zu den Besuchern gebracht.
Hinter dem Horizont geht’s weiter, na klar, von Udo Lindenberg. Wow, starke Leistung. Und man erkennt, der berühmteste Pop-Abschiedssong klingt beim „Chef“ auch ohne Udo-Nuscheln genauso so poetisch wie es sich gehört.
Jeder einzelne Musiker spielt saugute Soli
Jeder einzelne Musiker von Südlich von Stuttgart ist ein Experte auf seinem Gebiet, spielt saugute Soli und erhält enorm viel Applaus, Freudenpfiffe und Jubelgeschrei. Und das sind neben den schon erwähnten Ensemble-Mitgliedern Johannes Killinger am Bass, Jan Reichelt an den Keyboards, Christoph Beck am Saxofon und Querflöte, Klaus Wagenleiter am Piano und Herbert Wachter an den Percussions.
Zugaben? Nix da, wie immer laut Baumgärtner. Drei Stunden mit Feiern, Schulterzucken, Fingerschnippen, Klatschen, Wippen und sich ausleben, das alles zuletzt im Stehen, das sollte doch für einen himmlischen Crossover-Flug reichen.
