Geislingen

Michael Wolfram, der Motor des Geislinger DRK-Ortsvereins, tritt ins zweite Glied zurück

11.04.2024

Von Claudia Renz

Michael Wolfram, der Motor des Geislinger DRK-Ortsvereins, tritt ins zweite Glied zurück

© Claudia Renz

Michael Wolfram ist ein Rotkreuzler aus Leidenschaft. Nach 30 Jahren als Vereinschef und 53 Dienstjahren gibt er den Vorsitz des Geislinger Ortsvereins ab.

Seit drei Jahrzehnten steht Michael Wolfram an der Spitze des DRK Geislingen und setzt sich für die Rettung und Hilfe seiner Mitmenschen ein. Es ist der Gründer der Ersthelfergruppe, Motor für die überaus engagierte Truppe und leidenschaftlicher Rotkreuzler. Am 20. April tritt Wolfram nach 53 Dienstjahren ins zweite Glied zurück. Damit endet eine Ära beim Geislinger Ortsverein.

Vor 20 Jahren gründete Wolfram eine Ersthelfergruppe für Geislingen, Erlaheim und Binsdorf, die noch bevor der Notarzt eintrifft, in kürzester Zeit beim Patienten ist. Nach Eingang des Alarms sind die Ehrenamtlichen in rund drei Minuten vor Ort. Bis der Rettungsdienst eintrifft führen die top ausgebildeten Ersthelfer lebenserhaltende Sofortmaßnahmen durch und betreuen die Patienten. In zwei Jahrzehnten übernahmen die Geislinger Ersthelfer (First Responser) bei über 6000 Einsätzen die Erstversorgung.

Unfallerlebnis ist Grund für sein Engagement

Ein einschneidendes Erlebnis veränderte in seiner Kindheit das Leben des damals Zwölfjährigen. Mit dem Fahrrad kam der Junge zu einem schweren Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person. Da sämtliche Zugänge blockiert waren und die Möglichkeit zum Patienten zu gelangen nur über ein kleines Dachfenster möglich war, wurde Michael Wolfram ins Auto gehoben um nach dem Patienten zu sehen. Dieser Unfall, bei dem das Autowrack noch mit zwei Feuerwehrautos, mangels Spreizer, auseinandergerissen und ein Mann schwer verletzt geborgen wurde, war der Schlüssel zu seinem Engagement im Deutschen Roten Kreuz, das 1971 in Biberach begann.

In der Krise eingesprungen

Auch während seiner Berufsausbildung in Oberstdorf war Wolfram für einige Jahre beim bayrischen Roten Kreuz aktiv. 1977 kam Michael Wolfram nach Geislingen und zog mit seiner Familie 1980 ins Eigenheim nach Binsdorf. Als es in der DRK- Ortsgruppe Geislingen 1992 kriselte übernahm Michael Wolfram Verantwortung und wurde stellvertretender Bereitschaftsleiter. Vier Jahre später übernahm er die Bereitschaftsleitung.

Beginn mit 15 Leuten

Die Ortsgruppe war damals im Schloss untergebracht und zählte 15 Leute, von denen sieben noch dabei sind. In den vergangenen Jahrzehnten entwickelte sich der DRK-Ortsverein Geislingen kontinuierlich weiter und man kann heute durchaus von einer „Rotkreuzfirma“ mit vielen Fachbereichen sprechen. 70 erstklassig ausgebildete Sanitäter, Rettungshelfer, Rettungssanitäter, Notfallsanitäter, Ausbilder und Spezialisten in weiteren Fachgebieten sind für ihre Mitmenschen im Einsatz. Die Einsatzzentrale mit Leitsystem und Räumlichkeiten im Erdgeschoss für Dienstabende und Einsatzbesprechungen ist auf dem neuesten Stand. Die Garagen im Untergeschoss bieten Platz für einen Fuhrpark mit fünf Fahrzeugen. Rettungswagen, Mannschaftstransportfahrzeug, Kommandowagen, Technik- und Sicherheits- und Drohnenfahrzeug stehen für alle Notfälle zur Verfügung. Zelte, Betten und das technische Knowhow für die Behandlung von 25 Verletzten stehen dem engagierten Team bei Bedarf zur Verfügung.

Er hat 53 Dienstjahre auf dem Buckel

Michael Wolfram war nicht nur in Geislingen aktiv, sondern stellte sein Wissen als Beisitzer im Kreisverband oder als stellvertretender Kreisbereitschaftsleiter zur Verfügung. Der heute 66-Jährige, der 53 Dienstjahre auf dem Buckel hat und mehr als drei Jahrzehnte in leitenden Funktionen war, blickt auf ein erfülltes DRK-Leben. „Ohne den Rückhalt meiner Familie und dem unermüdlichen Einsatz meiner phänomenalen DRK-Mannschaft wäre diese erfolgreiche Zeit nie möglich gewesen“, bringt Michael Wolfram seine Dankbarkeit zum Ausdruck.

Notfallbetreuung ist wichtig

Tag und Nacht sind die Ersthelfer bei Notfällen, Bränden, Unwetterkatastrophen und schweren Unfällen selbstlos in ihrer Freizeit im Einsatz. Seine eigene Ersthelfertätigkeit, die Michael Wolfram in seiner aktiven Zeit alles abverlangte, gehört nun der Vergangenheit an. Ganz wichtig war und ist für den Ehrenbereitschaftsleiter die Notfallnachsorge und die psychologische Betreuung der Retter.

Schwere Unfälle sind für alle Beteiligten oft schwer auszuhalten und bedürfen der Aufarbeitung mit Hilfe von Psychologen und Seelsorgern. Die mehr als 6000 Einsätze, die Wolfram lückenlos dokumentiert hat, und die Durchführung von Rot-Kreuz-Kursen, in denen er seine ganze Erfahrung weitergibt, möchte der scheidende Vorsitzende weiterhin übernehmen.

Letztes großes Bauvorhaben startet

Rückschritt ist für Michael Wolfram keine Option. Der neue Anbau, der als moderner Kubus Platz für drei Ruheräume für die Bereitschaft, Schichtdienste, einen Besprechungsraum und Abstellräume bietet, ist das letzte Bauvorhaben, das unter Wolframs Amtszeit startet. Es freut ihn besonders, dass der Ortsverein finanziell gut da steht.

Ära endet am 20. April

Der lange angekündigte Stabswechsel wird bei der Hauptversammlung am 20. April vollzogen. Die Gesamtverantwortung legt Michael Wolfram dann in die Hände seines Nachfolgers. Für seinen grandiosen Einsatz im Ehrenamt erhielt Wolfram bereits die Landesverdienstmedaille und zum 50. Dienstjubiläum gratulierte die DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt.

Für die Lebensleistung im Ehrenamt und für das Engagement im DRK-Ortsverein Geislingen ist ihm die Anerkennung seines ganzen Teams gewiss. Auch die Geislinger Bevölkerung ist dankbar, im Notfall die Geislinger Ersthelfergruppe vor der Haustür zu haben.

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